DANTE DIE GÖTTLICHE KOMÖDIE ÜBERTRAGUNGEN Vorrede der ersten Auflage VORREDE DER ERSTEN AUFLAGE Der verfasser dieser übertragungen dachte nie an einen vollständigen umguss der Göttlichen Komödie: dazu hält er ein menschliches wirkungsleben kaum für ausreichend. Stellen (episoden) zu geben sieht er sich dadurch berechtigt dass auf diesem weg · nicht mit dem ersten gesang beginnend und dem lezten aufhörend · ihm wie vielen das eindringen gelang – und später der trieb zur arbeit kam. Er weiss dass das ungeheure welt- staats- und kirchengebäude nur aus dem ganzen werk begriffen wird. Was er aber fruchtbar zu machen glaubt ist das dichterische · ton bewegung gestalt: alles wodurch Dante für jedes in betracht kommende volk (mithin auch für uns) am anfang aller Neuen Dichtung steht. Vorrede der zweiten Auflage VORREDE DER ZWEITEN AUFLAGE Diese zweite ausgabe die zum 600. todestage Dantes erscheinen soll wurde durch einige bisher ungedruckte sowie durch die wenig bekannten stellen der XI. und XII. Folge der Blätter für die Kunst erweitert: darunter sind solche von besonderer dichterischer wucht und eindringlichkeit wie der Felsenstieg (Hölle XXIV) der Hungerturm (Hölle XXXIII) die Verbannungsvoraussage (Himmel XVII). Da gerade in dem neuen teil sich die namen von personen örtern und dingen stark vermehrt haben die für den heutigen menschen nicht als bekannt vorausgesezt werden können so dürfte das beigefügte verzeichnis obwohl es die last eingehender erklärungen nicht übernimmt vielfach willkommen sein. Die Verirrung im Wald. Erscheinung des Vergil DIE VERIRRUNG IM WALD · ERSCHEINUNG DES VERGIL Es war inmitten unsres wegs im leben · Ich wandelte dahin durch finstre bäume Da ich die rechte strasse aufgegeben. Wie schwer ist reden über diese räume Und diesen wald · den wilden rauhen herben .. Sie füllen noch mit schrecken meine träume. So schlimm sind sie dass wenig mehr ist sterben. Doch schildr ich alle dinge die mir nahten Ob jenes guts das dort war zu erwerben. Ich weiss nicht recht mehr wie ich hingeraten. So war ich voller schlaf um diese stunde Dass sich mir falsche wege offentaten. Nun angelangt an eines hügels grunde – Er war die grenze eben jener klamme Wo angst das herz mir traf mit einer wunde – Sah ich hinauf und schaute auf dem kamme Die strahlen schon sich breiten des planeten Der uns zum ziele führt auf jedem damme .. So dass die ängste etwas mir verwehten Die auf dem see des herzens hingeflogen Die nacht die ich verbrachte so betreten. Und wie ein mann der sich herausgezogen Schwer-atmend an das ufer aus den riffen Und umdreht nach den fährlich wüsten wogen: So wandte sich mein geist im fliehn begriffen Noch einmal rückwärts um die bahn zu schauen Die nimmermehr lebendige durchschiffen. Dem müden leib gab rast ein neu vertrauen Und stets den festen fuss an tiefrer stelle Trug ich mich weiter durch das land voll grauen. Und sieh · da kam fast an der höhe schwelle Des wegs ein Pardel leicht und sehr behände .. Der war bekleidet mit geflecktem felle. Vor meinem blicke schweift' er ohne ende Ja hinderte mich so auf meinem pfade Dass ich mich wenden wollt an mancher wende. Die zeit der morgendämmrung war gerade .. Die sonne stieg von dem gestirn umfahren Das mit ihr ging als durch die Ewige Gnade Erstmalig jene schönen dinge waren – So dass ich hoffen konnt aus gutem grunde Ob jenes tieres mit den bunten haaren · Der süssen zeit des jahres und der stunde .. Doch so nicht dass nicht neue angst mich spannte Als sich ein Löwe zeigte in der runde. Es schien mir dass er mir entgegenrannte Mit hohem haupt und hungerwütigem stieren So sehr dass er die luft vor schrecken bannte .. Und eine Wölfin die mit allen gieren Beladen war trotz ihrer magren knochen Und die viel volk schon liess sein glück verlieren. Den schreck mit dem ihr anblick machte pochen Ward ich mit solcherlei beschwernis inne Dass mir des aufstiegs hoffnung war zerbrochen. Und so wie einer strebend nach gewinne Beim nahn der stunde die ihn nicht gestattet Sich härmt und weint in seinem ganzen sinne: So ging mirs mit dem tier das unermattet Zukam auf mich um mich zurückzuschieben Schritt hinter schritt zur gegend wo es schattet. Da ich so stand an niedren ort vertrieben Hat meinem blick sich Einer dargeboten Der schien durchs lange schweigen stumm geblieben. Ich sah im grossen ödland diesen boten .. Erbarm dich meiner! rief ich zu ihm bange · Seist heiler mensch du · seist du von den toten. Er gab zurück: Kein mensch · mensch WAR ich lange Und meine ältern Mantuaner städter Mit namen beide von lombardischem klange. Ich kam zur welt SUB JULIO · doch als Später .. Ich lebt in Rom an des Augustus throne Als man für götter hielt der lüge väter. Ich war ein dichter und vom frommen sohne Anchises' sang ich – jener nach dem falle Des stolzen Ilion aus der stadt entflohne. Doch warum kehrst du um zum untern walle Und klimmst nicht auf zum schönen bergeshorne · Ursach und anfang für die freuden alle? ›So bist du der Vergil aus dessen borne Entflossen ist des worts so weite welle?‹ Fragt ich und bog beschämt den kopf nach vorne. O du der andern dichter ruhm und helle! Nun lohne grosse lieb und tief versenken Mit denen lang dein buch war mein geselle. Du Meister mir und Stab um mich zu lenken Du bist der einzige dem ich entnommen Den schönen stil dess rühmend sie gedenken! Hölle · I. Gesang · 1–87. Entsendung des Vergil ENTSENDUNG DES VERGIL Der tag ging nieder und die düstre weite Entledigte die wesen auf der erde All ihrer mühn.. und ich allein bereite Mich vor zu übernehmen die beschwerde Des mitgefühls sowohl als die der runde Die ich im sinn der festhält schildern werde. Seid Musen · sei du hoher Geist im bunde! O sinn der was ich sah du in dich schreibest: Hier gib von deinem edeltume kunde! Ich sprach: O Dichter der du bei mir bleibest Sieh zu ob meine tucht sich stark erweise Bevor du zu dem hohen ziel mich treibest! Du sagst dass Silvius' älterherr die reise Da er verweslich war in zeitenloses Reich angetreten – und fühlbarerweise. Denn wenn ihn eingedenk des hohen loses Der Gegner jeden übels gnädig führte – Draus kommen sollte solches und so grosses – So scheint dem klugen dass sichs so gebührte · Da vom erlauchten Rom und seinen welten Der höchste himmel ihn zum stammherrn kürte. Welches und welche (soll die wahrheit gelten) Begründet wurden in dem heiligen staate · Dem sitze des zu Petri thron Bestellten. Durch diesen abstieg dem er rühmlich nahte Erfuhr er dinge wie den grund er lege Zu seinem sieg und zu dem papst-ornate. Dann ging das Auserkorene Gefäss die stege Um dorther trost zu bringen für die lehre Die der beginn ist vom erlösungswege. Doch ich darf ich dort gehn – dass mans nicht wehre? Der ich Aeneas nicht noch Paulus gleiche: Ich nicht und keiner fand mich wert der ehre. Deshalb wenn ich dem drang zu gehen weiche Befürchte ich mein gang sei eines tollen .. Du weiser fassest mehr als ich dir reiche ... Und wie ein mann wegwill von seinem wollen Und seinen vorsatz tauscht mit neuem sinne Der ganz ihn abhält von dem ersten sollen: So ging es mir in jener dunklen rinne · Dass ich bedenkend meinen plan bereute Den ich so eilig fasste beim beginne ... Wenn ich was du mir sagtest richtig deute · Versezte drauf des hochgemuten schatte · So wurde dein gemüt der feigheit beute Durch die in manchem fall der mensch ermatte · Dass ihn erschrecken ehrenvolle schritte Wie falsche schau die tiere wenn es schatte. Damit dir jener knoten sei durchschnitten Hör wie ich komme und wie sichs begebe Seit ich zum erstenmal um dich gelitten. Ich war bei jenem volk das hangt in schwebe Da rief ein weib mich · eine selige Holde · So dass ich bat dass sie befehl mir gebe. Ihr auge glänzte gleich dem sternengolde Und engelsstimme drang aus ihrer kehle Als sie zu reden anhub sacht und holde: O hilfbereite Mantuaner seele Mit einem ruhme heute noch von dauer Und der solang die welt sich dreht nie fehle: Mein freund – nicht der des schicksals – ist in trauer Auf ödem strand und so gedrängt von plagen Auf seinem weg dass er sich kehrt vor schauer. Ich fürchte fast er ist so weit verschlagen Dass ich zu spät mich hob zu meinem gange Nach dem was ich im himmel hörte sagen. Nun eile du mit deiner rede klange · Mit dem was ihm gebricht sei ihm zum horte Dass er sich rette und ich trost erlange! Ich bin die Selige! aus jenem orte Wohin zu kehren mich verlangt dir nahend – Die liebe regte mich und meine worte. Von neuem meines herren glanz empfahend Werd ich ihm reden viel zu deinem preise ... Sie schwieg und ich erwiderte bejahend: O Frau der Tugend deren einzige weise Das menschliche geschlecht vor jedem sterne Erhaben macht der an dem himmel kreise: Ich folge deinem aufgebote gerne. Mir scheint dass du dich schon zu lange mühtest · Denn ich bin keinem deiner wünsche ferne. Nur künde noch warum du dich nicht hütest In diesen erdenschlund dich zu versenken Vom ort wohin du schon zu kehren glühtest! Da du begehrest solches auszudenken · Gab sie zurück · soll kunde zu dir dringen Weshalb getrost sich meine schritte lenken: Die furcht entsteht allein uns aus den dingen · Besitzen sie zu unserm schaden waffen – Die andern können keinen schrecken bringen. Ich bin von Gott (sei dank ihm!) so geschaffen Dass euer elend drunten mich nicht rühre Noch flammen eures brandes mich entraffen. Ein edles weib des himmels sprach · sie spüre Mitleid bei diesem streit zu dem ich sende Dass nicht der obre strenge spruch mehr schnüre. Sie rief Luzien her zu diesem ende Und sagte: Nun hat nötig der dir Treue Der hilfe – weshalb ich an dich mich wende. Luzia die vor jeder härte scheue Erhob sich und trat hin zu meinem kreise Zum sitz dess ich mich neben Rahel freue. ›O Selige! dem Herrn zum wahren preise! Hilf ihm der dich geliebt mit solcher ehre Dass er um dich verliess die niedren gleise. Hörst du denn nicht auf seiner seufzer schwere · Siehst nicht wie streitet der vom tod bedräute Am strom der nicht verschlungen wird vom meere?‹ Sie sprachs und drunten eilten niemals leute Gewinn zu suchen · schaden zu beschwören Wie ich nach so empfangenem bedeute. Ich stieg herab aus meinen seligen chören Vertrauend auf dein ehrenvolles dichten Das dich und alle ehret die es hören. Nachdem sie so mir sprach und ihre lichten Mit tränen angefüllten augen regte Liess sie mich schneller ihr geheiss verrichten. So kam ich zu dir wie sie's auferlegte. Ich habe dir das tier zurückgeschlagen Das dir den weg zum schönen berg verlegte. Was also ist? warum warum dies zagen? Was nährest du im herzen solches grauen? Warum gebricht es dir an freiem wagen? Da solche drei gebenedeite frauen Sich um dich mühen in des himmels kreise Und dir mein reden leiht soviel vertrauen?.. So wie die blume die im nächtigen eise Sich schloss und neigte · wenn ein strahl ein blanker Sie trifft · sich aufrecht und geöffnet weise: So tat ich · ein in meinen kräften schwanker · Und so viel wagemut das herz mir wandte Dass ich zu reden anhob wie ein franker: O sie die gnädige die mir hilfe sandte! Freundlicher du der ihr gehorcht so schnelle Als sie mit wahrem worte sich verwandte! Auf dieses wort hin hab ich auf der stelle In meinem herzen solchen wunsch empfangen Dass ich zurückging nach der früheren schwelle. Nun komm! wir beide haben Ein verlangen · Du bist der Herr · der Führer und der Weise. So sagt ich ihm. Er war vorangegangen Und ich trat an die hohe schwere reise. Hölle II. Gesang. Inschrift des Höllentors. Die Lauen INSCHRIFT DES HÖLLENTORS · DIE LAUEN ›Durch mich geht man hinein zur stadt der trauer Durch mich geht man in der Verlornen zelle Durch mich geht man zum leiden ewiger dauer. Aus recht gab mir der Schöpfer meine stelle Die göttliche Gewalt hat mich geweitet Die erste Liebe und die höchste Helle. Vor mir war kein geschaffnes ding bereitet Nur ewige – wie auch ich ewig stehe. Lasst jede hoffnung die ihr mich durchschreitet.‹ Dies wort in einer dunklen farbe sehe Ich aufgeschrieben über einer türe .. Ich sprach: der sinn · o meister · macht mir wehe. Drauf er · als kundiger dessen was gebühre: Hier ziemt dass jeder zweifel sei gebrochen · Nicht ziemt hier dass sich irgend feigheit rühre. Wir sind am ort von dem ich dir gesprochen Wo ich dich zum verlornen volke bringe Das seiner güter höchstes hat verbrochen ... Er legt' um meine seine hand als schlinge Mit heitrem blick · worob ich trost empfangen Und liess mich ein in die geheimen dinge. Dort in der sternenlosen luft erklangen Seufzer und schluchzen und ein laut gestöhne Worüber ich mit weinen angefangen. Seltsame sprachen · fürchterliche töne · Worte der qual · geschrei des zornes · volle Und dumpfe stimmen · dazu handgedröhne: Sie machten ein getöse als ob rolle In ewig dicker luft ununterbrochen Das von den fröschen in des sturmes grolle. Ich sprach · das haupt voll zweifelhaftem pochen: Meister · was höre ich in diesem kreise Für volk das so vom schmerze scheint durchstochen? Und er zu mir: Solch jammervolle weise Muss die elende seele der erfahren Die lebten ohne schmach und ohne preise. Sie sind gemischt mit jenen schlechten scharen Mit jenen engeln welche nicht rebellen Noch treu dem Herren sondern für sich waren. Der himmel jagt sie dass er nichts vom hellen Einbüsst noch birgt man sie im höllischen schlunde Dass nicht die sünder drob sich höher stellen. Ich sagte: Meister · was für eine wunde Ist es in ihnen die sie so macht leiden? Und er: Ich gebe davon kurz dir kunde: Diesen ist hoffnung nie: ganz zu verscheiden – Und nichts ist wie ihr leben niedrer trüber So dass sie jedes andre los beneiden. Von ihnen dringt kein ruhm der welt hinüber · Von Gnade wie von Recht sind sie verachtet · Sprich nicht von ihnen · schau und geh vorüber! Hölle · III. Gesang · 1–51. Die Gruppe der Dichter DIE GRUPPE DER DICHTER Noch hatten wir bis hier nicht lang zu schreiten Vorn obern end · da sah ich eine helle Im halbkreis brechen durch die dunkelheiten. Nicht mehr so ferne waren wir der stelle Dass ich bemerkte was in diesen kreisen Für ehrenvolle gruppe sich geselle. ›Du Ehre aller Künstler aller Weisen Wer sind doch die mit solcher anerkennung Dass sie sich scheiden von der andren gleisen?‹ Und jener sprach: Die ehrenreiche nennung Die über sie erklingt in eurem leben Erwirkt vom himmel ihnen solche trennung. Da hört ich eine stimme sich erheben: Erweiset ehre eurem höchsten dichter! Der uns verliess ist uns zurückgegeben. Sobald die stimme innehielt kam dichter An uns heran ein zug vier grosser schemen. Nicht froh noch traurig waren die gesichter. Mein Meister dann begann das wort zu nehmen: Sieh der den degen in die hand getan Der als der erste kommt gleich den vornehmen: Es ist Homer · der dichter fürst und ahn. Dort ist Horaz · der finder der satire · Ovid der dritte und zulezt Lukan. Desselben namens bin ich wie die viere Der eben tönte wie aus einem munde .. Mir ehr antuend tuen sie das ihre ... Ich sah die schöne schule hier im bunde Und des erhabensten gesanges leiter Der wie ein aar schwebt vor der ganzen runde. Sie redeten noch kurz zusammen weiter Worauf ihr grüssend winken mich umkreiste .. Froh lächelte darüber mein begleiter. Doch mich zu ehren taten sie das meiste Indem sie mich in ihre reihe nahmen: Ich sechster wurde neben solchem geiste. Hölle · IV. Gesang · 67–102. Franziska von Rimini FRANZISKA VON RIMINI Nachdem mein lehrer mir die namen nannte Von Altertumes fraun und paladinen Ergriff mich mitleid dass es fast mich bannte. Und ich begann: Dichter! dürft ich mit ihnen Dort reden die als paar zusammengehen Und die im wind so leicht zu schweben schienen. Und er: Wart bis sie näher zu uns drehen Und ob der liebe die mit ihnen schaltet Bitte sie und du wirst sie kommen sehen. Sobald der wind sie zu uns hin gefaltet Hob ich die stimme: ›Seelen ihr in plagen Kommt her und sprecht mit uns · so Er es waltet.‹ Wie tauben dem verlangen folgend schlagen Hin durch die luft die breite dichte schwinge Zum süssen neste: so vom wunsch getragen Enteilten jene aus der Dido ringe Und kamen durch das stürmende geflute Als ob der neigung ruf sie zu uns zwinge. ›O kreatur freundwillige und gute Die du besuchest durch den finstern schwaden Uns die wir einst die welt gefärbt mit blute: Säh uns der Weltenherrscher an in gnaden So flehten wir zu ihm · dir zum gewinne · Der du bemitleidst unsern schlimmen schaden .. Wo hören euch und reden liegt im sinne Werde ich hören euch und reden werde Ich euch solang der wind · wie jezt · hält inne. Es liegt die mich geboren hat die erde Am ufer wo der Po enteilt zur münde Dass ihm und seinen folgern ruhe werde. Liebe die edlen herzen rasch sich künde Zog jenen hin zu meinem schönen leibe Den mir entriss – noch grämt mich welche – sünde. Die nie will dass geliebtes lieb-los bleibe Liebe band mich an ihn mit solchem knoten · Dass wie du siehst kein los ihn von mir treibe. Liebe sandt uns zusammen zu den toten. Der uns erschlug kommt ins bereich der Kaine.‹ Dies war die rede die sie uns erboten. Als ich vernommen dieser seelen peine Neigt ich das haupt und hielt so tief die blicke Dass mich der dichter fragte was dies meine. Da kam mein wort als ob es mich ersticke: Ach wieviel süsses sinnen süsser schauer Hat sie geführt zum schmerzlichen geschicke! Dann wandt ich an die beiden mich genauer Und ich begann: Franziska · deine wunde Weckt bis zum weinen mitleid mir und trauer. Doch sag mir: zu der süssen seufzer stunde Wobei und welcherart gab der Begehrer Euch von den zweifelhaften wünschen kunde? Und zu mir sprach sie: Keine qual ist schwerer Als der glückseligen zeiten zu erwähnen Im ungemach. Davon weiss auch dein lehrer. Doch wenn zu forschen liegt in deinen plänen Nach unsrer lieb in ihren ersten zügen So will ich tun wie er der spricht mit tränen .. Wir lasen eines tages zum vergnügen Von Lanzelot · wie liebe ihn bedrückte. Ich war allein mit ihm und sah kein trügen. Mehrmalen schon in unsren augen zückte Dies lesen und verfärbte uns die wange. Doch eine zeile wars die uns berückte: Da stand wie unter dem sehnsüchtigen drange Sotanen freundes sich die lippen heben – Als er der nun auf ewig an mir hange Mich auf den mund geküsst hat ganz in beben .. Verführer war das buch und ders verfasste. Den tag war unser lesen aufgegeben. Als so der eine geist gesprochen · fasste Den andren solches schluchzen dass vor weiche Mir die besinnung schwand und ich erblasste. Und ich fiel hin als fiele eine leiche. Hölle · V. Gesang · 70–142. Eintritt in die Stadt des Dis EINTRITT IN DIE STADT DES DIS Er sprach noch mehr · doch blieb mirs nicht im sinne · Denn gänzlich ward mein blick hinaufgetragen Zum hohen turm mit der erglühten zinne. Ich sah an gleicher stelle plötzlich ragen Drei höllen-furien blutübergossen · Sie hatten weibes glieder und betragen. Von schlangen tiefgrün waren sie umschlossen · Vipern und nattern trugen sie statt haaren Die ihnen um die wilden schläfe schossen. Und er der wohl bekannt war mit den scharen Der königin von ewigen weinens orten: Sieh – sprach er – die Erinnyen · die furchtbaren! Hier links magst du Megära und rechts dorten Die weint · Alekto · und inmitten schauen Tisiphone.. er schwieg nach solchen worten. Sie rissen ihre brust sich mit den klauen Die hände schlagend mit so lautem schrein Dass ich mich an dem dichter barg vor grauen. Medusa komm · wir machen ihn zu stein! Mit Theseus gingen schlimm wir ins gerichte .. Schrieen sie · niederblickend im verein. ›Dreh dich herum und hülle dein gesichte! Wenn sich die Gorgo zeigt und es sie schaute Dann gäb es keine rückkehr mehr zum lichte.