DER MENSCH UND DER DRUD Das enge bachbett sperrt ein wasserfall – Doch wer hängt das behaarte bein herab Von dieses felsens träufelnd fettem moos? Aus buschig krausem kopfe lugt ein horn .. So weit ich schon in waldgebirgen jagte Traf ich doch seinesgleichen nie ... Bleib still Der weg ist dir verlegt · verbirg auch nichts! Aus klarer welle schaut ein ziegenfuss. Nicht dich noch mich wird freun dass du mich fandst. Ich wusste wol von dir verwandtem volk Aus vorzeitlicher märe – nicht dass heut So nutzlos hässlich ungetüm noch lebt. Wenn du den lezten meiner art vertriebst Spähst du vergeblich aus nach edlem wild Dir bleibt als beute nager und gewürm Und wenn ins lezte dickicht du gebrochen Vertrocknet bald dein nötigstes: der quell. Du ein weit niedrer lehrst mich? Unser geist Hat hyder riese drache greif erlegt Den unfruchtbaren hochwald ausgerodet Wo sümpfe standen wogt das ährenfeld Im saftigen grün äst unser zahmes rind Gehöfte städte blühn und helle gärten Und forst ist noch genug für hirsch und reh – Die schätze hoben wir von see und grund Zum himmel rufen steine unsre siege .. Was willst du überbleibsel grauser wildnis? Das licht die ordnung folgen unsrer spur. Du bist nur mensch .. wo deine weisheit endet Beginnt die unsre · du merkst erst den rand Wo du gebüsst hast für den übertritt. Wenn dein getreide reift dein vieh gedeiht Die heiligen bäume öl und trauben geben Wähnst du dies käme nur durch deine list. Die erden die in dumpfer urnacht atmen Verwesen nimmer · sind sie je gefügt Zergehn sie wenn ein glied dem ring entfällt. Zur rechten weile ist dein walten gut · Nun eil zurück! du hast den Drud gesehn. Dein schlimmstes weisst du selbst nicht: wenn dein sinn Der vieles kann in wolken sich verfängt Das band zerrissen hat mit tier und scholle – Ekel und lust getrieb und einerlei Und staub und strahl und sterben und entstehn Nicht mehr im gang der dinge fassen kann. Wer sagt dir so? dies sei der götter sorge. Wir reden nie von ihnen · doch ihr toren Meint dass sie selbst euch helfen. Unvermittelt Sind sie euch nie genaht. Du wirst du stirbst – Wess wahr geschöpf du bist erfährst du nie. Bald ist kein raum mehr für dein zuchtlos spiel. Bald rufst du drinnen den du draussen schmähst. Du giftiger unhold mit dem schiefen mund Trotz deiner missgestalt bist du der unsren Zu nah · sonst träfe jezt dich mein geschoss .. Das tier kennt nicht die scham der mensch nicht dank. Mit allen künsten lernt ihr nie was euch Am meisten frommt .. wir aber dienen still. So hör nur dies: uns tilgend tilgt ihr euch. Wo unsre zotte streift nur da kommt milch Wo unser huf nicht hintritt wächst kein halm. Wär nur dein geist am werk gewesen: längst Wär euer schlag zerstört und all sein tun Wär euer holz verdorrt und saatfeld brach .. Nur durch den zauber bleibt das leben wach.