DANTE UND DAS ZEITGEDICHT Als ich am torgang zitternd niedersank Beim anblick der Holdseligsten · von gluten Verzehrt die bittren nächte sann · der freund Mitleidig nach mir sah · ich nur noch hauchte Durch ihre huld und durch mein lied an sie: War ich den menschen spott die nie erschüttert Dass wir so planen minnen klagen – wir Vergängliche als ob wir immer blieben. Ich wuchs zum mann und mich ergriff die schmach Von stadt und reich verheert durch falsche führer ... Wo mir das heil erschien kam ich zu hilfe Mit geist und gut und focht mit den verderbern. Zum lohn ward ich beraubt verfehmt und irre Ein bettler jahrelang an fremde türen Aufs machtgebot von tollen – sie gar bald Nur namenloser staub indess ich lebe. Als dann mein trüber vielverschlagner lauf · Mein schmerz ob unsrer selbstgenährten qualen · Mein zorn auf lasse niedre und verruchte In form von erz gerann: da horchten viele Sobald ihr grauen schwand dem wilden schall Und ob auch keiner glut und klaue fühlte Durchs eigne herz: es schwoll von Etsch bis Tiber Der ruhm zum sitz des fried- und heimatlosen. Doch als ich drauf der welt entfloh · die auen Der Seligen sah · den chor der engel hörte Und solches gab: da zieh man meine harfe Geschwächten knab- und greisentons .. o toren! Ich nahm aus meinem herd ein scheit und blies – So ward die hölle · doch des vollen feuers Bedurft ich zur bestrahlung höchster liebe Und zur verkündigung von sonn und stern.