‹ Dies sprechend wandte mich Vergil und traute So wenig dem was meine hand beginne Dass er noch mit der eignen mich verbaute. O ihr mit dem besitz gesunder sinne Gebt acht auf die belehrung die sich decke Unter dem sonderbaren vers-gespinne! Es kam mit einem tone voll von schrecke Schon ein getöse durch die stürmischen fluten Dass das gestad erbebt an jeder ecke. Nicht anders klingt es wenn vom streit der gluten Erregt · die winde voller ungebärde Den wald durchziehn und ohne dass sie ruhten Die äste spalten brechen und zur erde Wegschleudern · vorwärts geht ihr stäubend toben Und treibt zur flucht die hirten und die herde. Er löste mir die augen: Nun erhoben Den blick! sprach er · zum sumpf der immer dauert Dorthin wo rauch am stärksten steigt nach oben ... Wie bei der schlange nahn die auf sie lauert Die frösche durch das wasser hin zerstieben Bis jeder auf dem lande niederkauert: Sah ich an tausend seelen aufgetrieben Vor Einem fliehn der auf den stygischen pfaden Hinschritt dass ihm die sohlen trocken blieben. Er fegte vom gesicht den dicken schwaden Mit seiner linken häufigem geschwenke Und nur von solcher müh schien er beladen. Ich wusste wohl dass ihn der himmel lenke · Ich sah den meister an und mich beschied er Dass schweigend ich das haupt vor Jenem senke. Ach mit wieviel verachtung sah er nieder! Er kam zur pforte und mit einer gerte Tat er sie auf und es gab kein dawider. Hölle · IX. Gesang · 34–90. Farinata und Cavalcante FARINATA UND CAVALCANTE ›O Tusker der du durch die stadt der flammen Lebendig gehst und also sprichst mit ehre Bleib eine weile hier mit mir zusammen · Da ich aus deiner sprache mich belehre Du seist aus jenem edlen heimatlande Dem ich gemacht vielleicht zu viel beschwere.‹ Plötzlich entschallte dieser laut dem rande Einer der archen.. dies liess bang mich gehen Etwas zurück zu meines führers stande. Der sagte mir: Kehr um! was ist geschehen? Sieh · Farinata steigt aus seinem schachte .. Vom gürtel aufwärts wirst du ganz ihn sehen .. Indem ich ihn mit festem blick betrachte Hob er sich mit der brust und dem gesichte So als ob er die hölle tief verachte. Die hände kühn und fertig zum verrichte Drängten mich zu ihm durch der särge runde Als sagten sie: Dein wort sei von gewichte! Und als ich stand an seines sarges grunde Da wandt er sich zu mir mit lässiger schaue Fast unwirsch: Gib von deinen ahnherrn kunde! Als willig zu gehorchen aufs genaue Ich ohne hehle alles ihm beschrieben · Da zog er in die höhe seine braue Und sagte: Grimmig feind sind sie geblieben Für mich für meinen stamm und meine leute · Drum hab ich zweimal sie hinausgetrieben. Wiewol verjagte · sprach ich · und zerstreute Kam jedmal neu die macht in ihre hände Indes die euren gleiche kunst nicht freute ... Da hob sich über ungedeckte rände Ein schatten neben aufwärts bis zum kinne · Es war als ob er auf den knieen stände · Sah um mich her als hätte er im sinne Noch einen zu erspähn der mich begleite · Dann aber ward er seinen irrtum inne Und sagte weinend: Wenn des geistes weite Dich durch dies dunkele gefängnis sandte: Wo ist mein sohn? warum nicht dir zur seite? Und ich: Nicht eigne kraft wars die mich wandte. Er der dort wartet hat mich mitgenommen Den wol dein Guido vormals nicht erkannte. – Zu fragen wie er hiess war ohne frommen Nach seinem wort und bei der art der qualen · Drum gab ich ihm die antwort so vollkommen. Da sprang er plötzlich auf und rief: ›Vormalen‹ Hast du gesagt? So lebt er nicht mehr droben? So trifft sein blick nicht mehr die süssen strahlen? Und als ich eine weile aufgeschoben Die antwort ihm zu geben und ers merkte Sank er zurück und kam nicht mehr nach oben. Hölle · X. Gesang · 22–72. Petrus de Vinea PETRUS DE VINEA Allseitig war von klagen ein geschwirre · Doch sah ich keinen der hervor es brachte · Deswegen blieb ich stille stehn ganz irre. Ich denke dass er dachte dass ich dachte So viele stimmen kämen aus dem laube Von einer schar die sich unsichtbar machte. Der Meister sagte mir deswegen: Klaube Ein zweiglein ab von einem solchen stamme Dass es die meinung die du hast dir raube. Nun strecke ich die hand hervor und kramme Ein ästchen ab von einer grossen hecke. Da schrie der strunk: Was machst du mir die schramme? Darauf bekam er von dem blute flecke Und schrie zum zweitenmal: Warum mich schinden? Ob denn in dir kein hauch von mitleid stecke? Wir waren menschen und nun sind wir rinden · Und hätten seelen wir gehabt von nattern · Wir hätten mildre hände dürfen finden ... Wie grünes scheit um das die flammen knattern Am obern end · am untern tropfen hangen – Und das erzischt von dämpfen die verflattern: So waren aus dem riss hervorgegangen Worte und blut.. ich liess das zweiglein fallen Und stand dann stille wie ein mensch in bangen. Hölle · XIII. Gesang · 22–45. Brunetto Latini BRUNETTO LATINI Ein solcher schwarm beäugte mich jetzunder Und einer kannte mich der mein begehrte Und rief am kleid mich fassend: Welch ein wunder! Und als er seine arme zu mir kehrte Drang ich mit meinem aug in die verdorrte Gestalt bis die verbrannte nicht mehr wehrte Sie zu erkennen und ich gab die worte Mit meinem antlitz dicht das seine fassend: Meister Brunetto · ihr an diesem orte? Und er darauf: Mein sohn · schein' es dir passend Dass Brun Latini mit dir einige schritte Nach rückwärts gehe seinen schwarm verlassend! Ich sprach zu ihm: Mit allen kräften bitte Ich euch · wollt ihr dass ich mich zu euch setze? Ich würd es gern wenn es mein führer litte. O sohn · versezt er · wer in unsrer hetze Still steht muss liegen ohne sich zu rühren An hundert jahr wie auch die glut ihn wetze. Doch geh nur und lass deinen saum mich führen! Hernach kehr ich zurück zu meiner herde Wo weinend wir den ewigen schaden spüren. Nicht wagt ich mich mit ihm auf gleiche erde Und schritt gesenkten hauptes am gestade Wie einer mit ehrfürchtiger geberde. Und er begann: Welch los und welche gnade Lässt vor dem lezten dich herniederschweben Und wer geleitet dich auf diesem pfade? Da droben über euch im heitren leben · Sagt ich · verlor ich mich in einem tale Eh noch des alters fülle mir gegeben. Früh gestern liess ichs – doch zum zweiten male Geriet ich hin als jener kam von ferne. Nun führt er mich auf diesem weg zum strahle. Und er zu mir sprach: Folgst du deinem sterne · Verfehlst du nicht den ruhmesvollen hafen. Vom schönen leben her gedenkt mirs gerne. War ich nicht zu so früher zeit entschlafen Du hättest trost gehabt von meiner lippe Da sichtlich dich des himmels gnaden trafen. Doch jene undankbare böse sippe Die einst von Fiesole im niedersteigen Noch manches mit sich nahm von klotz und klippe Wird für dein wohltun dir sich feindlich zeigen Und dies mit recht · denn zwischen sauren früchten Geziemt das wachstum nicht den süssen feigen. Sie heissen blind nach frühesten gerüchten · Ein volk von neid und geiz und stolz zerrissen. Bewahre du dich rein von ihren züchten. Dein glück wird solche ehren für dich wissen Dass die und jene schar nach dir die pfote Ausstrecken wird.. doch weg vom tier den bissen! Das Fiesolaner Raubvieh häufe tote Im eignen schwarm · nur fress es nicht die bramen – Wenn je noch einer wächst aus seinem kote – Daran lebendig wird der heilige samen Von Römern die geblieben sind als schlechte Den ort zum sitze ihrer bosheit nahmen ... Wär meine bitte mir erfüllt zu rechte · Gab ich zur antwort ihm · vertrieben wäret Ihr heut noch nicht vom menschlichen geschlechte. Zu herzen geht mir wie im geist mir währet Noch eure gute teure vatermiene Als ihr auf erden täglich habt erkläret Wo sich der mensch die ewigkeit verdiene. Wie hoch ich dieses hielt solang ich lebe: Dass es aus meinen worten widerschiene! Hölle · XV. Gesang · 22–87. Die drei Florentiner. Der Riese Geryon DIE DREI FLORENTINER · DER RIESE GERYON An jenem ort vernahm man das gebrumme Des wassers das zum andern kreis im laufe Abrann – wie eines bienenstocks gesumme. Da sonderten gleichzeitig aus dem haufe Drei schatten sich von einer fliehnden bande Die duldete durch scharfer qualen traufe. Sie riefen · sich uns nähernd bis zum rande: Bleib stehen! durch dein kleid gibst du uns kunde Einer zu sein aus unsrem schlimmen lande. An ihrem leib · ach! sah ich wund an wunde Vom biss der flammen · neue neben alten .. Daran zu denken schmerzt mich bis zur stunde. Bei ihrem rufe blieb mein führer halten · Er wandte sich zu mir und sprach: ›Verweile · Vor diesen schickt sich höfliches verhalten! Wär es nicht wegen jener feuerpfeile Mit denen das gesetz des orts kasteie So spräch ich: Mehr als ihnen ziemt dir eile.‹ Wir standen still und mit dem frühern schreie Hoben sie wieder an und vorgetreten Machten ein rad aus sich sie alle dreie. So ähnlich wie gesalbt und nackt athleten Den griff erspähen und die rechte weise Eh sie sich geben schlag und stoss: so drehten Den blick auf uns gerichtet sich im kreise Die drei · dass umgewendet sich zum fusse Der hals befand auf einer ständigen reise. ›Ach wenn nicht ob des lockern ortes busse Du uns und unsrem wort verachtung zeigest – So sprachs – und ob der blösse und dem russe: Vermöge unser ruhm dass du dich neigest Zu sagen wer du bist der du so feste Lebendigen fusses durch die hölle steigest. Der dort in dessen spur ich meine presste War · ob er auch ganz nackt und kahl dir nahte · Mehr als du ahnen kannst im rang der beste .. Enkel war er der gütigen Waltrate · Hiess Guidoguerra und in seinem leben Tat viel er mit dem schwert wie mit dem rate. Der andre der den sand zertritt daneben Ist Aldobrandi dem man nicht in gnaden Als er noch droben war gehör gegeben. Ich mit der gleichen qual wie sie beladen Bin Rusticucci und gewiss erweckte Mein arges weib mir mehr als alles schaden.‹ Es gab nichts was mich vor den flammen deckte Sonst wär ich auf sie drunten zugeflogen Versichert dass mein führer mich nicht schreckte. Doch hätten brand und glut mich überzogen .. So schwand die gute absicht mir vorm schauer Die jene zu umarmen mich bewogen. Drauf ich begann: Nicht abscheu sondern trauer Ist es wozu mich euer schicksal rührte Die in mir haften bleibt auf lange dauer. Nach worten die hier dieser der mich führte Zu mir gesprochen konnte ich gewahren Als ihr des weges kamt was euch gebührte. Ich bin aus eurer stadt und hab seit jahren Von eurem werk und eures namens ehre Mit zuneigung gesprochen und erfahren. Das gift verlass ich um die süsse beere Verheissen mir durch meines lenkers treue .. Doch erst ist not dass ich ins tiefste kehre. ›Wenn sich mit seiner seele lang noch freue Dein körper · rief es dann aus gleichem munde · Und nachher ständig sich dein ruhm erneue – So sag: ist sitte noch und mut im bunde Mit unsrer stadt so wie vergangner tage .. Sind sie vielmehr nicht ganz und gar im schwunde? Denn Borsiere der zur selben plage Erst kurz mit unsren scharen weilt hier drinne Gibt uns bericht der uns bewegt zur klage.‹ Die neuen leute · plötzliche gewinne Sie haben stolz und unmaass grossgezogen Florenz in dir! schon wirst du's schmerzlich inne! So rief ich laut das haupt zurückgebogen .. Da sahn die drei sich an die dies vernommen So wie man schaut beim spruch der nicht getrogen. ›Wird nächstes mal nicht übler dirs bekommen · So sagten sie · bei solcher auskunft worten Dann heil dir der du also sprichst zum frommen. Drum · wenn entflohen diesen dunklen orten Du rückkehrst um zu schaun die schönen sterne · Wenn dich erfreut zu sagen: ich WAR dorten – Mach dass man uns zu rühmen nicht verlerne!‹ Dann lösten sie das rad und flügeln gleiche Enteilten ihre beine in die ferne. Nicht wäre möglich dass so schnell entweiche Zeit für ein amen als sie uns entschwanden .. Drum brach mein führer auf aus dem bereiche. Ich folgte ihm.. nach kurzem gange fanden Wir nah die fluten mit solch lautem klange Dass sprechend wir uns hätten kaum verstanden. Wie jener fluss der ganz mit eignem gange Als erster ostwärts vom berg Veso droben Und an dem linken Apenninen-hange · Den man das Stille Wasser heisst dort oben Eh er zu seinem flachen bette sausend Wird solchen namens bei Forli enthoben: Wie jener ob Sankt Benedikten brausend Im hochgebirg entstürzt in Einem falle Wo raum genügend dürfte sein für tausend: So fanden wir mit einem solchen schwalle Am steilen rande jene dunkle welle Dass bald das ohr beleidigt war vom schalle ... Ich trug ein seil an eines gürtels stelle Mit dem ich fangen wollt in manchen stunden Das pardeltier mit dem gefärbten felle. Nachdem ich es ganz von mir losgebunden Wie es befohlen hatte mein geleite Reicht ich es ihm zu einem knäul gewunden. Drauf drehte er sich nach der rechten seite Und etwas ferne bleibend von der kante Warf er es nieder in die schlucht · die weite. Nun mache dich gefasst aufs unbekannte · Sprach ich zu mir · nach jenem neuen zeichen Auf das der Meister so das auge wandte. Ach welch vorsichtige angst muss uns beschleichen Vor dem der nicht nur augen hat für taten · Dess blicke bis in die gedanken reichen! Er sagte mir: ›Bald wird worum wir baten Nach oben ziehn und was dein träumen füge Wird bald vor deinem blicke sich verraten.‹ Der wahrheit mit dem angesicht der lüge Verschliesse jeder seine lippen bange .. Denn ohne seine schuld bringt sie ihm rüge. Doch hier kann ich nicht schweigen · und beim klange Dieser Komödie · o Leser · schwöre Ich dir · sofern sie spät noch gunst erlange: Dass ich durch schwere dunkle luft ins höh're Auftauchend eine schreckgestalt erkunde Die jeden noch so festen mut verstöre · Wie einer umkehrt der im meeresschlunde Den anker freigemacht daran sich hemmend Ein felsstück oder andres hing im grunde: Die füsse an sich zieht die arme stemmend. Hölle · XVI. Gesang. Der Felsenstieg. Der Dieb Fucci. Der Phönix DER FELSENSTIEG · DER DIEB FUCCI · DER PHÖNIX Wenn es geschieht dass sich im jungen jahre Der sonne haar im Wassermann erhitze Und halb und halb schon nacht mit tag entfahre: Zu dieser zeit malt Früh-reif eine skizze Des weissen bruders hin auf das gelände · Doch kurz nur dauert seiner feder spitze. Der landmann dem das futter ging zu ende Steht auf und schaut hinaus und sieht die auen Ganz weiss geworden und er ringt die hände .. Er kehrt ins haus · ratlos wie um sich schauen Leute in not · er spricht von seinem leide Er kommt dann wieder und schöpft neu vertrauen Wenn er die welt sieht mit getauschtem kleide In kurzer frist.. er greift nach seinem stecken Und seine schafe jagt er auf die weide: Also versezte mich Vergil in schrecken · Ich sah wie sorge seine stirn bedrücke · Und alsobald kam salbe für den flecken: Als wir gelangten zur zerstörten brücke Trat er zu mir so zärtlich sich bestrebend – Dies rief ihn mir an berges fuss zurücke – Er tat die arme auf und folge gebend Dem innern rat · sah er sich zum beginne Die trümmer an und dann trug er mich schwebend. Wie einer schaffend sich zugleich besinne Der immer sorgt wie er das nächste packe: So hob er mich auf eines felsens zinne · Besichtigte dann eine andre zacke Und sagte: mach nun diese dir zunutze · Doch prüfe erst ob sie beim griff nicht knacke!.. Das war kein weg für einen mit kapuze Den beide wir · er frei und ich mit schieben Kaum konnten aufwärts steigen stutz nach stutze. Und wenn der hang nicht minder weit umschrieben Von diesem war als von dem andern runde: Wenn auch nicht Er – ich wäre liegen blieben. Da aber Malebolge nach dem munde Der allertiefsten grube ganz sich neige: So ist es das gesetz von jedem schlunde Dass sich ein rücken senke · einer steige. Wir langten endlich an und sahn von oben Dass hier der lezte felsenblock sich zeige. So mühsam hat sich meine brust gehoben Am ziele · dass ich nicht mehr wich vom flecke · Sogar mich niederliess sobald ich droben. Der Meister sprach: nun ziemt nicht dass vom schrecke Du schwach wirst.. in des polsterstuhls genusse Kommt man zum ruhme nicht · noch in der decke. Wer ohne DEN sein leben bringt zum schlusse Lässt auf der welt von sich kein weitres zeichen Als rauch im winde oder schaum im flusse. Drum heb dich auf und bändige dies keichen Mit deinem geist! der bändigt alle streiter Wenn er dem schweren körper nicht will weichen. Dir steht bevor ein steig auf längrer leiter .. Dein gang hier unten reicht nicht aus zum werke. Wenn du verstehst so helfe dies dir weiter! Da stand ich auf damit er in mir merke Mehr lebensatem als ich wirklich nährte Und sagte: komm! ich habe mut und stärke. Auf dem geklüft verfolgten wir die fährte Die felsig enge war und unzugänglich Und steiler noch als die bisher gewährte. Ich sprach im gehn – so schien ich mir nicht bänglich – Und eine stimm entstieg der nächsten klamme Doch um ein wort zu bilden unzulänglich. Ich fasste nichts · stand ich auch auf dem kamme Des bogens der hier zwischen lag als strebe · Doch schien es dass den sprecher zorn entflamme. Ich sah hinunter · doch kein aug das lebe Kann durch das finster dringen bis zum schlunde: Meister · sprach ich · vom andren walle hebe Dich her! und steig mit mir hinab zum grunde. Ich höre wol doch kann ich nichts verstehen So wie ich schaue aber nichts erkunde. Er sprach: nicht andre antwort soll ergehen Als die der tat.. denn ein gerecht anliegen Muss stumm erwidert werden mit geschehen. Wir waren an der brücke abgestiegen Wo sie verbindet mit der achten mauer Und dann sah ich die bolge vor mir liegen. Ich sah darinnen schreckliches gekauer Von schlangen · an gestalt so mannigfachen Dass heute noch mein blut erstarrt vom schauer. So kann nicht Lybiens wüste rühmens machen Von dem was sie an ottern vipern schleichen Hervorbringt und an würmern und an drachen · Noch sieht man schlimmres giftgeziefer streichen Und mehr im ganzen lande der Aethiopen .. In diesen furchtbarn knäueln · ohnegleichen Sogar beim Roten Meere in den tropen · Kam eine schar nackt und entsezt gesprungen Nichts hoffend von versteck noch Heliotropen. Die hände trugen rückwärts sie gezwungen Von nattern die in ihren hüften stacken Die köpfe und die schweife vorn verschlungen. Ich sah dann eine schlange einen packen Der uns am nächsten war und ihn durchstechen Dort wo sich an die schulter fügt der nacken. So schnell kann man ein a und i nicht sprechen Wie er entbrannt' und glühte · und vernichtet Zu lauter aschen musst er niederbrechen. Doch kaum lag er am grund so zugerichtet Als sich der staub von selbst zusammenschweisste Zum gleichen der er vorher war verdichtet. So wie bezeugt von manchem hohen geiste Der Phönix sterbe und sich dann erneue Wenn das fünfhundertste der jahre kreiste .. Kein kraut kein korn das ihn als speise freue · Er lebt von weihrauch-träne und gewürze Und nard und myrrhe sind ihm lezte streue .. Und so wie einer der zu boden stürze – Er weiss nicht wie – durch böser geister klauen Durch jene sucht die uns die freiheit kürze: Wenn er sich dann erhebt noch ganz im grauen Der grossen ängste die ihn überwanden Und ringsherum blickt und erseufzt im schauen: So war der sünder als er aufgestanden. Hölle · XXIV. GESANG · 1–118. Odysseus lezte Fahrt ODYSSEUS LEZTE FAHRT Nachdem die flamme angelangt war dorten Wo es ihm gut erschien nach ort und stande Hört ich den führer reden mit DEN worten: Ihr die ihr beide seid in Einem brande Wenn ichs um euch verdient wie ihr auch richtet · Wenn ichs um euch verdient im erdenlande Als ich die hohen verse einst gedichtet: Geht nicht hinweg.. einer von euch entdecke Wie er zum tode kam durch sich vernichtet!.. Der alten doppelflamme grössre ecke Zuerst mit murmeln auf- und niederragte Wie eine die der windeshauch erschrecke · Dann mit der spitze hier und dorthin jagte .. Als wäre zunge sie die ihn entsandte So schnellte sie den laut hervor und sagte: Ich trennte mich von Kirke die mich wandte Ein jahr schon bei Gaëta ab vom wege Bevor Aeneas so den platz benannte. Nicht zärtlichkeit des sohnes · nicht die pflege Des greisen vaters · nicht die schuldige liebe Die in Penelope die freude rege: Vermochte dass mein drängen unterbliebe Wie ich mich über alle welt belehre · Der menschen tüchtigkeit und eitle triebe. Ich steuerte hinaus zum offnen meere Mit Einem fahrzeug und den paar genossen Die mich erwählt zum ständigen verkehre. Die beiden ufer hatten wir erschlossen Bis nach Marokko bis zu den Hispanen Und andrem land vom gleichen meer umflossen. Wir alt und müd schon ich und die kumpanen Gelangten dann zu jenem engen rachen Wo uns die pfosten Herkules' gemahnen Von hier ab weiter keinen schritt zu machen. Rechts liess ich schon die küste der Iberer Links hatte Ceuta hinter sich der nachen. O brüder · sprach ich · durch die unzahl schwerer Gefahren seid ihr nun gelangt zum westen. Zeigt euch an hohem sinne nun nicht leerer In eures lebens nur noch kargen resten: Dass ihr jezt die erforschung wolltet missen Der sonn-rückwärtigen unbewohnten festen. Ich ruf euch eure abkunft ins gewissen: Ihr seid nicht da zu leben gleich den kühen Doch zum verfolg von tüchtigkeit und wissen. Ich machte für die weiterfahrt erglühen Mit dieser kurzen rede mein geleite – Nun hätt ich sie nur abgebracht mit mühen. Den morgen hinter sich zur tollen weite Beflügelten sie ihre ruder gerne Sich immer haltend nach der linken seite. Schon sahen in der nacht wir alle sterne Des andern pols · die unsren so in tiefen Dass sie nicht tauchten aus der meeresferne. Fünfmal erhellten sich und es entschliefen Sovielmal über uns des mondes strahlen Seit wir zum hohen unternehmen liefen: Als ich dann einen durch entfernung fahlen Bergzug von einer solchen höh entdecke Wie ich bis dahin schaute noch niemalen. Uns kam die freude · doch sie ward zum schrecke: Vom neuen land her eines wirbels wehen Zerschmetterte des fahrzeugs nächste ecke · Dreimal liess ers mit allen wassern drehen · Das hinterschiff stand hoch · beim vierten zug Das vordre abwärts – so musst es geschehen – Bis über uns das meer zusammenschlug. Hölle · XXVI. Gesang · 76–142. Griffolino der Goldmacher GRIFFOLINO DER GOLDMACHER O du der mit den nägeln dich zerfetzest · So sprach mein führer einen an von jenen · Und manchmal sie wie zangen an dich setzest: Sag uns: ist ein Lateiner unter denen Die hier gefangen sind · wenn dir die klauen In ewigkeit nach diesem werk sich sehnen ... ›Lateiner sind wir die in solchem grauen Zu zwein du siehst · versezt der eine weinend · Doch du wer bist du der nach uns kommt schauen?