NACHT IN DER ALHAMBRA DER DICHTER: Wo ist das plätschern wo das flimmern Damit mein strahl die sonne traf? Zu tiefst und reinst ist dunkles wasser In seinem unterirdischen schlaf. Die hohen gäste sind vorüber – Der schatten legt sich langsam über Und in dem hohen blanken saal Ist durch die schlanken marmorgossen Das lezte wasser weggeflossen In strömen windungsreich und schmal. Und – ist es flüstern · ist es weinen? Sie rauschen · murmeln in den steinen In worten dünn und ohne wahl. Doch stumm sind der fontäne löwen Mit blöden leeren rachen gähnend Wasserlos – Und dunkel wird es in dem hofe Der abendhimmel scheint von oben Und die gestirne schimmern schon. Doch durch die tür wo vor dem düster Bei weiher und bei taxushag Akazien schaukeln · steigt geflüster Als trüber gruss als fremde frag .. DIE STIMME DER ALHAMBRA: Ich grüsse dich · fremdling · sind die tage Verschwunden wo du durch weiten flogst? Bekamst du schätze auf deine frage? Fühltest du nicht was du dir entzogst? DER DICHTER: Horch! durch die nacht ein leises schweben Von ferne der trübsinnige klang Der saite wo das zarte beben Des jungen minners aufwärts drang. DER MINNER: Neige dich · liebste Mit mondscheinarmen Sie mögen mir armem Tröstend sein! Zeig vor dem fenster Dein haupt als Selene – Wie sie · o mein sehnen · Nacht tag lässt sein! Häng aus dem fenster Die hand als Aurora! Sie soll · o Lenora · Mein frührot sein. DER DICHTER: 's ist still! der schall der jungen liebe Steigt kühn und sinkt verschüchtert hin – Was je mich grämte im erdgetriebe War solcher freuden anbeginn: Die liebe die beginnt mit geben · Der traum dem andre göttlich sind · Das herz das arm da steht mit beben Vorm schönen – eigner schönheit kind. Begierde · von den dingen sehend Nur was sie selber nicht berührt – Freimächtiger der als bettler gehend Ein trüb und freudlos leben führt. DER MINNER: Eros · du herrlicher! Wer · o begehrlicher Kennt dich wie wir? Wir sind wir selber nicht · Alles was uns gebricht Liebend gleich dir. Schönheit die unser nicht · Liebe die abhold spricht Huldigen wir. Schönheit füll uns! Liebe hüll uns! Nackt und ledig stehn wir hier. Sein ist verändern: Mach uns zu andern Dass so wir seien! Uns ist das werben süss · Uns auch das sterben süss · Wär je das darben süss An liebe und pein. DER DICHTER: Sein sang klingt kühn. In meinen erdentagen Sang ich ihn auch – nichts konnte mir behagen Als was mich lockte mit langwierigen plagen Und was mir schmeichelte mit kurzem glücke. Wo ist das eine das allzeit entzücke? Das mehr nicht als die erdendinge meinend Von aussen ihnen gleich an werte scheinend Doch innen irdisches mit ewigem einend – Ein SCHOEN das unvergänglich ist .. Sprich · stimme die du hier verborgen bist! DIE STIMME: Such nicht · sterbling · in gedanken Kalt und abgestreift Was im leben euch wird tagen Wenn ihr klüger seid und reift! Warte nur zu diesem morgen! Doch nicht fruchtlos sollst du sorgen. Dir nun geb ich dies symbol: Sieh aus steinen Sich vereinen Dieses fürsten-kapitol: Auf den schroffen Stehn und trotzen Türme mehr als felsenfest · Irdische heere Zückten speere Nie auf stilleres räubernest. Mag ein schloss im erdentreiben Stehn das mehr der erde war: Keins trägt so vermooste zinnen · Reisig über todsgefahr. Mit den bäumen den gewässern Die da brausen die da plätschern Talwärts hin und auf den höhn · Durch ihr dämmern ihre schwüle Wehet kühle Wie kein erdengarten schön .. Doch tritt jezt in die frohen säle Die mit feineren farben malen Als das licht den edelstein! Sieh das spitzenwerk der bögen · Sieh das webwerk an den rahmen Wie um frauenglieder fein! Sind es fische oder vögel? Eckenbilder oder kegel – Was soll diese zeichnung sein? Tier von wasser erde luft · Flut von wasser licht und duft · Was die schlanken linien schwellt · Formen kommen und verschwinden – Irdisches dem Ewigen gesellt. Siehe Jusuf weiser kunst voll Freund des Allah · grosser gunst voll · Dessen lob der stein anstimmt – Liess das vielgestaltige dauern In dem linienspiel der mauern: EINS das nie ein ende nimmt .. DER DICHTER: Die stimme sprachs. Kein zeichen bildet klarer Als dieser bau was geht was ewig webt. Der meister ist sein eigner offenbarer Und auch zugleich von allem was da lebt. Der künstler tut die tat die das Viel-Eine Durchdringe und zu einem sein vereine Das irdisch und doch unvergänglich scheine. DER MINNER: Leb wohl! der morgen macht den himmel gelb – Leb wohl mein lieb · die nachtigall Hört auf – das feld wird fahl. Die nacht hat ganz ihr teil. Leb wohl! die sonne Scheint von der Alhambra krone. Die leiter am balkone Erwartet schon den fuss. Der garten duftet warm betaut. Leb wohl! der himmel blaut! Leb wohl! nochmals ein kuss! Ich fühl um mich die arme dein. So bleib ich diesen langen tag allein – Dann komm ich wieder · süsse lust! Wenn abend duftig graut.