ALBERT VERWEY GEB. 1865 AN FRIEDRICH NIETZSCHE Du warst das leiden das den lebenshunger Doch nicht verlernt · suchtest ob Frau Freund Junger Ob einer dich ansäh als solchen helden Doch keinen fandst du deine kunft zu melden. Dann wurdest dus · kreuzmann und freudenreicher O antichrist ... bereit zu immer gleicher Rückkehr leidvollen lebens ... frohe mär Die Zarathustra bringt dem irdischen heer. Dann fand man dich. Da hüllten dich die zwerge Als priester in ein weiss gewand. Zum berge Sahst du hinan aus deinem wahnsinns-tal Und antwort kam und klang dir allzumal: ›Dionysos der du aus dunklen bruten Entstiegst und bleibst in sommerhellen gluten Dir selber gleich – du herrscher trotz Apoll Mach uns mit deinem blut und wunden voll. Wille der macht gewann wo er sonst niemand War als sich selbst: wir setzen auf dein banner Den Aar · den könig jeden dings das fleucht · Die Schlange · wisserin jeden dings das kreucht. Hasser des mitleids · mann und stock der frauen Und meister deiner selbst · auf den zu bauen Ein höher Sein als auf ein fundament Du jeden hast berufen der dich kennt. Wesen das nochmals sei · Tänzer mit erden! Wir wollen mit dir ein paar ein ewiges werden Wir wollen dein sein deiner gluten voll Wir wollen sein wie du bist trotz Apoll.‹ Der sang klang aus · da traten durch das düster Die zwei gestalten hell durch eignen lüster: Der Lichtgott der den dreiklang herrlich strich · Der Christus · rot von speer- und nagelstich. Der eine sagte: Darstellung des gleichen Das ist mein traum · von mir dem gnadenreichen Allzeit ins endlos ungleiche geschwirrt Das durch den traum allein beseligt wird. Der andre sprach: Liebhaben trotz der wunden Nicht sich · nein jeden – das hab ich erfunden Als so allmenschlich grosse seligkeit Dass ichs euch wünsch – ihr der mein bruder seid. Das dunkel kam · auf dich der einsam sass. Gewann Apollo? Christus? und das maass Von gut und bös regte sich bangensvoll In dir. Du starbst sacht und verlangensvoll.