‹ Der führer sprach: Der bin ich der sich einend Mit diesem sterblichen von schlund zu schlunde Absteigt · die hölle ihm zu zeigen meinend. Da trennten sie sich jäh aus ihrem bunde Und jeder zitternd seine blicke spannte Mit andren die es hörten in der runde. Der gute meister ganz zu mir sich wandte Und sprach: Sag ihnen was du bist gesonnen! Und ich begann da seinen wunsch ich kannte: Soll die erinnerung nicht ganz zerronnen Auf erden sein an eure frühern jahre · Soll sie noch leben unter vielen sonnen: Macht dass ich wer · von wo ihr seid erfahre .. Bangt nicht ob eurer eklen und verzerrten Bestrafung dass sich dies mir offenbare! ›Ich war Arezzos kind und durch Alberten Von Siena wurde ich verbrannt · doch schmerzen Mich andre sünden die hieher mich sperrten. Wol ist es wahr · ich sprach zu ihm in scherzen: Ich kann mich in die luft zum flug erheben! Und er liess schwach an sinn und leicht von herzen Die kunst sich zeigen.. und ich ward nur eben Weil er durch mich kein Dädalus – an jenen Der sohn ihn hiess · zum feuertod gegeben. Doch in den lezten zirkel von den zehnen Verstiess weil ich die schwarzkunst mir erlesen Mich Minos dem nichts durchgeht vom geschehnen.‹ Ich sprach zum dichter drauf: Ist je gewesen – So sehr sind es nicht einmal die Franzosen – Ein eitleres geschlecht als die Sienesen? Hölle · XXIX. Gesang · 85–123. Der Hungerturm. Ugolino DER HUNGERTURM · UGOLINO Wissen musst du: ich war Graf Ugolin · Erzbischof Rüdiger ist der daneben · Nun hör wie ich so nahe kam an ihn. Wie ich durch sein heimtückisches bestreben Indem ich mich auf ihn verliess · gefangen Getötet ward brauch ich nicht anzugeben. Doch wovon keine kunde du empfangen: Nämlich wie grausam war mein lezt verhängnis Das hör und urteil ob er sich vergangen. Ein enger mauerschacht in dem gefängnis – Des hungers namen hats durch mich erhalten – Worin noch mancher schmachten muss in bängnis: Hatte mir angezeigt durch seine spalten Schon manchen mond.. da kam ein schlimmer mahner Im schlaf und riss mir auf der zukunft falten. DER hier schien mir der herr zu sein und planer Der wolf und wölflein zum gebirge hezte Das Lucca's schau verbietet dem Pisaner Durch hunde magre schnelle wolgewezte Gualandi mit Sismonden und Lanfranken Die er an seines zuges spitze sezte. Nach kurzem laufe schienen mir zu wanken Vater und söhne · scharfer hauer drohte – So schien mir – und zerfezte ihre flanken ... Als ich erwacht war mit dem morgenrote Hört ich bei den mit mir gefangnen Meinen Ein schluchzen untern schlaf und ruf nach brote. Sehr grausam bist du fühlst du nicht schon peinen Beim denken was im herzen mich befangen .. Und weinst du hier nicht – wobei willst du weinen? Sie waren wach.. die stunde war vergangen Wo uns die speise kam an diesem orte Und jeder war ob seines traums in bangen. Vernageln hört ich unter mir die pforte Des fürchterlichen turms und las im sinne Der söhne · doch enthielt mich aller worte. Ich weinte nicht · ich war versteinert inne · Sie weinten und es sprach der arme kleine Anselm: Vater was ist? du schaust so drinne! Doch weint ich nicht und antwort gab ich keine Den tag durch und die nacht darauf vor ihnen Bis es sich hellte mit dem nächsten scheine. Und als ein karger schimmer kam geschienen Ins schmerzliche verlies: war mir ich fände Auf vier gesichtern meine eignen mienen. Da biss ich mir im schmerz die beiden hände · Sie meinten dass ichs täte aus dem drange Zu essen und erhoben sich behende Sprechend: Dies · Vater · macht uns minder bange: Iss du von uns: mit diesen dürftigen stoffen Hast du umhüllt uns – die zurückverlange! Da hielt ich ruh.. sie schwer genug betroffen! Den und den nächsten tag ward ganz geschwiegen .. Ach harte erde · tatst du dich nicht offen? Nachdem der vierte tag heraufgestiegen Fiel Gaddo hin vor meine füsse · flehend: Mein vater · hilf mir doch! da blieb er liegen Und starb.. und so gewiss wie vor dir stehend Sah ich wie nacheinander drei erblassten Am fünft- und sechsten tag. Schon nichts mehr sehend Blieb ich dabei an jeden hinzutasten Und rief sie noch zwei tage · die schon toten ... Darauf vermocht mehr als der schmerz das fasten. Hölle · XXXIII. Gesang · 13–75. Anfang des Fegefeuers. Die Bekränzung mit dem Schilf ANFANG DES FEGEFEUERS · DIE BEKRÄNZUNG MIT DEM SCHILF Dass nun auf bessrer flut mit seinem steuer Das kleine fahrzeug meines geistes streiche Nachdem er liess ein meer so ungeheuer! Ich singe nun von jenem Zweiten Reiche Wo menschensinnes reinigung geschehe Damit er wert das paradies erreiche. Dass nun die tote dichtung auferstehe O heilige Musen denen ich gehöre! Kalliope ein weilchen mit mir gehe Mit jenem ton begleitend meine chöre Der die armseligen Elstern schuf in tiere Ohn jede hoffnung dass man sie erhöre! Der sanfte glanz vom östlichen saphire Sich durch die heitren lüfte hin verstreute Rein bis hinauf zum obersten reviere Und machte dass von neuem ich mich freute Nachdem ich aus dem toten dunst entflohen Der mir das auge und die brust bedräute. * * * ›So geh denn! damit jeder russ verschwinde Sein angesicht zu waschen und erkiese Das glatte schilf womit er sich umwinde! Nicht würde sich geziemen wenn er wiese Getrübt von dünsten seiner augen flamme Vorm ersten diener in dem paradiese. An dieses kleinen eilands unterm damme Wo ihm die fluten rings entgegenschwellen Erhebt sich schilfrohr aus dem weichen schlamme. Kein anderes gewächs dem blätter quellen Und das zu holz wird ist dort je gediehen Weil sichs nicht schmiegt dem ungestüm der wellen. Ihr sollet fürder hierher nicht mehr fliehen! Dort geht die sonne auf · ihr sollt erproben Auf bestem steig den berg hinaufzuziehen.‹ Und er verschwand. Ich hatte mich erhoben Und drängte mich heran mit keinem worte An meinen herrn und sah vor ihm nach oben. Und er begann: O sohn · nach diesem orte! Folg mir! wir kehren um · auf diesem pfade Neigt sich die ebne nach der flachen borte. Die helle trieb den dämmer der gerade Vor uns entfloh so dass ich in der weite Die wellen zittern sah an dem gestade. Wir gingen durch das einsame gebreite Wie einer zum verlornen weg mit sorgen Umkehrt und weiss dass er vergeblich schreite. Als er zu einer stelle wo der morgen- Tau mit der sonne streitet hin mich brachte Der hier nur wenig schwindet · kühl geborgen: Sah ich mit seinen beiden händen sachte Den Meister durch die nassen gräser langen .. Worauf ich · der erriet was er gedachte · Entgegenhielt die tränenvollen wangen Damit er jene farbe wieder rüste Die in der hölle ganz und gar vergangen. Wir kamen dann zu der verlassnen küste In deren flut sich keiner noch verloren Der nachher wieder umzukehren wüsste. Er kränzte mich nach dem geheiss mit rohren. O wunder! denn so oft er sich drum bückte Ward die bescheidne pflanze neu geboren Im augenblicke dort wo er sie pflückte. Fegefeuer · I. Gesang · 1–18 und 94–136. Casella CASELLA Der sonne pfeile allerseiten flogen. Sie hatten schon mit ihrer heissen traufe Den steinbock fortgejagt vom mittagsbogen: Da hob vor uns das haupt der neue haufe Und redete uns an: Wenn ihrs verstehet So lehrt uns wie man auf zum berge laufe. Drauf gab Vergil zur antwort: Vielleicht sehet Ihr uns als kundige an in diesem teile – Wir stehn als fremdlinge wie ihr hier stehet. Wir kamen vor euch an nur eine weile. Wir sahn ein spiel nur in dem hier gestreckten So war der frühere pfad von wilder steile. Als nun die seelen · näher uns · entdeckten An meinem hauch dass ich noch lebend wäre Da bebten und erbleichten die geschreckten. Wie zu dem boten mit der neuen märe Die menschen stürzen und sein wort erwarten Und keiner um sich schaut wen er gefähre: So drängten diese sich heran und starrten Mir in das angesicht nicht mehr bedenkend Dass noch der läutrung werke auf sie harrten. Und eine sah ich mir entgegenlenkend Dass sie mit grossem eifer mich umarme Das ähnliche verlangen in mich senkend. O nur der anblick war dem leeren schwarme! Dreimal umschlang ich sie am gleichen flecke Und dreimal kehrten mir zur brust die arme. Ich glaube ich entfärbte mich vom schrecke. Sie aber lächelte im ruckwärts-schweben Und ich ihr folgend ging dieselbe strecke. Sie wehrte darauf sachte: Lass dies streben! Da kannt ich wer er war und bat: Verbleibe Um eine weile antwort mir zu geben! Und die gestalt: Wie ich im irdischen leibe Dich liebte werd ich auch gelöst dich lieben – Ich warte gern · doch künde was Dich treibe! O mein Casella! ich muss noch verschieben Die lezte reise bis zu spätern tagen. Doch was hielt dich so lang von hier vertrieben? Und er: Ich habe nur mein recht ertragen Wenn Jener der hier nach belieben schlichtet Die überfahrt mir mehrmals abgeschlagen. Doch da er nur nach höherem wunsche richtet Darf grade seit drei monden jeder kommen Zu seinem nachen ohne dass er sichtet. So ward ich der ich lang am strand geschwommen Wo sich der Tiber giesst mit salz durchdrungen Von jenem engel gütig aufgenommen. Der hat nun dorthin sich zurückgeschwungen · Denn alles sammelt sich an dieser rille Was nicht vom höllenflusse wird verschlungen. Ich sagte ihm: Wenn nicht ein neuer wille Dir nimmt des liebessanges brauch und wissen Der einst mein sehnen hob in heilige stille: So spende dieses trostes einen bissen Der seele die mit ihrem leibe dringet Hierher so voll von grossen kümmernissen. ›O Liebe die zu meinem geiste singet‹ Begann er darauf in so süssem tone Dass noch die süssigkeit im ohr mir klinget. Mein Meister ich und was in dieser zone Von geistern schwebte horchten mit entzücken Als ob kein andrer wunsch mehr in uns wohne. Fegefeuer · II. Gesang · 55–117. Manfred MANFRED Und einer ihrer sprach: Der du hier nahest · Wer du auch seiest – forsche durch genaue Erinnrung ob du diesseits je mich sahest! Ich zu ihm tretend dass ich fest ihn schaue Sah: er war blond und schön · von edlem schnitte .. Nur spellte ihm ein hieb die eine braue. Als zaghaft ich verneint dass unsre tritte Sich je begegnet · fuhr er fort zu reden Nach einer wunde weisend auf der mitte Der brust und lächelnd: Sieh! kennst du Manfreden Das enkelkind der kaiserin Konstanze? Ich bitte dich kehrst du aus diesem eden: Such meine schöne tochter die dem glanze Siziliens und Aragons gab leben Und sag wenn einer andres sagt dies ganze: Nachdem ich durch den körper fühlte beben Zwiefachen todesstreich · hab ich mit bangen Mich dem der gerne uns verzeiht ergeben. Furchtbare sünden habe ich begangen Doch sind der unbegrenzten Güte arme So gross dass sie was zu ihr flieht erlangen. Cosenza's hirte den mit seinem schwarme Der papst mir nachgesandt – hätt er dies eine Aus Gott gelesen wie er sich erbarme · So lägen ferner noch mir die gebeine Bei Benevent am übergang der brücke Und unter der bewachung wuchtiger steine. Jezt treibt sie regenschutt und windes tücke Zum Reich hinaus – zum fluss wohin er wollte Dass mit verlöschten lichtern man sie rücke. Doch gilt ihr bannstrahl nicht so viel dass grollte Und nimmer wiederkäme ewige Liebe Sofern ein keim von hoffnung grünen sollte. Fegefeuer · III. Gesang · 103–135. Buonconte und Pia BUONCONTE UND PIA ›Ich war von Montefeltro · bin Buonconte · Kein weib · kein andrer schickt mir eine labe · Weshalb ich hier das haupt kaum heben konnte.‹ Ich sprach: Welch unheil oder welche gabe Verirrte dich so weit von Campaldino Dass niemand je erfuhr von deinem grabe? O (war sein wort) das untre Casentino Durchrinnt ein wasser – Archian sich nennend Das bei der klause quillt am Apennino. Da wo es fliesst den namen nicht mehr kennend Gelangt ich hin · am halse eine wunde · Den boden überblutend · flüchtig rennend. Ich sah nichts mehr und meine lezte stunde Schloss mit Mariens namen. Meine glieder Entsanken abgeschieden mir zum grunde. Ich rede wahr · du sag es unten wieder: Des himmels engel kam und aus den feuern Der Andre schrie: Von Gott du! steigst du nieder? Du schleppest dessen ewiges zu den Euern .. Ein tränlein macht dass ich ihn nicht erhalte · Doch will ich nun sein andres anders steuern ... Du weisst wie in den lüften die geballte Und dampfige feuchtigkeit zu wasser rinnet Sobald sie droben sich erhebt ins kalte. Es kam der böse wille der nur sinnet Auf üble tat und rauch und winde schwang er Durch kräfte die er von natur gewinnet. Er deckte nach des tages end den anger Von Prato Magno bis zum grossen passe Mit dunst und machte das gewölk gedranger: Dass aus den schwangren lüften brach das nasse · Der regen stürzte und es rann zu güssen Was mehr war als die erde in sich fasse .. Und da er sich vereint zu breitern flüssen Und nach dem königlichen strome flösste Mit einem schwall dem alle weichen müssen: Da packte meine starre und entblösste Gestalt der wilde Archian der die beute Zum Arno trug · das kreuz der arme löste Das ich gemacht als mich der tod bedräute .. Er wälzte von den ufern mich zur mitten Indem er mich mit seinem schutt bestreute ... ›Ach kommst du wieder durch die welt geschritten Und hast dich ausgeruht von langer runde‹ (Vernahm ich auf den zweiten geist den dritten) ›So denk der Pia der die erste stunde Siena gab · die lezte die Maremme. Er weiss es der nach meinem frühern bunde Mich hatte heimgeführt mit seiner gemme.‹ Fegefeuer · V. Gesang · 88–136. Der Dichter Sordell. Wehruf über Italien DER DICHTER SORDELL · WEHRUF ÜBER ITALIEN Wir kamen hin.. O seele des Lombarden · Wie sie abweisend war · von stolzem mute Und welche blicke sparsam ernst uns warden! Sie liess vorbei uns ziehen und geruhte Kein wort zu sprechen und die augen drehten Sich nur als wären sie vom leu der ruhte. Zeig uns wo wir am besten aufwärts treten! So bat Vergil sie · sich zu ihr bewegend · Doch sie entsprach nicht dem was er erbeten Und frug nach unsrem stand und unsrer gegend .. Als kaum der süsse führer angefangen: Mantua ... kam der schatten überlegend Von seinem platz aus auf ihn zugegangen Und sprach: O Mantuaner · sieh Sordellen Von deinem land!.. worauf sie sich umschlangen. O Magd Italia! auf wilden wellen Schiff ohne steuer · heimat der unheile · Nicht herrin von provinzen · nein bordellen! Wie jene edle seele war in eile Allein bei ihres landes süssem tone Dass sie dem bürger freundlich wort erteile! Und jezt sind die dort leben niemals ohne Entzweiungen und dieser hackt auf jenen Mit dem er innert wall und graben wohne. Elende · such in deiner täler lehnen Und schau umher durch deine meeressäume · Ob irgend orte sich in frieden dehnen! Was hilft es dir dass Justinian die zäume Gerichtet – ist der sattel keines eigen Der sorgt dass er die schande von dir räume? Ach volk du müsstest dich gehorsam zeigen – Wenn Gottes rede dringt zu deinen ohren – Und Caesar lassen in den sattel steigen. Sieh dieses tier hat jede zucht verloren Das du am strang wol festhältst · doch vergessest Dass es gezähmt muss werden mit den sporen. O deutscher Adelbert · der du verlässest Sie die unbändig ist und ohne lenke Und dürftig dass du ihr die flanken pressest! Gerechter wahrspruch von den sternen senke Sich auf dein blut – ein offner unerhörter – Damit dein folger dran mit schrecken denke! Fegefeuer · VI. Gesang · 61–102. Sordell. Das Tal der Blumen SORDELL · DAS TAL DER BLUMEN Nachdem die ehrbar freudigen grüsse kamen Zum zweit- und dritten male · trat der schatten Zurück und sagte: Nennt mir euren namen! ›Eh noch die würdigen seelen hoffnung hatten Auf diesem berg zu ziehn nach ihrem glücke Liess Oktavianus mein gebein bestatten. Ich bin Vergil · nur durch die eine tücke Verdammt dass ich den Glauben nicht gesehen‹ So gab darauf mein führer ihm zurücke. So wie es einem geht wenn vor ihm stehen Plötzliche dinge die er staunend schaue · Er glaubt und nicht – kann es · kanns nicht geschehen? So schien mir Der.. er senkte seine braue · In demut wandt er wieder sich an diesen · Umschlang ihn dort wo sichs der mindre traue. O der Lateiner ruhm der du gewiesen · Sprach er · was kraft in unsrer sprache wohne · Als ewige zier du unsres lands gepriesen! Darf ich dir nahn aus gnade? mir zum lohne? Sag mir · sofern ich wert bin deiner worte · Entsteigst der hölle du und welcher zone? ›Durch des schmerzvollen reiches alle orte · Gab er zur antwort · bin ich her gekommen · Aus himmels kraft komm ich – sie wies die pforte. Durch tun nicht · durch nicht-tun ward mir genommen Das hohe licht zu sehn das dir soll scheinen Von dem die kunde ich zu spät bekommen. Ein platz ist drunten · traurig nicht durch peinen Nur durch das blosse dunkel · wo die klage Nur wie ein seufzen tönt nicht wie ein weinen. Ich bin dort in unschuldiger kinder lage: Sie von dem menschenfehle noch nicht freie Da tod zu früh sie traf mit seinem schlage. Ich bin bei denen die versäumt die weihe Der drei erz-tugenden · doch ohne sünde Die andern sahn und übten nach der reihe .. Wenn du es aber weisst und kannst · so künde Wo bald den weg wir finden der uns weite Des Fegefeuers eigentliche schlünde.‹ Nicht feste stelle ist die mir bereite · Sprach er · ich mag hinauf und seitlich schwenken .. Soweit ich kann · biet ich mich zum geleite. Doch siehst du dort den tag bereits sich senken · Bei nacht kann man nicht aufwärts gehn und gerne Möcht ich an einen schönen rast-ort denken. Seelen sind hier zur rechten · etwas ferne .. Verlangst du dass ich sie dir zeigen möge? Es wär ein glück dass man sie kennen lerne. ›Wie ist dies? war die antwort · wer nun zöge Aufwärts bei nacht · wird er von höherem munde Gehemmt? ist es weil er es nicht vermöge?‹ Der freund Sordell · den finger auf dem grunde Hinziehend sprach: Sieh über diesen streifen Kämst du nicht weiter nach der sonne schwunde. Nicht dass ein andres ding beim fürderschweifen Als nur das nächtige dunkel dich beschwere .. Und das nicht-können lässt den wunsch ersteifen. Wol ging' es an dass man zurück dann kehre Und wandernd ringsum an dem abhang taste Solang der horizont den tag verwehre. Da sprach mein Herr den beinah staunen fasste: So führ uns hin denn · wo nach deinen worten Es möglich ist dass man erfreulich raste ... Wir hatten kurz uns nur entfernt von dorten Als ich vor mir den berg sah offenstehen So wie sich täler öffnen allerorten. Dorthin · so sprach der schatten · lasst uns gehen Wo sich die höhe senkt zu einem schachte Und da dem neuen tag entgegensehen!.. Zuweilen steil zuweilen eben brachte Gekrümmter pfad zum rande einer weide Dort wo der saum sich mehr als halb verflachte. Gediegnes gold und silber · scharlach · kreide · Indigoholz mit leuchtend heitrem scheine · Frischer smaragd wenn man ihn eben schneide: Vor blumen und vor kraut an diesem raine Wär alles dieses ein der farbe bares Wie bar erscheint vorm grösseren das kleine. Jedoch nicht einzig ein gemälde war es: Hier schuf aus süssigkeit von tausend düften Natur ein unbekanntes · unsagbares. Fegefeuer · VII. Gesang · 1–81. Anfang des VIII. Gesangs. Die beiden Engel ANFANG DES VIII. GESANGS · DIE BEIDEN ENGEL Die stunde wars wo denen auf den schiffen Die sehnsucht kommt und sich ihr herz erweichet Die heut der freunde hand zum abschied griffen · Die stunde wo der neue pilger schleichet Voll liebe beim geläut der fernen glocken Die weinen zu dem tage der erbleichet: Da liess ich das gehör auf einmal stocken Damit mein auge eine seele fände Die vortrat. ›Horchet‹ schien ihr wink zu locken. Sie faltete und hob die beiden hände Die augen hielt dem osten sie entgegen · Als sagte sie dass nichts als Gott sie bände. ›Te lucis ante‹ kam mit solchem segen Ihr aus dem munde und so süss und leise Dass fast mein geist versagte sich zu regen. Ihr folgten in so süsser frommer weise Mit diesem frommen lobgesang die scharen Die augen richtend auf die hehren kreise. Hier · Leser · schärfe deinen blick zum wahren! Denn nun bekommt der schleier solche feine Dass sicher leicht wird sein ihn zu durchfahren. Ich sah wie jene adlige gemeine Drauf schweigend schaute nach dem obern sitze Als ob sie wartete in angst und kleine. Ich sah dann mit zwei schwertern hell wie blitze Zwei engel von der höh hinunterschiessen · Doch war die waffe stumpf und ohne spitze. Grün wie die blättchen die gerad entspriessen War ihr gewand das sie von grüner schwinge Durchbrochen in der luft nachflattern liessen. Es schien dass DER zu haupt uns niederdringe Und DER zum rande gegenüber fahre Und zwischen ihnen stand das volk im ringe .. Wol unterschied ich ihre blonden haare Doch für ihr antlitz ward mein auge trübe Da kraft nicht reicht für das zu wunderbare. Fegefeuer · VIII. Gesang · 1–36 Morgentraum MORGENTRAUM Es war die stunde wo ihr lied der klage Die schwalbe sendet nach dem morgenlichte Wol zum gedächtnis ihrer ersten plage · Wo unser geist befreiter vom gewichte Des fleisches schweift und minder ist umgeben Von denken · göttlich fast durch die gesichte. Da sah im traum ich einen adler schweben Am himmel hin mit goldenem gefieder Die schwingen weit als flög er abwärts eben. Mir schien er sähe auf die lande nieder Wo einst die seinen liess der schöne Schenke Geraubt zum dienst der höchsten rates-glieder. Ich fragte mich ob dieser vogel schwenke Nur hier nach seinem brauch und andre stelle Verschmähe wo er seine krallen senke. Dann schien mir dass er kurz im kreise schnelle Und schrecklich wie ein blitz die lüfte spleisse Und aufwärts mich entführe in die helle · Dass er und ich in Einem brande gleisse .. Und also sengte eingebildet feuer Dass es bewirkte dass der schlaf zerreisse. Fegefeuer · IX. Gesang · 13–33. Der Kaiser Trajan DER KAISER TRAJAN Geschildert fand ich dort die hohe stärke Des Römer-fürsten dessen grosse plane Gregor bewogen zu dem grossen werke. Ich rede hier vom kaiser · vom Trajane .. Und eine witwe griff in seine zäume Eine von leid und trauer angetane. Es schien mir dass den platz um ihn umsäume Ein tross von reitern und die goldnen aare Zu häupten ihm durchflatterten die räume. Es schien dass im getrieb das sie umschare Die ärmste spräche: Herr · verschaffe rache Der traurigen! mein sohn liegt auf der bahre. Er gab zur antwort: Wart mit deiner sache Bis ich zurück bin. Herr · sprach sie · wie eine Die grosser kummer ungeduldig mache: Und wenn du nicht rückkehrst?.. So tut das meine · Sprach er · der nach mir kommt. Und sie: Nicht pflege Der Andern wohltun · denkst du nicht ans Deine. Und er: Getrost! bevor ich mich bewege Ziemt sich dass ich das schuldige werk vollbringe .. Das recht verlangts und mitleid hält mich rege ... Der Eine der nie schaute neue dinge Bewirkte sichtbar diese unterhaltung Uns neu · weil sie hier unten nie gelinge. Fegefeuer · X. Gesang · 73–96. Eitelkeit des Ruhmes EITELKEIT DES RUHMES Ich hörte zu · tief neigend mein gesichte · Und einer – nicht der vorher wort gegeben – Krümmte sich unterm hindernden gewichte. Er sah mich · rief mich · kannte mich soeben. Mit seinen augen voller mühe wies er Auf mich der ganz sich duckend ging daneben. O · sprach ich · bist du nicht der Oderiser Die ehre Gubbios · ehre jener ziere: Illuminieren nennens die Pariser? Bruder · sprach er · mehr leuchten die papiere Von Franco ausgemalt dem Bolognesen · Der meinen ruhm ist halb und voll der ihre. So gnädig wär ich wahrlich nicht gewesen Da ich noch lebte · voll von hohem mute Nach jenem vorrang den mein herz erlesen. Für solchen dünkel zahlt man hier tribute. Mir müsste noch ein tiefrer abgrund klaffen Doch sucht ich Gott als wahl noch war fürs gute. O eitle ruhmsucht in der menschen schaffen! Wie kurz nur bleibt das grüne auf den spitzen Auch wenn es stürmische zeiten nicht entraffen. Einst glaubte Cimabue zu besitzen Das feld als maler · und nun ist im schwange Giotto · und jener bleibt im dunkel sitzen. Ein Guido nahm dem anderen im fange Den sieg des worts · und vielleicht wächst der samen Schon dess der beide jage von der stange. Der welt gerüchte gingen stets und kamen Wie windes wehn bald hier- bald dorther blasend · Die richtung wechselnd wechseln sie den namen. Fegefeuer · XI. Gesang · 73–102. Gesichte der Sanftmut GESICHTE DER SANFTMUT Da fühlte ich dass ich von einem scheine Der plötzlichen verzückung sei durchfahren Und sah ein gotteshaus mit der gemeine. Und eine frau mit zärtlichem gebaren Der mutter kam so redend hergegangen: ›Mein sohn! was bist du so mit uns verfahren? Ich und dein vater haben voller bangen Nach dir gesucht..‹ hier endete die stimme Und was vorher sich zeigte war verhangen. Drauf eine kam als ob ihr antlitz schwimme In wasser das der schmerz entpresst der pforte Wenn einer wird erfasst von grossem grimme. Sie sprach: Hast du die macht an diesem orte Dess nam' entfacht bei göttern gross gefechte Und der für alle weisheit fand die worte: So strafe Jenes hand der sich erfrechte · Der unsre tochter küsste · Pisistrate! – Doch schien mir dass der fürst der mild-gerechte Gelassen antwort gab in klugem rate: Was täten wir mit dem uns bös-gemuten Wenn wir den büssten der sich liebend nahte!.. Ich sah dann ganz entbrannt in zornesgluten Ein volk auf einen jüngling steine zücken Mit lautem rufe: Bluten muss er · bluten! Ich sah ihn vor dem tode schon sich bücken Der auf ihm lastete · bis auf die erde .. Doch schlug sein auge stets zum himmel brücken. Er bat den Herrn in furchtbarer beschwerde Er möge seinen peinigern verzeihen Mit einem angesicht dem mitleid werde. Fegefeuer · XV. Gesang · 85–114. Der Friedensengel DER FRIEDENSENGEL So wie der schlummer wenn mit jähem rucke Ein licht erschüttert die geschlossnen lider · Bevor er ganz erstirbt gebrochen zucke: So fuhr auch ich aus meinem sinnen wieder Als wir uns einem starken glanze nahten .. Nie scheint ein gleicher auf die erde nieder. Ich drehte mich und sah wohin wir traten Als eine stimme zu mir drang: Hier steige! Sie liess mich jedes andren plans entraten. Und meinem wunsche gab sie solche neige Zu schauen was sich redend zu mir wende Dass er nicht ruhte bis es sich ihm zeige. Wie uns die sonne · unsrer augen blende · Durch überhelle deckt ihr angesichte: So hier – ich war mit meiner kraft zu ende. ›Dies ist ein geist des himmels der die richte Nach oben gibt · und bitten lässt er keinen. Er ist verhüllt von seinem eignen lichte. Er meint es wie wir mit uns selbst es meinen: Wer not erblickend bitten erst begehre Der lege sich böswillig aufs verneinen. Auf! lenken wir den fuss nach seiner lehre Und klimmen wir hinan bevor es nachte · Dann gehts nicht weiter eh der tag nicht kehre.‹ So sprach zu mir mein führer und er brachte Mich vor die treppe zu den höheren hügeln. Als ich den ersten schritt nach oben machte Da fühlt ich um mich wie geräusch von flügeln Die mir ums antlitz wehten lispelnd: Selig Die friedlichen die böses zürnen zügeln. Fegefeuer · XVII. Gesang · 40–69. Beispiele der Trägheit. Dantes Schlaf BEISPIELE DER TRÄGHEIT · DANTES SCHLAF Ob er geschwiegen ob er fortgefahren Ich weiss es nicht · so war er schon verflüchtigt .. Doch dieses hört ich und ich wills bewahren. Und er der mich zu jedem werke tüchtigt Sprach: Dreh dich dorthin um und sieh wie herbe Das paar das jezt erscheint die trägheit züchtigt. Sie riefen hinter allen her: Erst sterbe Das volk vor dem die flut einhielt im laufe Bevor den Jordan schauen darf der erbe! Und: Dies war bei Anchises' sohn der haufe Der vor dem end der fahrten kam ins wanken Damit er leben ohne ruhm sich kaufe!.. Als darauf jene schatten uns entsanken So weit dass sie vor unsrem aug zerflossen Ward ich bewegt von weiterem gedanken Aus dem sich andre vielfache ergossen Und einer gab so schnell dem andern raum Dass in der wirre sich die augen schlossen Und den gedanken wandelt ich zum traum. Fegefeuer · XVIII. Gesang · 127–145. Das Beben des Berges DAS BEBEN DES BERGES Nachdem ihn unser blick verloren hatte Strebten wir fortzukommen auf dem walle Soweit als unsre kraft es uns gestatte. Da fühlte ich so wie ein ding im pralle Den berg erzittern.. frost hat mich umgeben Wie einen der zu tode geht befalle. Gewiss war Delos nicht so stark in beben Bevor Latona es erkor zur spreite Als beiden Himmels-lichtern sie gab leben. Dann fing ein rufen an von jeder seite .. Drum kam der meister auf mich zugegangen Und sprach: Sei ohne furcht solang ich leite! ›Gloria in excelsis Deo‹ sangen Sie all – nach dem was in der nähe webte Aus der für mich der ruf war aufzufangen. Wir harrten · so wie starrte und erbebte Die hirtenschar als erstmals klang DIE weise .. Dann liess das zittern nach und sie verschwebte. Wir fuhren fort in unsrer heiligen reise .. Ich sah die schatten lagernd an der erde Zurückgewandt zur alten klageweise. Nie hat unwissen mit soviel beschwerde Begierde mir verursacht zu verstehen – Wenn mein gedächtnis hier nicht irre werde – Als das in dem ich damals schien zu gehen .. Der eile wegen wagt ich keine frage Noch konnt ich etwas durch mich selber sehen · So schritt ich hin gedankenvoll und zage. Fegefeuer · XX. Gesang · 124–151. Statius STATIUS Der eingeborne durst der sich entlade Im wasser nur das einst die Samariter Frau sich von Unserm Herrn erbat als gnade Bedrängte meinen geist und ihm war bitter Vergil zu folgen auf gehemmter schwelle Und unter den gerechten bussen litt er. Und sieh! wie Lukas schreibt an jener stelle Als Christ erschien den zweien auf dem wege Entstiegen grade seiner grabeszelle: So wurde hinter uns ein schatten rege. Er blickte abwärts auf die schwärme nieden · Wir sahn erst dass er sich zu uns bewege Als er dies sprach: Brüder · Gott geb euch frieden! Wir wandten plötzlich uns und von dem meister Ward ihm der wink der dazu ziemt beschieden Und so gesagt: Im seligen reich der geister Werd euch der friede vom wahrhaftigen Horte! Mich ewig ausgestossenen verweist er. Wie! rief der und ging weiter bei dem worte · Ihr wäret schatten die Gott nicht erreichen? Wer wies euch seine bahn zu diesem orte? Der führer sprach: Betrachte diese zeichen! Du wirst dann sehn · es kommt ins reich der gnaden Wer die am haupt trägt von des engels streichen. Doch sie die tag und nächte spinnt am faden · Da sie nicht allen hanf vom rocken spannte Den Klotho ihm wie jedem aufgeladen: Ist seine seele dir und mir verwandte Im aufwärtsschreiten nicht allein gekommen Weil sie nicht unsre art des sehens kannte. Drum ward ich aus der hölle schlund entnommen Ihn kundzumachen und noch mehr der kunde Geb ich soweit ihm meine lehren frommen. Doch sag wenn du es weisst warum zur stunde Der berg gebebt · und all einhellig offen Aufschrieen bis zu seinem weichen grunde? Mit dieser frage hat er so getroffen Auch mein verlangen dass ich lindrung leihe Für meinen durst schon aus dem blossen hoffen. Jener begann: Kein ding das aus der reihe Und das entgegen sei den anordnungen Gibt es zu sehn auf dieses berges weihe. Frei ist er hier von allen änderungen. Nur was aus ihm zu sich empfängt die gnade Dadurch · durch andres nicht sind sie bedungen. Drum ist kein tau kein reif der ihn belade Kein hagel und kein schnee und regenschauer Als bis zur kurzen leiter der drei grade. Und wolken nicht von eile oder dauer Und nichts von blitz' nichts von dem Thaumas-kinde Dess stand auf erden ist ein ungenauer. Und wie ich sagte dringen keine winde Als bis zu den drei graden auf nach oben Wo sich der platz für Petri diener finde. Wohl wird er unten stark und leicht geschoben · Jedoch durch wind der sich im innren hehle – Ich weiss nicht wie – erzittert er nie oben. Er zittert hier wenn eine reine seele Fühlt dass sie steige oder wenn sie strebet Zur höhe · dann dringt schrei aus jeder kehle. Das wollen schon sagt dass sie rein entschwebet · Das voll von freiheit zu erneutem gange Die seele fasst · und dieses wollen hebet. Erst will es recht – doch ist gehemmt vom drange Den der gerechte Gott · dem wunsch entgegen · Beim büssen sezt wie einst beim sündenhange. Darum hob ich in dieser qual gelegen Fünfhundert jahr und mehr und eben spürte Ich freien willen erst nach höhern wegen. Drum merktest du wie sich die erde rührte Und auf dem berg der frommen schar choräle Zum Herrn gewandt dass er bald auf sie führte. Er sprachs · und wie je mehr der durst uns quäle Wir mehr empfinden eines trankes letze So gab er mut mir mehr als ichs erzähle. Worauf der meister: Nun seh ich die netze Wie man sich darin fange · wie entfahre · Wodurch ihr hier erbebt · was euch ergetze. Erlaub nun dass ich wer du warst erfahre · Und warum du jahrhundertlanger weile Hier lagst mir deine rede offenbare!.. Zur zeit des guten Titus der im heile Des höchsten Herrn nahm rache für die sehre Draus sich das blut ergoss · das Judas feile · Des namens meist an dauer meist an ehre · Erwiderte der geist · lebt ich nicht ohne Berühmtheit · doch unkundig noch der Lehre. Mein singen war von solchem süssen tone Dass vom Toloser drang nach Rom die kunde Wo ich geschmückt ward mit der myrtenkrone. Des Statius name lebt in aller munde .. Achill besang ich nach dem sang auf Theben Doch mit der zweiten last stürzt ich zum grunde. Die nahrung für mein feuer hat gegeben Das lohen jener gottesvollen flamme Woran sich viele tausende beleben – Die Aeneide mein ich meine amme Und pflegerin im dichten · ohne jene Wögt ihr mein wirken auf mit einem gramme. Und um gelebt zu haben im jahrzehne Vergils geständ ich zu dass einen vollen Umlauf mehr als er muss mein bann sich dehne! Als diese worte vor Vergil erschollen Besagte schweigend seine miene: Schweige! Doch nicht kann alles unsre kraft zu wollen · Da der erregung woraus jedes steige Lachen und weinen folgt mit solcher flinke Dass es beim wahrsten mann nur mehr sich zeige. Ich lächelte nur so als ob ich zwinke .. Der schatten schwieg und forschte · da aus diesen Sich viel errät · in meiner augen winke. Sag an! willst du je hier aus den verliesen Zum ziel – sprach er – was hat dein antlitz eben Den blitz von einem lächeln mir gewiesen? Ich halte mich nun zwischen zwein im schweben. Der schweigt mich · und der will bescheid empfangen. Ich seufze drauf · und mir wird recht gegeben Von meinem führer: Sei nur ohne bangen · Sprach er zu mir · und melde dem erkunder Was er dich fragt mit heftigem verlangen. Worauf ich sprach: Vielleicht nimmt es dich wunder O geist des altertums dass ich dein spotte – Doch grössres staunen fasse dich jetzunder: Der mich hinaufführt aus der untern grotte Ist eben der Vergil durch den du wagtest Zu singen deinen sang von mensch und gotte. Als du nach meines lächelns grunde fragtest: Kein andrer war der richtige – vermeine: Es waren jene worte die du sagtest. Er bog die kniee um des Meisters seine Zu fassen · doch der sprach zu ihm: Halt inne O bruder! du bist schein vor einem scheine. Und der erhob sich: Miss von meiner minne Daran die ganze glut die mich entfache Dass ich mich unsrer leerheit nicht entsinne Mit schatten tue wie mit fester sache. Fegefeuer · XXI. Gesang. Bonagiunta von Lucca BONAGIUNTA VON LUCCA Wie einer schaut und dies von grösserem werte Als jenes hält: tat ich mit dem von Lucca Der (schien es) kunde sehr von mir begehrte Er murmelte ein etwas wie Gentucca ... – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Du seele · sprach ich · scheinest wunsch zu haben Mit mir zu reden · mach dass ichs empfinde Und beide wir an unsrem wort uns laben!.. Geboren ist ein weib das noch die binde Nicht trägt ums haupt · ob ihrer wirst du preisen Einst meine stadt so schlecht man sie auch finde – Begann er – mit DEM vorblick wirst du reisen .. Wenn durch mein murmeln dir noch zweifel blieben: Die wahren dinge werdens klar erweisen. Doch sprich! seh ich ihn vor mir der geschrieben In neuen reimen mit der anfangszeile: ›O frauen die ihr euch versteht auf lieben‹..? Und ich: Ein solcher bin ich dass · derweile Die liebe haucht · ich klinge und dermaassen Wie sie im innern vorspricht wort erteile. Izt bruder · sagt' er · seh ich welche strassen Notajo und Guitton und mich verführten – Wir nicht im neuen süssen stil uns maassen. Wohl seh ich dass sich eure federn rührten Genauen ganges nach des sprechers sinne Wovon die unsern wahrlich nichts verspürten. Wer mehr versucht damit er lob gewinne Kann nicht mehr diesen stil von jenem scheiden ... Befriedigt hielt er so im reden inne. Fegefeuer · XXIV. Gesang · 34–63. Die Sänger Guido und Arnaut DIE SÄNGER GUIDO UND ARNAUT Als er sich selber nannte dessen söhne Ich und manch bessrer wurde der gebrauchte Die süssen und gefälligen liebes-töne: Da ging ich sinnend · hörte nicht noch hauchte Und sah nur ihn mit unverwandten brauen. Nicht konnt ich nahen da ihn brand umrauchte. Als ich gesättigt war ihn zu beschauen · Versprach ich was er wünsche ihm zu reichen Mit der versichrung der wir ganz vertrauen. Und er: Du lässest in mir solche zeichen Da ich dich höre – von so reinem feuer Dass sie kein tod verdunkeln kann und streichen. Doch bist mit deinem schwur du ein getreuer So sag was ist dein grund mir zu beweisen Mit deinem blick und wort dass ich dir teuer? Und ich zu ihm dann: Deine süssen weisen Die für des Neuen Tones ganze dauer Die menschen noch in deinen schriften preisen. O bruder · sprach er · den ich dir genauer Bezeichne (und sein finger gab die lage) War seiner sprache trefflichster bebauer. In liebeslied und ritterlicher sage Besiegt er alle. Lass die toren schwören Dass ihn der Limosiner überrage! Die wahrheit nicht · geschrei nur kann sie stören. Sie festen ihre meinung und sie sollten Zuvor auf kunst und überlegung hören. So hat Guitton den früheren gegolten. Er hatte alle mund an mund zu lobern Bis spätre wahre richter ihn gescholten ... Doch konntest du das vorrecht dir erobern In jene ordenskirche einzutreten Wo die gemeinde Christum hat zum Obern: So magst du mir ein vaterunser beten · Des weitren braucht es nicht für unsre runde Wo keine sünde mehr bedroht die Steten. – Vielleicht um dann dem zweiten von dem bunde Den raum zu lassen · schwand er durch die helle Wie fische durch das wasser fliehn zum grunde. Damit sich der gezeigte mir geselle Begann ich: Lass mich deinen namen tragen In meinem sinn an liebevoller stelle! Und er begann freigebig dann zu sagen: Zoozeer verheugt my 't hoflyke in Uw vraag Dat weigrend ik noch wil noch kan U plagen · Ik ben Arnaut die ween en zingend klaag. Ik die aldoor verleden waan betracht En vreugdvol hoop dat straks myn morgen daag' Doch U bezweer ik door die zelve macht Die tot den hoogsten trede U stygen doet: Gedenk te rechter uur my en myn klacht! – Dann barg er sich in reinigender glut. Fegefeuer · XXVI. Gesang · 97–148. Abschied Vergils ABSCHIED VERGILS Die stunde glaub ich war es wo gen morgen Den berg zuerst der Venus strahlen krönen Die immer brennend scheint von liebessorgen. Mir war ich stünd im traum vor einer schönen Und jungen frau die durch die fluren ginge Und blumen pflückte unter diesen tönen: Es wisse jeder wie mein name klinge · Dass ich die Lea bin und kreisend schlage Die schönen hände und mir kränze schlinge. Ich schmücke mich eh ich den spiegel frage · Doch schwester Rahel mag nur in sich saugen Die eigne zier und sizt so alle tage. Sie ist entzückt von ihren schönen augen · Ich bin es von dem schmucke meiner hände. Wie ihr die schau so will das werk mir taugen. – Schon waren durch der frühen dämmrung brände So jene wanderer am meisten loben Die nächten nah dem heimischen gelände Die finsternisse ringsumher verstoben Und auch mein schlaf mit ihnen.. und beim steigen Sah ich die beiden meister schon erhoben. ›Die süsse frucht die zwischen allen zweigen Der mensch mit eifer zu erringen trachte: Heut wird sie alle deine sehnsucht schweigen.‹ Mit einem solchen grossen wort bedachte Vergil mich dass noch niemals irdische zunge Mir ein entzücken diesem ähnlich brachte. Zur höhe zu gelangen trieb im sprunge Der wunsch den wunsch · so dass bei jeder biege Ich fühlte wie mein flügel wuchs zum schwunge. Dann sah ich unter uns die ganze stiege Durcheilt und wie am obersten gemäuer Der blick des Meisters mir entgegenfliege. Er sprach: Das zeitliche und ewige feuer Hast du geschaut o Sohn und in dem kreise Wohin du nun gehst bin ich selbst ein neuer. Hier zog dich her der Dichter und der Weise. Zum führer nimm nun einzig dein verlangen · Denn du bist ausser schlucht und steilem gleise. Die sonne sieh! sie strahlt auf deinen wangen. Das land gedeiht hier ohne vorbereiter · Sieh! blumen gras und bäume fruchtbehangen! Hier triffst du bald die schönen augen heiter Die weinend mich entsandten beim beginne. Ruh hier solange oder wandle weiter! Nicht wirst du wort und wink von mir mehr inne. Dein geist ist fest und heil und frei von frone. Nun wäre fehl zu folgen andrem sinne! Hier krön ich dich mit mitra und mit krone! Fegefeuer · XXVII. Gesang · 94–142. Das irdische Paradies DAS IRDISCHE PARADIES Da rings zu wandern mich der wunsch erfüllte Im dichten und lebendigen gottesgarten Der für den blick die neue sonne hüllte: Liess ich die grenze ohne mehr zu warten Und schlug mich langsam langsam ins gefilde Hin über pfade die von düften starrten. Ein zephir ohne sich zu ändern milde Umstrich mit einem zuge mir die wange Nicht stärker als wenn sanfter hauch ihn bilde. Worauf die blätter bebend beim empfange Nach jener seite allesamt sich bogen Wo erster schatten fällt vom heiligen hange. Doch wurden sie nicht so vom ast gezogen Dass nicht die kleinen vögel immer wieder In wipfeln alle ihre künste pflogen. Sie dehnten voller freude ihr gefieder Im ersten winde · singend im gezweige Das wie ein bass begleitete die lieder. So wie von stamm zu stamm ein raunen steige Im pinienhaine bei Ravennas küste Wenn losgebunden sich der südwind zeige ... Den langsam schweifenden trug sein gelüste Bis ihn der heilige wald so tief umschlossen Dass keinen rückweg er zu finden wüsste. Da kam auf seinem weg ein bach geflossen Der nach der linken mit den kleinen wellen Die gräser bog die an dem ufer sprossen. Der erde wasser – auch die noch so hellen – Enthalten doch ein trübendes gespüle Entgegen diesen die am reinsten quellen · Obwohl sie immer ziehn in dunkler kühle Und schatten immerwährend sie umsäume Der nie den strahl von mond und sonne fühle. Ich hielt den fuss und lenkte auf die räume Jenseit der flut die blicke um zu sehen Die bunte fülle frischer blüten-bäume: Und dort erschien wie dinge die geschehen In einem nu und mit des staunens zwange Von jedem andren trachten abzustehen: Ganz einsam eine frau die im gesange Dort ging und blume neben blume pflückte Vom farbenflor auf ihrem ganzen gange. ›Ach schöne Frau · vom liebesstrahl berückte! Sofern ich es dem aussehn recht entnehme Darin ja stets das herz sein zeichen drückte · Sagt ich zu ihr · ich bitte dich: bequeme Dich herzukommen zu des flusses rande So dass ich deines sanges sinn vernehme. Du riefst vor meinen geist nach ort und stande Proserpina · am tage der gestohlen Der mutter sie – und ihr die frühlingslande.‹ So wie sich wendet · nah am grund die sohlen Und nah beisammen · eine frau im tanze Wo sich die füsse sacht nur überholen: So kehrte sie im rot- und gelben glanze Der blumen zu mir.. einer maid gebaren Die ehrbar senkt die blicke glich das ganze. Und meinen bitten wollte sie willfahren .. Sie nahte sich · so dass die süssen laute Mit ihrem inhalt mir verständlich waren. Sie kaum dort angekommen · wo dem kraute Zum bade winkt des schönen flusses welle Beschenkte mich indem sie aufwärts schaute. Nicht glaub ich dass erstrahlt von solcher helle Der Venus auge als mit seinem brande Der Sohn sie traf an eines andren stelle. Sie lächelte · am rechten uferrande Entpflückend mit den händen blüt an blüte Die samenlos gedeihn im hehren lande. Drei schritte trennte uns der fluss.. doch mühte Der Hellespont den Xerxes liess durchwandern – Noch heut ein zaum vermessenem gemüte – Mit mindrer widerwärtigkeit Leandern Der strömung wegen zwischen den gestaden: Als mich · da mich ein ufer schied vom andern. Fegefeuer · XXVIII. Gesang · 1–75. Erscheinung der sieben Leuchter ERSCHEINUNG DER SIEBEN LEUCHTER Wie eine frau in himmlischem entzünden Fuhr sie nach diesen worten fort im sange: Glückselige die ledig ihrer sünden! Und wie die elfen einsam auf dem gange Durch waldesgründe – jene gern sich breitend Im sonnenstrahl und diese vor ihm bange: So ging sie nun dem fluss entgegenschreitend Am ufer · ich verfolgte ihre spuren Mit kleinem ihren kleinen schritt begleitend. Als wir vereint kaum deren hundert fuhren Bemerkt ich wie der fluss im bogen rausche Und ostwärts ging es jetzo durch die fluren. Nicht lange wandelt ich nach diesem tausche Als sie sich mir gerad entgegenwandte Und sagte: O mein bruder steh und lausche! Und sieh! mit einem mal ein glanz entbrannte Den ganzen wald hindurch nach allen winden Dass ich · im zweifel noch · ihn blitz benannte. Doch da die blitze wie sie treffen schwinden Und jener blieb zur hell und hellern leuchte Da fragt ich sinnend: welche deutung finden? Dann rann ein süsses tönen wie mich deuchte Durch lichte luft – dass ich gerechte stösse Auf das erkühnen Evas nicht mehr scheuchte. Es folgten erd und himmel Gottes grösse Als nur ein weib und das geformt erst eben Nicht ruhte bis das rätsel sich entblösse. Denn wenn sie's ausgehalten fromm ergeben So hätt ich in dem unnennbaren glücke Schon lang gelebt und immer mögen leben ... Indem ich wandernd so die ersten schlücke Genoss der ewigen seligkeit · beklommen Und noch begierig dass mich mehr entzücke: Da war wie feuer um uns her entglommen Der ganze wald durch grüner zweige mitten Und süsses tönen ward als sang vernommen. Hochheilige Jungfraun! wenn ich je gelitten Für euch durch hunger frost und irre-züge: Nun hab ich grund euch um den lohn zu bitten. Nun füllet mir am Helikon die krüge! Nun sorget dass Uraniens chor nicht säume Und schwer zu denkend ding im reim sich füge!.. Und etwas weiter sieben goldne bäume Gab uns der anschein vor – denn lang erstreckten Sich zwischen uns und ihnen noch die räume. Und als wir nah genug die häupter reckten So dass dasselbe vorhin falsch geschaute Durch ferne keine züge mehr verdeckten: Hat kraft die mit der scheidung uns betraute Gewiesen dass es sieben leuchter seien Und Hosiannah des gesanges laute. Von oben leuchteten die schönen reihen Viel klarer als auf seinem mitten pfade Der mond in mitternächten wolkenfreien. Ich sah mit der verwundrung höchstem grade Drauf zu Vergil der antwort mir erteilte Dass ein nicht mindres staunen ihn belade. Und wieder auf den hohen dingen weilte Mein blick. Entgegen kamen sie uns sachtest Dass leichtlich sie ein brautzug übereilte. Da rief die frau mir zu: Was du nur trachtest Mit solcher liebe nach den hellen scheitern Dass du auf das was nachher kommt nicht achtest! Mir schien dass hinter diesen als den leitern Ein zug in lichten kleidern näher schwanke – Nie wird die erde solch ein glanz erheitern. Das wasser strahlte von der linken flanke Und gab zurück mir meine linke seite Wenn ich hineinsah in das spiegelblanke. Als ich an meinem ufer bis die breite Des flusses nur noch trennte war geschlichen Und stille stand damit mir nichts entgleite: Da sah ich wie die flämmchen vorwärts wichen. Den luftraum malten sie den sie durchflogen Und hatten ähnlichkeit mit pinselstrichen. So zeigte er sich oberhalb durchzogen Mit sieben streifen die allfarbig mahnen An mondesgürtel oder sonnenbogen. Und weiter reichten hinten diese fahnen Als mein gesicht. Es waren irrens ohne Zehn schritte zwischen ihren äussern bahnen. Es nahten in der schönen himmelszone Sich vierundzwanzig greise die zu zweien Herschritten · jeder mit der lilienkrone. Sie sangen: Dass dich alle benedeien Von Adams töchtern! dass Gebenedeite In ewigkeiten deine hulden seien! – Nachdem die gras- und blumenvolle breite Mir gegenüber auf der andren matte Von den erlauchten scharen sich befreite · Da kamen wie ein stern an sternes statte Am himmel kommt dicht hinterher vier tiere · Sie waren all bekränzt mit grünem blatte. Sechs flügel trug ein jedes dieser viere. Die flügel hatten augen (Argus-gleiche Wenn der noch einmal lebte wären ihre). Mehr ihre form zu schilderen dem weiche Mein sang · o leser · aus! Mich drängt ein neuer Auftrag dass ich zu solchem nicht mehr reiche. Doch lies Ezechiel der sie getreuer Beschrieben hat wie er sie aus dem kalten Herkommen sah mit wolke wind und feuer! Sie sind genau in seinem buch enthalten Wie hier – nur nicht die flügel wo die sagen (Die meine folgt Johannes nach) sich spalten. Den raum inmitten dieser nahm ein wagen Für sieggepränge mit dem doppelrade Von eines greifen halse hingetragen. Er reckte seine beiden flügel grade Zwischen den mittlern und den äussern strichen Und durch das überschneiden war kein schade. Er hob sie hoch dass sie dem blick entwichen. Die glieder waren gold wo sie dem aare Und weiss mit rot wo sie dem löwen glichen. Vor dieser wäre minder schöne fahre Die Scipionen freute und Auguste · Ja die der sonne eine unscheinbare · Da die der sonne einst verbrennen musste Als das gebet der Erde rief um gnade Und Zeus gerecht verfuhr durchs ungewusste. Drei frauen schlangen sich vorm rechten rade Im tanz · die eine mit so rotem scheine Als tauche sie aus einem flammenbade. Die andre schien aus einem fleisch und beine Als wäre sie ganz aus smaragd geschaffen · Die dritte war von frischen schneees reine. Bald schien die weisse beide fortzuraffen Und bald die rote und nach ihrem laute Der andren tritt zu drängen und zu schlaffen. Und an der linken kreisten vier vertraute In purpurnen gewändern nach dem sange Der einen die mit dreien augen schaute. Dann sah ich nach dem so gemalten schwange Zwei greise in verschiednen trachten wallen Doch gleich im ehrbaren gewichtigen gange. Der eine zeigte sich von den vasallen Des höchsten Arztes den Natur gegeben Den wesen die ihr teuer sind vor allen. Der andre wies ein gegensätzlich streben Durch eine lanze eine scharfe lichte Die mich am andern ufer machte beben. Dann sah ich viere in demütiger schlichte Und hinter allen kam allein gegangen Ein greis · im schlaf · doch klug von angesichte. Und diese sieben waren gleich behangen Wie die des ersten zuges · doch sie glühten Anstatt der lilien die das haupt umschlangen Von rosen nur und andren roten blüten. Von ferne mochte man den glauben hegen Dass allen ob den brauen flammen sprühten. Nun zog der wagen mir gerad entgegen. Ein donner scholl: die würdigen scharen harrten Wie auf verbot sich fürder zu bewegen Stillstehend mit den vorderen standarten. Fegefeuer · XXIX. Gesang. Wiedersehen mit der Seligen WIEDERSEHEN MIT DER SELIGEN Sobald des ersten himmels siebensterne Stillstanden denen wachen oder schlafen Und trübung ausser der durch sünde ferne Die jeden hier der pflichten die ihn trafen Erinnern – wie ihr bild auf erden lehre Des steuermannes bahnen nach dem hafen: Da sah ich wie sich die wahrhaftigen heere Die zwischen diesen und dem Greifen kamen Zum wagen wandten wie zur schönsten ehre Und einer rief als ob in Himmels namen Dreimal: ›Komm Braut vom Libanon‹ im sange – Und alle andren drauf ihn nachzuahmen ... Wie die erwählten bei dem lezten zwange Empor aus ihren erdenhöhlen ragen Mit neu erlangter stimme jubelklange: So hoben sich auf Gottes siegeswagen An hunderte ›ad vocem tanti senis‹ Sie die des Ewigen Lebens würden tragen. Wo jeder ›Benedictus‹ sang ›qui venis‹ Indem er rings und aufwärts blüten streute Und ›Manibus o date lilia plenis!‹ Ich schaute einst als sich der tag erneute Den teil gen osten hin ganz rot verschattet Indes den andren heitre helle freute. Der sonne antlitz hob sich wie ermattet · Es wurde durch der trüben dämpfe brüten Dem aug ins licht zu schauen lang verstattet. So zeigte sich mir im gewölk von blüten Die aus der engel händen niederschwammen Und stiegen und nach allen seiten sprühten Ein Weib: den reinen schleier hielt zusammen Ein ölbaumzweig. Ihr grüner mantel deckte Ein kleid von farbe der lebendigen flammen. Und wenn auch eine lange zeit sich streckte Seit sie durch ihre nähe meine sinne Zum zittern brachte niederschlug und schreckte: So ward ich jezt – und ohne schauen – inne Der kraft die im geheimen auf mich drückte Und fühlte die gewalt der alten minne. Als kaum von der erscheinung niederzückte Die hohe macht die mich so früh gefangen Noch eh ich aus den knabenjahren rückte: Da wandt ich mich nach links mit dem verlangen Der kinder ihre mutter zu erreichen Wenn sie nicht froh sind oder wenn sie bangen Und sagte meinem führer mit erbleichen: Kein tropfen blut ist in mir der nicht bebe – Ich kenne noch der alten flamme zeichen. Doch war Vergil in einer tiefern schwebe Uns ferne schon · Vergil mein süsser ahne · Vergil dem ich mich gab damit ich lebe. Nicht der vom ersten paar verscherzten plane Genuss – nichts half den tau-gespülten wangen Dass trübes wasser wieder furchen bahne. ›Dante! nachdem Vergil von dir gegangen Sollst du nicht weinen! Weine jezt nicht weiter! Denn weinen wirst du bald aus andrem bangen.‹ So wie ein seeheld der an mast und leiter Auf seine mannschaft sieht – befehle jagen Von schiff zu schiff und machen tatbereiter: So sah ich wie auf linker wehr im wagen (Als ich bei meines namens klang mich wandte Den hier notwendigkeit gebeut zu sagen) Die frau die ich aus der erscheinung kannte Umgeben von der engel blumenfeier Vom fluss herüber einen blick mir sandte: Umfloss sie auch vom haupt herab der schleier Der von Minervas laubgerank umwallte Und zeigte sie sich mir auch noch nicht freier. Sie fuhr mit stolzem königlichen halte Dann fort wie einer ruhigen beginnes Der heissres wort für später rückbehalte: Ich bin es! sieh! die Selige! Ich bin es! Wer gab zu diesem aufstieg dir die sporne? Weisst du nun: hier nur sei man frohen sinnes? Die lider senkt ich zu dem klaren borne Doch mich drin blickend taucht ich ins gewühle Der gräser. Scham zog meine stirn nach vorne. So scheint der mutter art dem sohn als kühle Wie nun die ihre mir erschien · denn bitter Ist der geschmack am herben mitgefühle. Sie schwieg · worauf der himmlischen Erbitter Gesang begann: ›Ich hoffte auf den Herren‹ Doch bei den worten ›meine füsse‹ schnitt er. Wie schnee der zwischen den lebendigen sperren Sich auf Italiens rücken frierend haufe Solang des Slawenlandes winde zerren · Doch flüssig werdend in sich selbst vertraufe Sobald es bläst aus schattenfremder zone Wie eine kerze die vom licht zerlaufe: So war ich seufzer-noch und tränen-ohne Bevor sie sangen die nach ewiger globen Zusammenklang sich richten mit dem tone. Doch als ich hörte wie ihr süsses loben Von mitleid schwoll – mehr als ob sie gesungen: O frau was stellst du ihn auf solche proben? Da ward der frost der lastend mich umrungen Zu hauch und wasser und ist durch die pforte Von aug und mund bang aus der brust gedrungen. Sie stand an des gefährtes gleicher borte Noch immer hoch und an die heiligen Mage Gerichtet waren also ihre worte: Ihr seid die wächter in dem ewigen tage! Nicht schlaf noch dunkel hemmt euch jedem fusse Zu folgen den ein weg der erde trage. Die antwort geb ich drum mit grössrer musse Dass wohl mich höre der dort steht in zähren Und gleichen maasses seien schuld und busse: Nicht bloss durch wirken der gewölbten sfären Wird jede saat zu sicherem ziel geschoben Und je nachdem die sterne gunst gewähren – Nein mehr noch durch den gnadenschatz von droben Wo solche hohe wolken regen geben Dass nie bis dort sich eure augen hoben. Dieser war so in seinem Neuen Leben Der artung nach dass jedes rechte walten Zu wunderbaren wipfeln mochte heben. Doch wüster nur und misslicher entfalten Bei schlechtem sän und bauen sich die fluren Je mehr sie gute bodenkraft enthalten. Ich wies ihn eine zeit von schlimmen spuren Die jugendlichen blicke auf ihn lenkend Dass wir vereint die grade strasse fuhren. Sobald ich aber nach der schwelle schwenkend Des zweiten alters neue form genommen Da riss er sich von mir · sich andern schenkend. Als ich vom fleische war zu geist geklommen Und grössre kraft und schönheit mir gediehen · Schien ich ihm minder teuer und willkommen. Er liess sich auf nicht wahre wege ziehen Verfolgend eines falschen glücks gestalten Die vor erfüllung des versprechens fliehen. Nicht halfs erleuchtungen ihm zu erhalten Womit ich ihn im traum und andrerweile Zurückrief – da sie ihm nur wenig galten. Er fiel so tief dass schon zu seinem heile Die mittel bis auf eins zu mangeln drohten: Ihn leiten lassen durch der Hölle teile. Darum besuchte ich das tor der toten Ob jener sich zum führer geben wolle Der auf mein flehn und weinen sich erboten. Gebrochen würde hoher satzung rolle · Wenn einer des Vergessens fluss verliesse Und nähme solche nahrung · frei vom zolle Der reue die in tränen sich ergiesse. Fegefeuer · XXX. Gesang. Fortsetzung des Bekenntnisses. Die Taufe im Lethe FORTSETZUNG DES BEKENNTNISSES · DIE TAUFE IM LETHE O du der jenseit steht der heiligen fluten – So wandte sie an mich ihr wort mit stechen Das durch die schneide schon gebracht zum bluten · Und sie fuhr weiter ohne abzubrechen: Sag sag ob dieses wahr ist! Solcher klage Ziemt deinem eingeständnis zu entsprechen ... Darüber wurde meine kraft so zage Dass sich die stimme hob · doch beim beginne Erstarb eh sie durchs innre trat zu tage. Kurz hielt sie ein und sprach: Was soll dein sinnen? Gib antwort! Konnte des vergangnen trauer Doch in den wassern noch nicht dir zerrinnen! Mir trieb verwirrung untermischt mit schauer Hervor ein solches ›ja‹ aus meinem munde Dass es erst durch die miene ward genauer. So wie ein bogen kracht wenn strick und runde Erzittern unter allzu starkem zucke · Und mindrer kraft der pfeil das ziel verwunde: So brach ich unter diesem schweren drucke .. Es stürzte seufzer mir hervor und zähre Und meine stimme stockte unterm rucke. Und sie zu mir: In meiner wünsche sfäre Die mit dir jenem gut entgegengingen Jenseit von dem nichts ist was sich bewähre: Was fandest du für gruben · was für schlingen Auf deinem weg dass du für ihr durchwallen Dich derart um die hoffnung konntest bringen? Was zeigte sich dir bei den andren allen An fördernissen an befriedigungen Auf dass du ihnen gingest zu gefallen?.. Nachdem sich tiefer seufzer mir entrungen Konnt ich kaum einen hauch der stimme borgen .. Aus meinem mund die antwort kam erzwungen. Ich sagte unter weinen: Zeitlich sorgen Mit seiner falschen lust trieb mich zurücke Sobald sich euer antlitz mir verborgen. Sie sagte: ›Leugne oder unterdrücke Was du bekennen sollst: die schuld liegt offen Trotzdem ... DER richter irrt in keinem stücke. Doch wenn von eingestandnen sünden troffen Des schuldigen lider · wird nach unsrem rechte Vom schleifrad umgekehrt der schnitt getroffen. Damit indes dich stärker übers schlechte Die scham belaste und beim nächsten gange Dich minder der Sirenen sang befechte: Horch und tu ab die tränen von der wange! Und du wirst hören wie mein fleisch im grabe Bewegen musste mit ganz andrem drange. Nie gab natur und kunst dir eine labe Mehr als mein schöner leib der mich umhangen · Den ich als staub zurückgelassen habe. Und war die höchste freude dir entgangen Durch meinen tod – welch irdische besitze Vermochten dich zu ziehn in ihr verlangen? Wol ziemte dass die erste scharfe spitze Der trügerischen dinge dich entrücke Hinter mir her zu meinem andren sitze. Nicht ziemte dass dies deinen fittich drücke Mehr wunden dir zu holen: junge frauen Und andre eitelkeit von kurzem glücke. Ein neues vöglein mag abwartend schauen .. Jedoch der flügg-gewordnen sinn benähmen Nicht pfeile-schiessen und nicht falle-bauen.‹ Wie kinder horchen und sich schweigend schämen · Den blick am boden · und was sie betöre Erkennen und sich drob im innern grämen: So stand ich und sie sprach: Mit dem gehöre Empfandst du leid.. doch heb den bart erst wieder Dann macht die schau dass grössres dich verstöre ... Nicht mindren widerstandes dreht die glieder Ein starker eichbaum bei des sturmes toben Von Nord her oder landen der Numider: Als ich auf ihr geheiss das kinn erhoben Und da sie bei dem ›bart‹ ans antlitz dachte Hatt ich das gift des satzes zu erproben. Und als ich mein gesicht in richtung brachte Bemerkt ich jene ersten kreaturen Wie ihre blumenstreuung einhalt machte .. Mein auge sah · noch mit der trübung spuren · Wie sich die Selige nach dem tier bewege Das eines wesens ist in zwei naturen. Sie schien jenseit der flut in schleiers hege Höher als einst · um soviel wie sie vorne Vor allen andren schritt im erdenwege. Solch stechen fühlt ich von der reue dorne Dass jedes ding das meist mich zog im leben In seine lust · nun meist mich trieb zum zorne. Dies eingeständnis liess mein herz so beben Dass ich entsank – wie elend sie mich lasse Sie wusst es wol die grund dazu gegeben. Sodann als neue kraft gewann der blasse Sah jene frau ich zu mir hingebogen Die erst ich traf.. sie sagte: Fass mich! fasse! Sie schleifte mich nachdem sie mich gezogen In jene flut bis oberhalb der brüste Und glitt mit feder-leichte auf den wogen. Als ich nun nahe war der seligen küste Hört ich ›Asperges‹ mit so süssem hoffen Dass ichs zu denken nicht · zu schreiben wüsste. Dann tat die schöne frau die arme offen · Sie nahm mein haupt und tauchte mich im flusse Woraus zu schlürfen jetzo mich betroffen. Sie holte mich hervor nach diesem gusse · Ich ward in der vier Holden tanz verwoben Und jede hob die arme zum umschlusse. ›Wir sind hier nymphen · sterne sind wir droben · Eh noch die Selige die erde sähe Hat Gott zu ihrem dienste uns erhoben. Wir führen vor ihr antlitz: für die nähe Der freudigen lichter aber machen sehend Erst jene drei mit einer tiefern spähe.‹ So fing ihr singen an und weiter gehend Einrückten sie mich bis zur brust des Greifen. Dort hielt die Selige uns entgegenstehend ... Nun lass mit eifer deine blicke schweifen · So sprachen sie · du trittst vor die rubine Die einst die liebe kor dich zu ergreifen. Und tausend wünsche · flammender als kiene · Drängten mein aug in jenes auges helle Das stets den Greifen traf mit gleicher miene. Ich sah wie gleich der sonne in der quelle Ganz so das doppeltier sich drin entfalte In bald der einen bald der andren stelle. (Denk leser ob verwunderung mich halte!) Und wie das ding sich selber nie bewege Doch sich in seinem abbild umgestalte. Indem vor staunen und vor freude rege Sich meine seele labte an der speise Die macht dass wen sie sättigt lust noch hege: Da kamen nach der art der höchsten kreise Die andern Dreie mit entgegennicken Und tanzen nach der engel sangesweise: ›Zeig Selige dich mit deinen heiligen blicken! Zeig dich‹ so klang ihr singen ›der getreue Kam dich zu schauen nach soviel geschicken. Tu uns zugunsten ihm die gunst! Verstreue Den schleier der dein angesicht umscheuchte! Lass deine schönheit sehn – die zweite neue!‹ O glanz der ewigen lebendigen leuchte! Wer hat sich so im musenhain ermattet Und hat so lang geschlürft von jener feuchte Dass ungehindert ihm sein geist gestattet Das abzuschildern was du hier erfülltest: Vom klangbewegten himmel überschattet Als du im offnen äther dich enthülltest! Fegefeuer · XXXI. Gesang. Der mystische Baum DER MYSTISCHE BAUM So war mein auge starr und fest gerichtet Dass es nach dem zehnjährigen durst sich letze Und hatte jeden andren sinn vernichtet. Wie wenn es hier und dort sich grenzen setze Der obacht – so hat mich das heilige blinken An sich gezogen mit dem alten netze. Dann ward mein antlitz mir zu meiner linken Von jenen göttinnen gedreht im zwange Als eine sagte: Nicht zu sehr versinken! Und einwirkung die unsern blick befange Wenn eben grad die sonne in ihm brannte Beraubte mich der sicht minutenlange. Doch als mein aug das mindre wiederkannte – Ich sage ›minder‹ neben dem gesichte So gross von dem ich mit gewalt mich wandte – Sah ich nach rechts in einer andern richte Das ruhmesvolle heer im bogen kommen Im blick die sonne und die sieben lichte. Wie schildbewehrte schar zu ihrem frommen Umschwenkt und einen kreis zieht um ihr zeichen Bevor sie andre stellung eingenommen: So war die heerschar aus den ewigen reichen Die vorging ganz an uns vorbeigeschritten Bevor des wagens deichsel war im weichen. Die frauen drehten sich an fuhrwerks mitten · Der Greif kam mit der heiligen last gezogen Und so dass keine seiner federn glitten. Die schöne frau die mich enttaucht den wogen Und ich und Statius bei dem rade gingen Das seinen kreis beschrieb mit mindrem bogen. Indem wir durch den wald der leer war dringen (Sie der die schlange log ist anzuklagen) Schlafft unsren schritt ein engelhaftes klingen. So weit etwa war er dahingetragen Als dreimal es ein bogenschuss gestatte: Da hielt er · und die Selige stieg vom wagen. Nachdem die schar ›Adam‹ gemurmelt hatte Umgab sie einen baum von jeder seite Der ganz entkleidet war von blüt und blatte. Sein haar das um so mehr sich dehnt ins breite Je weiter oben – würde von den Jndern In ihrem wald bestaunt ob seiner weite. ›Glückselig · Greif! den schnabel zu verhindern Dies holz zu splittern · das im schmacke zarte · Das nachher grimmt im leibe seinen schindern!‹ So riefen um den starken baum gescharte Einhellig – und das tier das zwiegestalte: ›Jedes gerechten same so sich wahrte!‹ Er fasste die vorher gezogne halte · Trieb sie zum fuss des stammes ohne frische Indem er was von IHM war an IHN schnallte. So wie bei unsren pflanzen wenn vermische Das grosse licht mit jenem seine schosse Das glutet hinterm himmelsbild der Fische: Die säfte steigen und dann jede sprosse In ihrer farbe · eh der sonnenwagen Führt unter andrem sterne seine rosse · Minder als rosenfarbe ausgeschlagen Als veilchen mehr – stand das gewächs im flore Das so verwaiste zweige erst getragen. Verstanden hab ich nicht · nie dringt zum ohre Bei uns ein loblied wie es jene sangen .. Nicht lauschen konnt ich bis zu end dem chore. Dürft ich beschreiben wie der schlaf umfangen Des Argus augen bei der Syrinx sage Dem es für zuviel wachsein schlimm ergangen: Würd ich · ein maler der sein vorbild frage · Darstellen wie ich damals eingeschlummert .. Doch schlaf zu schildern – ob es einer wage?.. Fegefeuer · XXXII. Gesang · 1–69. Bad im Eunoë BAD IM EUNOË O du des menschenvolkes licht und ehre Was ist dies wasser das aus einer mitte Dort strömt eh es sich von sich selber kehre? Auf diese bitte sagte man mir: Bitte Mathilda dirs zu sagen. Es versezte Darauf als ob sie eine schuld bestritte Die schöne frau: Viel andres · auch dies lezte Ward ihm von mir berichtet und ich glaube Dass Lethes flut es noch nicht aus ihm nezte. Da sprach die Selige: Was uns öfter raube Erinnerung: vielleicht dass stärkre strebe Der geistes-augen klarheit nicht erlaube! Dort sieh wo Eunoë entspringt · dort hebe Dich hin mit ihm · du ja geübt im gleichen · Und seine abgestorbne kraft belebe! Wie edle seelen scheuen auszuweichen Und andrer wunsch zu ihrem wunsch erkiesen Sobald er sich eröffnet durch ein zeichen: So ging nachdem sie mich zu sich gewiesen Die schöne frau und hiess auch mein geleite Nach edelfrauen-art: Tritt neben diesen! Wär mir gestattet · Leser · grössre breite Des schreibens so besänge ich noch lange Den süssen trank der mehr nur durst bereite. Da aber nun zu diesem Zweiten Sange Gefüllt sind alle vorgesezten bogen Hemmt mich der zaum der kunst in meinem gange. Ich kehrte um von den hochheiligen wogen So umgeschaffen wie aus neuem kerne Die neue pflanze neu von grün bezogen Rein und geneigt zum aufstieg auf die sterne. Fegefeuer · XXXIII. Gesang · 115–145. Anruf Apollos. Aufstieg in die Feuerregion ANRUF APOLLOS · AUFSTIEG IN DIE FEUERREGION Die glorie des bewegers aller dinge Dringt durch das weltall und sie ist entglommen Mehr in dem einen als im andern ringe. Im himmel war ich der zumeist entnommen Von Seinem licht und sah dort was verbreiten Nicht darf noch kann wer von dorther gekommen. Denn wenn wir höchstem ziele näher schreiten Liegt unsre einsicht in so festem bande Dass das gedächtnis nicht kann rückwärts gleiten. Fürwahr soviel vom glanz der heiligen lande Noch in den schreinen meines geistes glühe Mach ich zu meines liedes gegenstande .. Apollo gütiger! zur lezten mühe Gib dass ich so viel deiner kräfte fasse Dass der geliebte lorbeer dann mir blühe! Bislang braucht ich Ein joch nur vom Parnasse Doch für die jetzo mir gezogne strecke Bedarf ich beider eh ich ein mich lasse. Dring nun in meinen busen und erwecke Die töne wie einst in des Marsyas jahre Als du ihn zogst aus seiner glieder decke! O kraft des Herren! so viel mir bewahre Dass sich vom seligen reiche nur ein schatte In meinem haupt gebildet offenbare! So sieh mich kommen zum begehrten blatte Davon ich mich mit einer krone schmücke Die deine gunst und die mein stoff verstatte! Weil man nur selten · Vater · davon pflücke Zu eines caesars oder dichters ehre · (Des menschlichen bestrebens schuld und lücke!) So müsste es geschehen dass der hehre Und frohe Delphier vor freude schwelle Wenn einer des Peneios laub begehre. Auf kleinen funken folgt oft grosse helle: Vielleicht dass wer nach mir mit bessrem munde So redet dass der gott sich ihm geselle. – Den sterblichen entsteigt aus manchem schlunde Die welten-leuchte · aber dem entrückend Der mit drei Kreuzen einiget vier Runde Ist sie von bessrem lauf und mehr beglückend Mit ihrem sternbild · so im welten-thone Mehr ihre art ein-schmeidigend und drückend. Der stand bewirkte dass hier morgen wohne · Dort abend und fast völlig eine blanke Halbkugel war und eine schwarze zone. Ich sah die Selige nach der linken flanke Sich wendend mit dem blicke in die sonnen .. Kein adler heftet ihn so ohne wanke. Wie zweiter strahl im ersten hat begonnen Und wieder in die höh kommt rückgesprungen – So wie ein pilger umzudrehn gesonnen – So liess ihr tun durch augen eingedrungen In meinen geist das meine nach sich ziehen .. Ich sah zur sonne wie mir's nie gelungen. Vieles verleiht man hier was nicht verliehen Wird unsren irdischen kräften · dank dem lande Zum sitz der menschenkinder einst gediehen. Nicht lang hielt ich sie aus · doch war im stande Zu sehen dass sie ringsum flammen schlage Wie glühend eisen · eben aus dem brande. Da schien mit einemmal mir tag zu tage Gefügt als ob durch die gewalt von oben Der himmel eine zweite sonne trage. Der Seligen aug stand auf den ewigen globen Fest ruhend · so wie fest die meinen ruhten Auf ihr – vom obern glanze weggehoben. Ihr anblick machte mich zum sogemuten Wie einst den Glaukus als er ass vom kraute Das ihn gesellt den göttern in den fluten. Das übermenschlich-werden ist durch laute Nicht fassbar · doch begnüge mit DEN proben Sich einer bis durch gnade er es schaute. Ward nur mein jüngst-erschaffnes teil enthoben? Du weisst es · Liebe die die himmel lenket Die du mit deinem licht mich zogst nach oben. Himmel · I. Gesang · 1–75. Ermahnung an den Leser. Eintritt in den Mondhimmel ERMAHNUNG AN DEN LESER · EINTRITT IN DEN MONDHIMMEL O ihr auf winzigem kahne die im drange Mich anzuhören ihr euch liesset leiten Von meinem schiffe das hinfährt im sange: Kehrt wieder zu den heimischen gebreiten! Wagt euch nicht auf die hohe flut.. denn gerne Könnt ihr zerschellen ohne mein begleiten. Von meinem weg hielt man bisher sich ferne .. Minerva haucht · Apoll weist mir die fährte Und neue musen zeigen mir die sterne. Ihr andren wenigen die ihr die bärte Zuzeiten aufreckt nach der engelspeise Die hier uns labt · doch sattsam nie uns nährte: Vertrauen mögt ihr euer schiff der reise Auf hohem meere · folgt ihr meinen spuren Bevor das wasser rinnt in gleicher weise. Nicht jene Tapfern die nach Kolchis fuhren Erstaunten so wie ihrs hier mögt erleben Als Jason sie am werk sahn in den fluren. Das ewige und eingeborne streben Zum gottgeformten reich hat uns enthoben So schnell als sähet ihr den himmel schweben. Ich sah die Selige an · sie sah nach oben Und etwa so lang als ein pfeil sich richte Abfliege und sich trenne von dem kloben: Ward ich entrückt wo wunderbar gesichte Mich an sich zog und sie die bis zum kerne In meinem innern spähte was ich dichte · Winkte mir zu so froh als schön: ›Nun lerne Dankbar zu Gott dich wenden der uns beide Hier hat vereinigt mit dem Ersten sterne.‹ Es schien mir dass uns ein gewölk umkleide Ein leuchtendes und dichtes · fest- und feines Wie diamant durch den die sonne schneide. Das innere des ewigen edelsteines Gab einlass uns wie wasser ein kann lassen Des lichtes strahl und bleibt doch immer eines. Und war ich körper: (dort kann man nicht fassen Dass umfang andren in sich zugestünde · Sonst müsste körper ja in körper passen) So ziemte dass ein grössrer wunsch noch zünde Die wesenheit zu schaun in der wir schauen Wie unsere natur sich Gott verbünde. Hier kann man SEHN worauf wir gläubig bauen Auch unbewiesen – doch durch sich gegeben So wie wir dem anfänglich wahren trauen. Ich gab zur antwort: Herrin · so ergeben Wie ich es nur vermag · will ich Ihm danken Der aus des sterbens welt mich liess entschweben. Himmel · II. Gesang · 1–48. Picarda und Konstanze PICARDA UND KONSTANZE Drauf richtet ich das wort an jenen schatten Dess züge ihn als meist bereit empfahlen · Und glich dem von zu starkem wunsche matten: O wolgeschaffner geist den in den strahlen Des ewigen lebens süssigkeit erquicke Die ungekostet man begreift niemalen · Was ist dein name was ist eur geschicke? Erweis die gunst mir dass ich mich belehre! Und sie erbötig lächelnd mit dem blicke: Unsre bereitschaft wenn man wol begehre Hat ihre grenze nur an Dessen borden Der alles ähnlich will in seinem heere. Ich war zur zeit jungfrau in einem orden Und willst du im gedächtnis dich erkunden So hehlt dies nicht dass schöner ich geworden: Ich bin Picarda die du hier gefunden Die ich mit andren seligen hier wohne .. Ich selig in der säumigsten der runden. All unsre wünsche glühn in dieser zone · Sind ganz dem fug des Heiligen Geists geweihte Frohlockend nach der regel seiner throne. Ein solcher anteil ist der mir bereite · Ein scheinbar kleiner · weil wir nicht gehalten Unsren verspruch – verbruch an einer seite. Ich sprach zu ihr: So wunderbar entfalten Fast etwas göttliches mir eure mienen Das anders macht die früheren gestalten. Drum bist du mir nicht gleich bekannt erschienen Doch jezt kehrt leicht erinnrung mir zurücke Da deine worte mir als helfer dienen. Doch sag mir: ihr die ihr hier lebt im glücke Sehnt ihr euch nicht nach einem höhern kreise Der mehr euch zeigt und euch Ihm näher rücke?.. Mit andern geistern lächelte sie leise .. Als ob sie ersten feuers glut umfange Gab sie die antwort dann in froher weise: O Bruder! unsren wunsch befreit vom drange Die kraft der Liebe so dass jeder wolle Nur was er hat und andres nicht verlange .. Wir wünschen uns nicht als mehr gnadevolle Weil unsre wünsche nicht im einklang wären Mit dessen spruch der fügt was jeder solle. Dies · siehst du · hat nicht statt in diesen sfären Denn in-der-liebe-sein hält uns gebunden · Und willst du deren wesen recht dir klären So ist gesetz in diesen seligen runden: Sich ganz zu überlassen Gottes fuge Wo Aller wunsch als Einer wird empfunden. Dem ganzen reich gefällt was flug nach fluge Im ganzen reiche allen ist beschieden Und sie vollziehn nur nach des Herrn vollzuge. Was Er verfügt ist eins mit unserm frieden .. Er ist das meer · nach welchem alles schaue Was selbst Er schafft und was entsteht hienieden .. Da ward mir klar: in jedem himmelsgaue Ist paradies · wenn auch in Einer weise Des höchsten gutes gnade hier nicht taue. Doch wie es kommt dass satt von Einer speise Nach einer andren noch begehrt der magen · Dass dies er wünscht und jenes von sich weise: So machte ichs mit rede und betragen Um durch sie zu erfahren von dem tuche Wozu die fäden sie erst halb geschlagen ... Wert und vollkommner wandel weist im buche Des lebens IHR den rang nach deren sende – Sprach sie – man drunten strick und schleier suche. Zu schlafen und zu wachen bis ans ende Bei jenem bräutigam der alle eide Annimmt womit sich liebe zu ihm wende .. Ihr folgend barg ich mich in ihrem kleide. Als mägdlein flüchtet ich vorm irdischen streben Und trat in ihre bahn mit dem entscheide. Menschen dem übel · nicht dem heil ergeben Entschleppten dann mich meiner süssen zelle · Gott weiss es wie seitdem hinfloss mein leben. Und diese andre leuchte · deren stelle Zu meiner rechten ist · von einem brande Entfacht mit unsrer sfäre ganzer helle: Was mich betraf gilt auch von ihrem stande · Auch sie war nonne · auch sie musste missen Ums haupt den schatten der geweihten bande. Doch wieder in die welt hineingerissen Trotz ihres wunschs und gutem brauch zum hohne – Ging ihr des herzens schleier nie zerschlissen. In diesem licht siehst du Konstanzas krone · Der grossen · die dem Zweiten sturm aus Schwaben Gebar den Dritten mit dem lezten throne ... Himmel · III. Gesang · 34–120. Der Venus-Himmel. Karl Martell DER VENUS-HIMMEL · KARL MARTELL Einst glaubte die noch finstre welt die märe: Die schöne Kypris liesse tolle liebe Ausstrahlen aus der dritten himmelsfäre. Drum wollte dass nicht ihr nur ehrung bliebe Des opfers und der hilfeflehnden gabe Das alte volk im alten irr-getriebe – Dass auch Dione und der flügelknabe In ehren sei · die mutter samt dem sohne Der · heisst's · auf Dido's schooss gesessen habe. Die hier den anfang gab zu der kanzone Gab einst dem stern den namen der die sonnen Umschwärmt bald vor bald hinter ihrem throne. Nicht merkt ich wann der weg hinein begonnen Doch ward gewahr dass ich darinnen schreite An meiner Herrin immer grössern wonnen. Und wie man sichte aus der glut die scheite Und wie den ton man unter tönen schlichte Wo einer festhält wann der andre gleite: Sah ich aus dieser leuchte andre lichte Im kreis sich drehn · minder und mehr geschwinde Je nach der schau der ewigen gesichte. Aus kalter wolke stürzten niemals winde Sichtbar und unsichtbar · dass nicht an ihnen Etwas behindert wäre und gelinde Für ihn dem dieser gottesglanz erschienen Wie er heranflog · lassend seinen reigen Der anfängt bei den hohen serafinen. Und solch ein Hosiannah hört ich steigen Aus jener schar die ich zuvorderst sahe Dass ich begehrt: möcht es doch nie mir schweigen. Und einer unter ihnen kam uns nahe Und sprach allein: Zu deiner lust umfangen Wir alle dich dass unser glück dich fahe! Durch Einen kreis Ein kreisen Ein verlangen Sind mit des himmels fürsten wir beweget An die auf erden deine worte klangen: ›IHR DEREN GEIST DEN DRITTEN HIMMEL REGET‹ Wir sind so voll von liebe dass dich freuend Uns süss sei wenn die lust ein nu sich leget. Nachdem mein auge ehrerbietig scheuend In jenes meiner Herrin eingedrungen Und antwort kam gewährend und betreuend: Zur leuchte die so lockend mir erklungen Wandt ich mich. Ach wer waret ihr vor zeiten? Rief ich von mächtigem gefühl durchdrungen. Ich sah sie sich vertiefen und erweiten Und dass noch neue seligkeit ihr werde · Nachdem ich sprach · zu ihren seligkeiten. In der gestalt sprach sie: Ich war der erde Nur kurze frist: hätt ich mehr zeit gewonnen · Nicht käme · die nun kommt · soviel beschwerde. Ich bin vor dir verhehlt durch meine wonnen Die mich umstrahlen und in eigner schranke So wie das tier von seide übersponnen. Du hast mich sehr geliebt und wohl zu danke. Hätt ich gelebt · ich hätte dir gewiesen Von meiner liebe mehr als das geranke. Himmel · VIII. Gesang · 1–57. Bescheidenheit im Wissen BESCHEIDENHEIT IM WISSEN Und dies sei deinem fuss ein bleigewichte Dass du · wie Müde · gehst mit sachtem tritte Zum ja zum nein wenn unklar dein gesichte. Der sizt zu unterst in der toren mitte Der annimmt und verwirft ohn unterscheiden Sowohl beim einen wie beim andern schritte. Denn mehr als einmal kommt es dass sich weiden Des volkes meinungen an falschen tischen .. Dann kann vernunft des triebes zwang nicht meiden. Mehr als umsonst stösst ab vom strand – denn zwischen Ausfahrt und rückkehr ändert er sich leise – Wer kunst nicht hat und will das Wahre fischen. Parmenides dient dafür zum beweise Bryson Meliss und andre jedem richter: Sie gingen · doch bedachten nicht die reise .. So tat Sabell · so Arius · alle wichter Die an die schriften traten mit der schneide Um schief zu machen richtige gesichter. Niemand soll traun dem eigenen entscheide Zu sehr · wie er der zählte zum besitze Im feld noch eh es reif war das getreide. Einst stand den winter durch mir vorm antlitze Der dornenbusch der wilde und verdorrte Der später rosen trug auf seiner spitze .. Auch sah ich flink und nach dem rechten orte Ein schiff das meer durchziehn die ganzen gleise Und schliesslich untersinken nah dem porte. Nicht glauben soll herr und frau Naseweise Die diesen rauben sehn und jenen schenken Dass darin Gottes ratschluss sich erweise Da DER sich heben kann und DER sich senken. Himmel · XIII. Gesang · 112–142. Cacciaguida. Voraussage der Verbannung CACCIAGUIDA · VORAUSSAGE DER VERBANNUNG Hoch ragst du teures reis von gleichem rumpfe · Und wie es klar ist irdischem verstehen Dass es in keinem dreieck gibt zwei stumpfe: So siehst du alles fällige geschehen Bevor es wird · indem du schaust zur mitte Vor der als heutig alle zeiten stehen. Als noch Vergil begleitet meine schritte Beim abstieg in verlorner welten plage Und auf der rettbarn geister höhen-tritte: Ward mir gesagt für meine künftigen tage Manch lastend wort · weiss ich mich auch zur stelle An allen ecken bei des schicksals schlage. Drum wär mein wunsch dass sich vor mir erhelle Was für verhängnisse mich überschweben · Denn der geschaute pfeil trifft minder schnelle ... So sagt ich zu der leuchte die soeben Mir sprach und dass ich meinen wunsch gestünde War nach der Seligen willen zugegeben. Es war nicht jene rätselvolle künde Die frühres volk verstrickt in seinem wahne Eh das Lamm Gottes wegnahm unsre sünde: Es war bestimmte rede und das plane Latein.. umringt und scheinend durch sein lichte Erwiderte der liebevolle ahne: Der zufall über den sich die geschichte Des menschen-daseins nicht hinausverbreitet Ist ganz gemalt vorm ewigen gesichte. Doch wird daraus ein zwang nicht abgeleitet So wenig wie der blick der zuschaut störe Das schiff das auf dem strome niedergleitet. Von droben · so wie dringen zum gehöre Von einer orgel süsse harmonieen · Dringt mir vors aug das los das dir gehöre. Wie Hippolyt musst aus Athen entfliehen Auf frevelhafter mutter falsche melde: So aus Florenz ist dir bestimmt zu ziehen .. Dies wünscht man und dies sucht man und in bälde Wird zum ereignis werden was sie planen Dort wo man Christum täglich schlägt zu gelde. Es heftet an der Unterlegnen fahnen Der brauch die schuld auch hier.. doch wer gelogen Daran wird spätres zeugnis rächend mahnen. Ein jedes teure ding wird dir entzogen Das dir zunächst war – dieser pfeil entfalle Zuerst auf dich aus der verbannung bogen! Du musst empfinden wie sehr schmeckt nach galle Das brot der fremden und wie schwere gänge Aufstieg und abstieg sind in fremder halle. Doch was am meisten deine schultern zwänge Ist jene schar sinnloser bösewichte Mit denen du entsinkst dort im gedränge. Die ganz auf frevel undank wahn erpichte Wird dir entgegenstehen · doch beizeiten Wird rot darüber ihr nicht dein gesichte. Ihr weitres tun wird ihrer schnödigkeiten Beweis sein.. und dir rechnet man zum siege Dass du gestanden hast auf eigner seiten. Dein erstes schutzdach' deine erste liege Gewährt dir freundlich der lombardische Grosse Der einen adler führt auf einer stiege. Sein haus wird dir zu solchem gütigen schoosse Dass bei euch zwein im geben und verlangen Sogleich geschieht was sonst erst nach dem stosse Daselbst wirst du Ihn sehn der es empfangen Bei der geburt von Diesem tapfern sterne Dass seine werke werden ruhm erlangen · Doch nicht dass sie die welt schon kennen lerne .. Die hohe kugel hat erst seit neun jahren Um ihn gedreht · so ist sein tag noch ferne. Doch eh der hohe Heinrich hat erfahren Des Basken trug – wird seine tugend funkeln Indem er gold nicht-achtet noch gefahren. Mit seinem glanze wird er aus dem dunkeln Vorbrechen eines tages dass dem hasse Sogar nichts übrigbleibt als davon munkeln. Auf ihn und seine reichen spenden passe! Durch ihn wird wechsel sein in manchem gaue Und tausch von dem der darbe und der prasse. Schreib in den geist dir was ich dir vertraue Von ihm · doch sag es nicht!.. und er sprach dinge Unglaubliche für den der einst sie schaue. Dann fügt er zu: Mein sohn · erläutrung bringe Dir dies zum jüngst gesagten.. DIE unglücke Sind es – verdeckt durch wenig zeitenringe. Doch will ich nicht dass auf dein mitvolk drücke Dein hass.. denn in die zukunft ragt dein leben Weiter als die bestrafung ihrer tücke. Als schweigend drauf zufrieden sich gegeben Die heilige seele die den einschlag machte Zum tuch das ich vor ihr anhub zu weben: Begann ich wie nach längerem bedachte Sich einer rats erholt bei einem zweiten Der liebt · der strebt mit richtigem betrachte: Ich sehe · vater · auf mich los schon reiten Die zeit · dass sie mit ihrem hieb mich dränge Der meist trifft den am meisten unbereiten. Darum ist vorsicht gut für meine gänge Dass ich nicht · von dem liebsten ort verschlagen · Noch andre missen muss durch meine sänge. Tief unten in der welt endloser plagen Und auf dem berg von dessen höchster ferne Die augen meiner Herrin mich getragen: Und dann am himmel hin von stern zu sterne Erfuhr ich manches · das wenn ichs gestalte Für viele schmack wird haben bittrer kerne. Und wenn ich schwank nur mich ans wahre halte So fürcht ich: ich verlier in Jener bilde Die unsre zeit bezeichnen als die alte. Das licht drin mein gefundner hort hier milde Erglänzte · ward zuerst zu voller lohe So wie der sonnenstrahl auf goldnem schilde Und sprach darauf: Wem das gewissen drohe Mit eigner oder fremder schande drucke: Empfindet deine worte wohl als rohe. Dem ungeachtet halt dich frei von schmucke Und ganz eröffne das von dir geschaute · Lass es geschehn dass wen es beisst sich jucke! Wenn auch beschwerlich werden deine laute Beim ersten kosten · wird lebendige zehrung Man draus entnehmen wenn man sie verdaute. Dem sturmwind gleich tut diese deine lehrung Dass meist sie rüttelt an den höchsten spitzen .. Und dies ist kein geringer grund zur ehrung. Drum wurden dir gezeigt auf unsren sitzen Und auf dem Berg und in dem Tal der Sorgen Nur solche seelen deren namen blitzen. Der geist der aufnimmt würde sich nicht sorgen Noch glauben wenn man ihm ein beispiel male Von einem ursprung namlos und verborgen Und einen gegenstand der nicht erstrahle. Himmel · XVII. Gesang · 13–142. Der Adler über Glaube und Heil DER ADLER ÜBER GLAUBE UND HEIL Wie sich die lerche aufschwingt in die weiten Erst singend und dann schweigend · zur genüge Ersättigt mit den lezten süssigkeiten So deuchte mir das abbild vom gefüge Des Ewigen Beliebens dessen waltung So wie sie ist sich jede sache füge. Und wusst ich auch dass meine innre spaltung Wie farbe hinter glas man hier durchdringe: Trug ich nicht länger schweigende verhaltung. Aus meinem munde: ›was sind diese dinge?‹ Brach es hervor als ob ich dran ersticke. Drauf mehrte sich das strahlende geschwinge. Dann kam mit einem leuchtenderen blicke Die antwort des gebenedeiten Aares Damit ich nicht in staunen mich verstricke: Ich sehe wol du hältst dies all für wahres Weil ichs gesagt – doch weisst du nichts vom grunde · So ist es dir wenn auch geglaubt nichts klares. Du tust es jenem gleich · der führt im munde Der dinge namen · doch was sie enthalten Kann er nicht sehn · bringt nicht ein Andrer kunde. REGNUM COELORUM lässt sich vergewalten Von heisser liebe und von gläubigem drange Die sieger bleiben übers ewige schalten Nicht so wie mensch vor mensch erliegt dem zwange · Es siegt indem es wünscht besiegt zu werden – Besiegt siegt es im gnadenüberschwange. Himmel · XX. Gesang · 73–99. Krönung der Jungfrau KRÖNUNG DER JUNGFRAU So wie der vogel im geliebten laube Sizt auf dem neste seiner teuren kleinen Zur nachtzeit die der dinge anblick raube Der · um zu schaun nach den begehrten scheinen · Zu spähen nach dem futter das sie speise (Die schwere müh ist lieb ihm für die seinen) Der zeit voreilt auf einem höhern reise Mit glühndem wunsche wartend auf die helle Und ausschau hält ob sich die dämmrung weise: So meine Herrin in aufrechter stelle Und achtsam wandte sich nach jener breite Wo sich die sonne zeigt mit mindrer schnelle. Als sie so harrte mit dem blick ins weite Erging es mir wie dem der wünsche nährte Und durch die hoffnung sich vom drang befreite. Doch eine kurze frist nur – sag ich – währte Mein warten und mein schaun in jene zonen Als dort der himmel mehr und mehr sich klärte. Die Selige sprach: Sieh dort die legionen Von Christi siegeszuge · all die blüte Gepflückt im umkreis dieser regionen. Mir schien es dass ihr antlitz völlig glühte Und ihre augen so in wonne stunden Dass ich vergeblich mich um worte mühte. Wie Luna in den heitren vollmondstunden Lacht bei den ewigen nymphen die da richten Des himmels schmuck in allen seinen runden: So sah ich eines über tausend lichten Als sonne deren glanz sie alle trugen Wie ihn die unsre leiht den obren sichten. Durch das lebendige licht hindurch entschlugen Der leuchtenden gewalt so starke feuer Dass meine augen sie nicht mehr ertrugen. O Selige! du führer süss und teuer ... Sie sprach zu mir: ›Was also dich erschreckte Ist eine kraft die niemandem geheuer. Dort ist die weisheit und die macht die streckte Vom himmel nach der erde hin die gänge Und die seit grauen zeiten sehnsucht weckte.‹ Wie sich die flamme durch die wolken zwänge Zu sehr sich dehnend für die enge klause Und gegen ihre art nach unten dränge: So ward mein geist nach einem solchen schmause So weit gemacht – und wie? kann er nicht sagen – Dass er hervorbrach aus dem eignen hause. ›Getrau die augen zu mir aufzuschlagen! Dinge hast du gesehn durch die du mächtig Geworden bist mein lächeln zu ertragen.‹ Wie einer dem vorkommt dass er ein nächtig Gesicht gehabt das ihm der tag vernichtet · Es in den sinn zu ziehn umsonst bedächtig: Hört ich das anerbieten das verpflichtet Zu solchem danke dass er nie erblasse Im buch das die vergangenheit berichtet. Und sändte Polyhymnia die masse Klangvoller stimmen mir zu helfen heute Die sie genährt mit ihrem süssen nasse: Ich weiss dass dies kein tausendstel bedeute Der wahrheit von des heiligen lächelns preise Und wie den heiligen anblick es erfreute. Also erzählend von dem paradeise Muss der geweihte sang zum sprung sich heben Wie einer der verrammt sieht seine gleise. Doch wer bedenkt wie schweres aufgegeben Auf schultern wurde einem erdensohne Wird nimmer schelten wenn sie drunter beben. Für nachen ist dies keine meereszone Wohin die kühne planke ungestümet Noch für den schiffer der sich selber schone. – ›Warum dein glühen nur mein antlitz rühmet So dass du dich nicht drehst zum schönen orte Der unter Christi strahlen sich beblümet! Dort ist die Rose die dem ewigen worte Das fleisch verlieh und dort sind die narzissen Bei deren duft man fand die gute pforte.‹ So sprach die Selige und vor ihrem wissen War ich gefügig ganz und nochmals hatten Die schwachen lider kampf mit hindernissen. So sah mein auge überdeckt von schatten Den sonnenstreifen der mit reiner schnelle Einst durch die wolken fuhr auf blumenmatten: Wie ich nun ganze schwärme sah voll helle Umblizt von oben her mit strahlenlohen Und mir verborgen blieb des glanzes quelle. O gütige kraft die du so schmückst die hohen Du schwangest dich empor dass heil geschehe Den blicken die unmächtig noch dich flohen! Der schönen Blume namen – immer flehe Ich morgens ihn und abends an – er schmiegte Den geist dass er ins grösste feuer sehe. Wie sich in meinen beiden leuchten wiegte Lebendigen sternes wesenheit und weite Der hier besiegt wie unten er besiegte: Da ward es oben licht von einem scheite Das kreise um ihn schlug als ob es kröne Und ihn umwand und schwingend ihn umreihte. Wie süss hienieden auch gesang ertöne Und unsre seele locken mag als freier: Er ist wie wolke die geborsten dröhne Verglichen mit dem sange jener leier Die um den schönen Saphir hängt in schwebe Der schmückt des himmels saphirblaue feier. ›Ich bin die engelsliebe und umwebe Die hehre wonne die enthaucht dem leibe · Dem hause drin einst der Verheissne lebe. O Himmelsfrau um die ich wirbelnd treibe Solang beim Sohn du weilst und höchsten dingen Noch mehr an zier verleihst mit dem verbleibe.‹ So ging das rings herumgetragene singen Dem ende zu · und alle andren Lichten Liessen den namen der Maria klingen. Der königliche mantel aller schichten Der welt · der meist erglühende und rege Im hauche Gottes und in seinen pflichten: Er hatte über uns die innre hege In solcher ferne dass von seinem scheine Ich noch nichts sehen konnt auf Meinem stege. Drum hatten meine augen nicht die reine Um nachzufolgen der gekrönten flamme Die stieg mit ihrem sprossen im vereine. Und einem kinde gleich das nach der amme Die arme streckt nachdem es milch empfangen: So machte wunsch der bis nach aussen flamme Dass alle diese glänze aufwärts drangen Mit ihrem haupt – und ihre hohe liebe Für die Maria war mir aufgegangen: Dann sang vor mir verweilend ihr getriebe ›Regina coeli‹ mit so süssen lauten .. O dass davon die freude mir verbliebe. O welche grosse segensfülle stauten Sich diese reichsten häuser die hienieden Als gute pflanzer ihren grund bebauten. Hier lebt man von dem hab und gut in frieden Das weinend man gesammelt in der frone Zu Babylon wo man das gold gemieden. Hier feiert unter Gottes hohem sohne Und der Maria siege seiner schlachten Umringt vom Alten und vom Neuen Throne Er der die schlüssel hält zu solchen prachten. Himmel · XXIII. Gesang. Die Himmelsrose DIE HIMMELSROSE Die schönheit die ich schaute überfliesset Gewiss nicht unser maass allein – ich merke Dass nur ihr schöpfer völlig sie geniesset. Von hier ab (geb ich zu) lässt mich die stärke So wie nur je an einem punkt gezittert Lust- oder trauer-dichter bei dem werke. Wie sonnenschein in einem aug das flittert So macht in meinem geiste das vor-schweben Des süssen lächelns dass er in sich splittert. Vom ersten tag an wo ich sie im leben Gesehen bis zu diesem hohen spiele War ihr zu folgen meinem sang gegeben. Doch jezt muss ich abstehn mit meinem kiele Von ihrer schönheit und ich leg ihn nieder Wie jeder künstler angelangt am ziele. Wie ich sie lasse nun · für höhere lieder Als meiner tuba die nun des gewichtes Mich bald entlediget – begann sie wieder Als führer froh am ende des verrichtes: Wir sind getreten aus dem lezten triebe Des weltenrings zu dem des reinen lichtes. Wir sind im geistigen licht dem licht voll liebe Der liebe wahren gutes voll entzücken Entzücken vor dem keine wonne bliebe! Nun siehst du beide heiligen heere rücken Vom paradies: die einen schon umkleidet Wie sie sich für den lezten richter schmücken. Wie wenn ein unverhoffter blitz durchschneidet Der augen fähigkeit und das verscheuchte Gesicht die stärksten dinge nicht mehr scheidet: So überströmte mich lebendige leuchte Und hielt mich so umhüllt von allen seiten Mit ihrem scheine dass ich blind mir deuchte. ›Der hohe spender dieser seligkeiten Hebt zu sich auf stets mit dergleichen segen Um für sein licht die fackeln zu bereiten.‹ Nicht schneller aber flüsterte entgegen Mir dieses kurze wort als ich erkannte Dass macht mir wuchs die nicht in mir gelegen. Und meines schauens neue kraft entbrannte Dass nun – wie grosse reinheit er erlange – Kein strahl mehr wäre der mein auge bannte. Und ich sah licht mit eines flusses gange Vom glanze blitzend durch zwei ufer dringen In ihrem wunderbaren frühlingsprange · Sah von der flut nach allen seiten springen Und auf die blumen fallen helle funken Rubinen gleich die sich mit gold umschlingen. Dann wiederum als ob von düften trunken Vertieften sie sich in der wunderwelle Und dieser stieg und jener war versunken. ›Der hohe wunsch der nun dich drängt zur helle Wird dir zu kennen was du schautest taugen Und mich erfreun je mehr er in dir schwelle. Doch erst musst du an jenen wassern saugen Bevor der grosse durst dich nicht mehr dränge.‹ So sprach zu mir die sonne meiner augen Und fügte zu: Das fliessende gepränge · Topase · farben heitrer frühlingskinder · Sind nur der wahrheit schattende behänge. Doch nicht als wären diese dinge minder! Den mangel nimm allein zu deinem teile! Für solche glorie bist du noch ein blinder. So dreht kein kind mit einer grösseren eile Den kopf und sucht die milch die lang entnommne Wenn es verschlafen die gewohnte weile Als ich mich wandte und um das beklommne Gesicht zu stärken neigt ich mich den wogen Die strömen dass sich jeder vervollkommne. Als kaum ich übers wasser hingezogen Mit meinen lidern merkten die nun scharfen Dass seine linie wechselte zum bogen. Wie menschen die verborgen unter larven Als andre kommen wenn sie mit den stoffen Die nicht gebührende gestalt verwarfen: So ward vom wechsel grössrer pracht betroffen Nun flor und funke – so dass ich gesehen Die beiden himmelshöfe klar und offen. O glanz des Herrn durch welchen ich gesehen Des wahren königreiches triumphieren Gib kraft zu sagen mir was ich gesehen! Ein licht ist in den oberen revieren Das unser schöpfer denen all bereitet Die ganz in seinem anschaun sich verlieren: Das in gestalt des kreises sich verbreitet – Und schlösse sich sein aussenring zusammen Es wär als sonnengürtel zu geweitet. Es ist geschaffen nur aus lautren flammen Und trifft der ersten Sphäre höchste ränder Wo sein und wirken ihm allein entstammen. Wie sich ein felsen an dem seegeländer Bespiegelt gleichsam sich im schmucke sehend Des saftigen grüns und blumiger gewänder: So sah ich ringsum überm lichte drehend All die sich spiegeln in viel tausend sitzen Die heimgekehrt sind dieser welt entgehend .. Und wenn nun schon die untren sprossen blitzen Von solcher pracht – wie mag sich dann erst breiten Die rose bis zu ihren obern spitzen. Und weder in den höhen noch den weiten Verwirrt ich mich: ich habe ganz besessen Das wie und wieviel aller herrlichkeiten. Hier wird das nah und fern nicht mehr gemessen Denn wo Gott selber unvermittelt schaltet Ist das natürliche gesetz vergessen. Zum gelb der ewigen Rose die entfaltet Sich hebt und duftet – düfte von dem ruhme Der sonne die in ewigem frühling waltet: Da zog mich schweigend hin der seligen Blume Als ob sie zu mir reden wollte: Schaue Der weissen kleider zahl im heiligtume! Sieh unsre stadt wie sie sich wölbend baue! Himmel · XXX. Gesang · 19–130. Die Himmelsrose. Abschied der Seligen DIE HIMMELSROSE · ABSCHIED DER SELIGEN In einer lichten rose form erschaute Ich also die geweihten himmelsheere Mit seinem blut des Heilands angetraute. Doch andre fliegend sangen von der ehre Dess der durch seine gluten sie entzündet Und von der güte die so viel beschere. Wie bei den bienen: dieser schwarm ergründet Der blüten kelche und ein andrer eilet Zum ort der sie zum süssen werk verbündet: So zu der grossen blume die sich teilet In solche blätter sanken sie und flohen Zurück wo ihre stete liebe weilet. Ihr aller antlitz war ein helles lohen · Ihr flügel gold und eine solche weisse Um sie wie nie beim schnee dem noch so hohen. Zur blume nieder reichten sie die heisse Verehrung und die himmelsruh und hoben In jeden kreis sie mit der schwingen fleisse. Und schien auch von der blume bis nach oben Die zahl der fliegenden zu überschwemmen: Nie ward das bild und seine pracht verschoben. Denn Gottes strahlen lassen sich nicht hemmen Durchs weltall · wo es würdig ist · zu reichen Und ihnen kann sich nichts entgegenstemmen. In diesen sichern jubelnden bereichen Voll völkern früher oder später stelle Ist herz und auge nur in Einem zeichen. O Dreifach Licht! das du in Einer helle Erstrahlst vor diesen · so sie zu begnaden · O schau herab auf unsre wilde welle! Wenn die Barbaren kamen von gestaden Die täglich unterm stern der Nymfe schauern Die mit dem sohne kreist auf gleichen pfaden · Und Rom erblickten mit den stolzen mauern Und vor dem Lateran in staunen stunden Der trotz beut allen menschlichen erbauern: Ich der von zeit zu ewigem mich gefunden Zu gottgearteten von menschendingen Und von Florenz zu Richtigen und Gesunden: Wie musst ich in verwunderung hier schwingen! Ich wollte zwischen dieser und dem glücke Nichts hörend und verstummt die zeit verbringen. Und einem pilgrim gleich den es entzücke In des gelübdes tempel um sich sehend Wie er erzählen wird · kehrt er zurücke · So im lebendigen lichte mich ergehend Entsandt ich meinen blick zu allen sprossen Bald auf bald ab bald nach den seiten drehend. Ich sah gesichter lieb- und glanzumgossen Vom Licht und eigner lust · in jeder weise Von zierde und von würdigkeit umflossen. Die allgemeine form vom paradeise Hatt ich mit meinen blicken schon umründet Jedoch gehaftet noch auf keinem kreise. Ich wandte mich mit wünschen neu-entzündet Um das bei meiner Herrin zu erkunden Was ich in meinem geist noch nicht ergründet. Eins sucht ich und hab anderes gefunden: Anstatt vor Jhr stand ich vor einem greise Gehüllt ins kleid der ruhmesvollen runden. Es breitete sich aus in frommer weise Gütige freude auf gesicht und wange Wie man's bei zartbesorgtem vater preise. Und sie? wo ist sie? sprach ich wie im zwange .. Drauf er: Dir deiner wünsche ziel zu zeigen Rief mich die Selige her aus meinem range. Und wenn du aufwärts blickst zum dritten reigen Des höchsten grads wirst du sie wieder schauen Im thron der ihr durch ihr verdienst ist eigen ... Ohn antwort richtet ich auf sie die brauen Und sah sie um sich bilden eine krone Die spiegelte den glanz der ewigen auen. Unmöglich dass zu höchster donnerzone Ein auge sich mit solchem abstand richte Auch wenn es in den tiefsten meeren wohne: Als bis zur Seligen mein angesichte. Doch es verschlug hier nichts · da ihre züge Zu mir herdrangen ohne zwischenschichte. ›O Frau an die ich meine hoffnung füge · Die für mein wohl gewirkt in solchem grade Dass du zur hölle lenktest deine flüge: Bei dem was ich gesehn durch alle pfade · Von deiner macht und deiner gütigen waltung Erkenne ich die fülle und die gnade. Du zogst aus knechtschaft mich in freie haltung Durch alle bahnen · alle nach der reihe · Wie du gekonnt durch deine macht-entfaltung. Dein spende-mut auch fürder mir gedeihe Dass meine seele heil durch deine helle Dir angenehm vom körper sich befreie.‹ So betet ich. Und sie · von ferner stelle · Wie es erschien · sich lächelnd zu mir wandte Und kehrte dann zurück zur Ewigen Quelle. Der heilige greis sprach: Damit ans erkannte Ziel du gelangest bis zur höchsten spitze Wozu gebet und heilige liebe sandte: Flieg mit dem blick durch diese freudensitze! Denn sie erblicken hebt dein aug mit neuer Gewalt empor zum göttlichen geblitze. Die Himmelskönigin für die im feuer Der liebe ganz ich glühe · wird uns helfen Voll huld · denn ich bin Bernhard ihr getreuer. Himmel · XXXI. Gesang · 1–102. Der Erzengel Gabriel DER ERZENGEL GABRIEL Ich sah von glorie einen solchen regen Auf ihr: ihn trugen heilige gesandte Die auf und ab durchflogen diesen segen. Wohin auch vorher schon mein blick sich wandte – Nichts konnte grösser staunen mir bereiten · Nie zeigte sich so nah das Gott-verwandte. Und jener Eifer der entstieg vor zeiten Und sang: ›Gegrüsset seist du voll der gnaden‹ Trat vor sie seine schwingen auszubreiten. Und von des seligen hofes allen graden Kam antwort zu dem göttlichen gesange. Er schien zur höhern freude sie zu laden. ›O heiliger vater der zum untern range Entstiegst für mich und dem nun fehlt der frohe Worauf du thronst nach ewigem ergange: Wer ist der engel dort der unsre hohe Gebieterin beschaut mit solchen wonnen Und solcher glut als sei er ganz aus lohe?‹ So hab ich zu belehren mich begonnen Bei ihm der an Marien sich verklärte Wie das gestirn des morgens an den sonnen. Und er dagegen: Alle pracht und zärte Die einen menschen zieret oder engel Ist in ihm und gerecht ist das gewährte. Er ist es der herab den palmenstengel Trug zu Marien als dem Gottessohne Genehm war einzugehn in unsre mängel. Himmel · XXXII. Gesang · 88–114. Gebet des Heiligen Bernhard GEBET DES HEILIGEN BERNHARD Jungfrau und Mutter! Tochter deines sohnes! Voll demut und voll würde wie kein wesen Nach vorbestimmtem rat des ewigen Thrones · Du machtest unsre menschheit so erlesen Und edel dass der Schöpfer selbst geruhte Geschöpf zu werden dessen du genesen. Die Liebe ward entfacht in deinem blute Damit von ihrem brand in ewiger wonne Solch eine wunderbare rose glute! Du bist für uns die mittagliche sonne Der himmelslust · dort auf der erdenscholle Gleichst du der hoffnung stets lebendigem bronne. O Frau! du bist die grosse Hilfevolle · Wer gnade sucht und nicht zu dir sich wendet Ist wie wer ohne schwinge fliegen wolle. Und so ist deine milde dass sie sendet Nicht nur dem bittenden – oft ward dem armen Freigebig vor dem bitten schon gespendet. In dir ist mitleid! In dir ist erbarmen! In dir ist langmut! Was nur je des guten In menschen war entströmt aus deinen armen. Nun naht er dir der aus tiefuntern gluten Des weltalls sich erhob zu dieser steile · Durch alle stufen sah der geister fluten Und ruft zu dir dass deine huld erteile Die kräfte seinem blick und dass er trete Noch weiter aufwärts bis zum grössten Heile. Ich der nicht mehr für mein erleuchten flehte Als jetzo für das seine: ich erneue – O nimm sie auf! – all meine bittgebete Auf dass sich jede wolke ihm zerstreue Von seiner sterblichkeit nach deinem flehen Und er des höchsten gutes sich erfreue! Noch bitt ich · Königin (denn schon geschehen Ist was du wünschest) dass sich rein erhalten Die sinne dem der solches hat gesehen. Dein schutz besiege irdische gewalten! Sieh hier die Selige und soviel seelen Damit du mich erhörst die hände falten! Himmel · XXXIII. Gesang · 1–39. Namenverzeichnis NAMENVERZEICHNIS I=Hölle II=Fegefeuer III=Himmel ADELBERT · II · 6 · 97 · der deutsche könig Albrecht v. Habsburg der nicht zu krönung nach Italien zog. AD VOCEM TANTI SENIS · »zu solchen greises worten« · s. Libanon. AENEAS · I · 2 · 32 · der trojanische held dem auf seiner höllenfahrt die zukünftige grösse Roms geweissagt wurde. Als vorfahr Romulus' ist er der stammherr des römischen imperiums und des daher abzuleitenden papsttums. AENEÏDE · II · 21 · 97. hauptwerk Vergils. ALBERT von Siena s. Griffolino. ALDOBRANDI · I · 16 · 41 · (Tegghiaio A.) Guelfe · wider sein anraten unternahmen die florentinischen Guelfen den verhängnisvollen zug gegen Siena auf dem sie bei Montaperti von den Ghibellinen unter Farinata geschlagen wurden. ALEKTO s. Erinnyen. ANCHISES · I · 1 · 74 · vater des Aeneas. ARCHIAN · II · 5 · 95 · nebenflüsschen des Arno. ANSELM s. Ugolino. APOLLO s. Delphier. ARGUS s. Syrinx. ARIUS · III · 13.· 127 · stifter der nach ihm benannten frühchristlichen sekte. ARNO · hauptfluss Toskanas. ARNAUT · II · 26 · der von D. über den Limosiner Guiraut gestellte provenzal. dichter · die von ihm provenz. gesprochenen verse sind in der übertragung niederländisch wiedergegeben. Verheugt = erfreut · verleden · = vergangen · bezweer = beschwöre · klacht = klage. ARZT (der höchste) · II · 29 · 137 · der Grieche Hippokrates. ASPERGES · II · 31 · 98 · Asperges me hysopo · »Besprenge mich mit ysop« · Psalm Davids. AUGUSTE (u. Scipionen) · II · 29 · 116 · triumphierende kaiser u. konsuln. AUSERKORENES GEFÄSS · I · 2 · 28 · der Apostel Paulus der nach der sage eine höllenfahrt machte. BABYLON · III · 23 · 135 · stadt des exils der Juden, dann übertragen für die irdische verbannung der seele. BASKE · Papst Clemens V. · s. Heinrich VII. BAUM (der mystische) · II · 32 · baum der erkenntnis des guten und bösen, mit dem der Greif den wagen der kirche verbindet, zugleich allegorie des römischen imperiums. BENEDICTUS QUI VENIS · II · 30 · 19 · »Gesegnet der da kommt« · zuruf des volkes beim eintritt Jesu in Jerusalem. BENEDIKT (Sankt) · I · 16 · 100 · wol das kloster San Benedetto dell' Alpe am oberen Montone. BENEVENT · stadt in Süditalien · s. Manfred. BERNHARD (der heilige) · III · 31 · 102 · auf erden prediger des 2. kreuzzugs · im himmel der lezte führer D.s bis vors angesicht Gottes. BONAGIUNTA (da Lucca) · II 24 · 20 zeitgenosse D.s · mit Notajo und Guittone vertreter der älteren dichterschule die dem »neuen süssen stil« D.s voraufging. BORSIERE · I · 16 · 70 · ein Florentiner. BRUNETTO LATINI · I · 15 · florent. gelehrter und staatsmann · lehrer D.s. BRYSON · III · 13 · 125 · griech. philosoph · gilt mit Melissos und Parmenides als irrlehrer. BUONCONTE (da Montefeltro) · II · 5 · ghibellin. führer · fiel in der schlacht bei Campaldino · wo D. mitkämpfte · gegen die florent. Guelfen. CACCIAGUIDA · III · 17 · ur-ahn D.s der während des kreuzzugs im hl. land fiel. Er ist daher im marshimmel der Gottesstreiter · »diesem tapfern sterne«. CAMPALDINO s. Buonconte. CASELLA · II · 2 · florent. sänger und musiker · jugendfreund D.s. CASENTINO · II · 5 · 94 · das obere Arno-tal begrenzt im osten von der Apennin – hauptkette beim »Grossen Passe«. CAVALCANTE (Cavalcanti) · I · 10 · Vater Guido C.s · des freundes von D. im kreis der ketzer. CEUTA · I · 26 · 111 · ort in Marokko. CIMABUE · II · 11 · 94 · der erste grosse ital.maler des XIII. jahrh. den sein schüler Giotto überflügelte. COSENZA · stadt in Süditalien · s. Manfred. DÄDALUS · I · 29 · 116 · sagenhafter griechischer künstler der sich flügel fertigte um aus der gefangenschaft zu entkommen. DELOS · II · 20 · 130 · insel die auf dem ägäischen meere schwamm bevor Latona auf ihr Apollo und Diana · sonne und mond · gebar. DELPHIER · III · 1 · 32 · Apollo nach seinem heiligtum in Delphi, herr des zweigipfligen Parnass der erfinder der leier dem der lorbeer des Peneios laub heilig war. Zur strafe dafür dass er mit dem gott sich messen wollte wurde Marsyas von ihm geschunden. DIDO · I · 5 · 85 · königin von Karthago und geliebte des Aeneas. Sie führt eine der beiden scharen die wegen sündhafter liebe vom höllischen wind umhergetrieben werden. DIONE s. Kypris. DIS · I · 9 · Pluto fürst der unterwelt. ELSTERN · II · 1 · 11 · die töchter des königs Pierus die von den musen im wettgesang besiegt und in elstern verwandelt wurden. ERINNYEN · I · 9 · 45 · die drei höllenfurien: Alekto · Megära · Tisiphone · s. Theseus. EUNOË (und Lethe) · II · 33 · bäche im Irdischen Paradies · der eine das gedächtnis der guten taten bewahrend, der andre die sünden auslöschend. EZECHIEL · II · 29 · 100 · alttest. propher dessen visionen christlich gedeutet wurden. FARINATA · I · 10 · 32 · führer der florentinischen Ghibellinen · aus dem hause der Uberti. Er vertrieb die gegenpartei zu der D.s vorfahren sich hielten zweimal aus der Stadt. FEGEFEUER · der zweite teil der Commedia · der berg der läuterung den D. nach verlassen der hölle erklimmt. Hier büssen die in Gott gestorbenen die zeitlichen schulden. Obwol strenggenommen nur für einen teil des ortes der läuterung anwendbar, ist das herkömmliche »Fegefeuer« jeder literarischen benennung vorzuziehen. Auf seinem gipfel liegt das Irdische Paradies. FIESOLE · I · 15 · 62 · alte stadt oberhalb Florenz · das von dort aus besiedelt wurde. D.s vorfahren aber leiten sich von Römern ab. FISCHE (himmelsbild der) · II · 32 · 54 · die sonne tritt mit beginn des frühjahrs aus dem zeichen der Fische in das des Widders. FLORENZ · I · 16 · 75 · D.s vaterstadt in der er 1265 geboren · aus der er 1302 verbannt wurde. FLÜGELKNABE s. Kypris. FORLÌ · I · 16 · 99 · stadt in der Romagna am Montone. FRANCO (Bolognese) s. Oderiser. FRANZISCA VON RIMINI · I · 5 · mit ihrem geliebten Paolo Malatesta vom gatten überrascht und erstochen. FUCCI (Vanno) · I · 24 · 125 · kirchendieb aus Pistoja. GABRIEL · III · 32 · der erzengel der Maria die verkündigung brachte. GAËTA · I · 26 · 92. Hafenstadt in Campanien. GENTUCCA · II · 24 · 37 · jungfrau (weib das noch die binde nicht trägt) aus Lucca · später freundin D.s. GERYON · I · 16 · sagenhaftes ungeheuer · bei D. bild des truges. GIOTTO · II · 11 · 96 · der grosse maler und freund D.s. GLAUCUS · III · 1 · 68 · der fischer der durch den genuss gewisser kräuter zum meergott ward. GLORIA IN EXCELSIS DEO · II · 20 · 136 · »ehre sei Gott in der höhe« · lobgesang der engel bei der geburt des Heilands. GORGO · I · 9 · 56 · mythisches ungeheuer dessen anblick den menschen versteinerte. GREGOR · II · 10 · 75. der Grosse · durch dessen fürbitte nach der legende der römische kaiser Trajan nach einem zweiten leben in den himmel erhoben wurde. GREIF · II · 29 · 108 · allegorie für Christus · zieht den siegeswagen der kirche und hat doppelnatur wie Christus. Die bedeutungsbilder der lezten Fegefeuergesänge würden einer eingehenden erklärung bedürfen, doch können sie auch rein dichterisch aufgenommen werden. Mir geringem schatz katholischer vorstellungen wird man unter den frauen die tugenden erkennen · unter den greisen die hauptstützen der kirche usw. GRIFFOLINO · I · 29 · zauberer aus Arezzo der auf veranlassung von Albert v. Siena · dem sohn des bischofs · verbrannt wurde. GUALANDI s. Ugolino. GUBBIO · stadt in Umbrien · s. Oderisi. GUIDO (Cavalcanti) · I · 10 · 63 · jugendfreund D.s und dichter »im neuen süssen stil«. GUIDO GUERRA · I · 16 · 38 · Guelfenführer und anhänger Karls von Anjou · enkel der edlen Waltrate (Gualdrada de' Ravignani). GUIDO (Guinicelli) · II · 11 · 97 · Bologneser dichter der ältern schule. GUITTONE s. Bonagiunta. HEINRICH VII. (von Luxemburg) · III · 17 · 82 · der deutsche kaiser von dem D. die Wiederherstellung der ordnung Italiens erwartet. Durch die ränke des gascognischen papstes Clemens V. gehindert starb er auf dem Römerzug. HELIKON · II · 29 · 40 · der Musenberg in Böotien. HELIOTROP · I · 24 · 93 · stein der den biss der schlange heilen sollte. HELLESPONT · II. 28 · 72 · Xerxes überbrückte die meerenge um Griechenland zu erobern und kehrte geschlagen mit wenigen begleitern nach Asien zurück. HERKULES (die pforten des) · meerenge v. Gibraltar · s. Odysseus. HIMMEL · der dritte teil der Commedia. Sitz der seligen geister · in 9 kreisenden ringen über denen das Empyreum · der thron Gottes · unbeweglich ruht. HIPPOLYT · III · 17 · 46 · sohn des Theseus · der von seiner stiefmutter Phädra verleumdet aus Athen fliehen musste. HÖLLE · erster teil der Commedia. Sitz der verdammten die D. auf seiner jenseitsfahrt zuerst aufsucht. Sie werden vom totenrichter nach der schwere ihrer sünden in einen der mehr oder minder tiefen ringe verstossen die nach innen abfallend um den mittelpunkt der hölle (Lucifer) sich legen. In einer art vorhölle befinden sich die gerechten heiden. IBERER (küste der) · I · 26 · 110 · Spanien. JASON · III · 2 · 18 · spannte in Kolchis zum staunen der Argonauten die feuerspeienden stiere vor den pflug. JOHANNES · II · 29 · 105 · der evangelist · verfasser der Apokalypse. JORDAN · II · 18 · 135. Das geschlecht vor dem sich das Rote Meer aufgetan hatte durfte das Gelobte Land nicht erreichen weil es auf dem gefahrvollen wüstenzug mit Gott und dem führer haderte · erst die söhne schauten den strom. JULIO (sub) · I · 1 · 70 · zur zeit Caesars. JUSTINIAN · II · 6 · 89 · der römische kaiser · der das grosse gesetzbuch für das reich schuf. KAINE (bereich der) · I · 5 · 107 · Caïna · wo die verräter nächster verwandten in ewigem eis liegen. KALLIOPE · II · 1 · 9 · Muse der epischen dichtung. KARL MARTELL · III · 8 · der junge könig von Ungarn · sohn Karls II. von Anjou · der während seines aufenthaltes in Florenz mit D. freundschaft schloss und schon frühe starb. KIRKE · I · 26 · 91 · die zauberin bei der Odysseus weilte. KLOTHO · II · 21 · 27 · die schicksalsgöttin die dem menschen den lebensfaden spinnt. KOLCHIS s. Jason. KONSTANZE (die Kaiserin) · III · 3 · 118. Nach einer legende war sie zuerst nonne eh sie Heinrich VI. vermählt wurde (dem Zweiten Sturm aus Schwaben). Diesem gebar sie den spätern kaiser Friedrich II. (den Dritten Sturm) »mit dem lezten throne«. Mithin war Manfred ihr enkel. KREUZE (drei) · III · 1 · 39. Die Kreise (runde) Ekliptik · Aequator und Aequinoktialkolur schneiden um die frühjahrnachtgleiche im ort (schlund) des aufgangs der sonne · die im sternbild des Widders die stärkste zeugungskraft hat · das vierte rund · den horizont · und bilden mit ihm drei kreuze. KYPRIS · III · 8 · 2 · Venus · tochter der Dione und mutter des geflügelten Cupido · von den heiden dem stern des dritten himmels gleichgesezt und verehrt. LANFRANKEN (Lanfranchi) · ghibell. geschlecht · s. Ugolino. LANZELOT · I · 5 · 128 · held eines altfranzös. ritterromans. LATERAN · III · 31 · 35 · palast der päpste. LATONA s. Delos. LEA · II · 27 · 101 · des erzvaters Jakob frau · sinnbild des tätigen lebens · während ihre schwester Rahel das beschauliche leben darstellt. LEANDER · II 28 · 73 · durchschwamm allnächtlich den Hellespont um die geliebte zu sehen · bis er ertrank. LETHE s. Eunoë. LIBANON (braut vom) · II · 30 · 11 · die braut des Hohen Liedes Salomonis · symbol der christl. kirche. LIMOSINER · II · 26 · 120 · der provenzal. troubadour Guiraut aus Limoges. LOMBARDISCHE GROSSE · III · 17 · 71 · Bartolomeo della Scala (Scala = stiege, das wappenzeichen) · herr von Verona · bei dem D. seine erste zuflucht in der verbannung fand. Sein bruder Can Grande · beschützer und freund D.s · war damals noch ein Kind. Von ihm · der unter dem mars geboren wurde, erhoffte D. eine änderung im schicksal Italiens. LÖWE s. Pardel. LUCCA · I · 33 · 30 · stadt in Toskana. LUKAN · I · 4 · 90 · der römische dichter der Pharsalia. LUKAS · II · 21 · 7 · der evangelist · der die begegnung des Herrn mit zwei jüngern zu Emmaus erzählt. LUZIA · I · 2 · 97 · heilige · spenderin der göttlichen gnade. MALEBOLGE (unheilsgruben) · I · 24 · 37 · die gruben des 8. höllenkreises. MANFRED · II · 3 · könig von Sizilien u. Neapel · sohn Friedrichs II. · fiel in der schlacht bei Benevent im banne des papstes. Deshalb liess der erzbischof von Cosenza seinen leichnam ausgraben und in den fluss werfen. Er war seines reiches beraubt worden · aber seiner tochter nachkommen blieben könige von Sizilien und Aragon. MANIBUS O DATE LILIA PLENIS · II · 30 · 21 · »Streuet lilien mit vollen händen« · aus Aeneïde VI · 833. MANTUA · I · 2 · 58 · stadt in Oberitalien · heimat des Vergil und des troubadours Sordell. MAREMME s. Pia. MARSYAS s. Delphier. MATHILDA · II · 33 · 119 · Dantes begleiterin durchs Irdische Paradies die ihn im Lethe tauft. MEDUSA s. Gorgo. MEGÄRA s. Erinnyen. MELISSOS · griech. philosoph · s. Bryson. MINERVA (das laubgerank der) · II · 30 · 68 · der ölzweig. MINOS · I · 29 · 120 · der totenrichter. MONTEFELTRO s. Buonconte. NOTAJO · II · 24 · 56 · dichter vor D. · s. Bonagiunta. NUMIDER (land der) · II · 31 · 72 · Afrika · land des königs Jarba (terra di Jarba). NYMFE (stern der) · III · 31 · 32 · (Elice) · der grosse bär · am nördlichen himmel immer sichtbar. Die nymfe Callisto · von Juno aus eifersucht in eine bärin verwandelt · wurde von Jupiter als gestirn Helice · ihr sohn Arcas als Bootes an den himmel versezt. ODERISER (Oderisi) · II · 11 · 79 · miniaturenmaler aus Gubbio. In bescheidenheit stellt er den rivalen Franco höher als sich. ODYSSEUS · I · 26 · gemahl der Penelope · der homerische held (mit Diomed bei den arglistigen ratgebern) der seine lezte fahrt erzähl. PARDEL · I · 1 · 32 · Löwe · Wölfin sind die aus dem propheten Jeremias bekannten tiere. Sie verkörpern im moralischen sinn drei hauptsünden: wollust hoffart geiz · im politischen: Florenz Frankreich Rom. PARMENIDES · griech. philosoph · s. Bryson. PARNASS · sitz Apollos und der Musen · s. Delphier. PENEIOS · fluss in Thessalien · s. Delphier. PENELOPE s. Odysseus. PETRUS DE VINEA · I · 13 · kanzler Friedrichs II. · war in ungnade gefallen und hatte sich im Kerker entleibt. Daher trifft ihn D. im wald der selbstmörder. PHÖNIX · I · 24 · 107 · sagenvogel des altertums. PIA · II · 5 · frau aus Siena die von ihrem zweiten gatten aus eifersucht in der sumpfgegend der Maremme gefangengehalten wurde und dort starb (vielleicht durch mord). PICARDA (Donati) · III · 3 · zur heirat gezwungen nachdem sie schon in einem kloster nach der regel der hl. Klara (III · 3 · 98) nonne war. PISISTRATE · II · 15 · 101. Pisistratus · tyrann von Athen. Poseidon und Athene stritten wer von beiden der stadt den namen geben solle. PO · hauptstrom Oberitaliens. POLYHYMNIA · III · 23 · 56 · Muse der hymnischen dichtung. PRATO MAGNO · höhen des westlichen Casentino. PROSERPINA · II · 28 · 50 · wurde ihrer mutter Ceres von Pluto geraubt und in die unterwelt entführt als sie frühlingsblumen pflückte. RAHEL s. Lea. RAVENNA · II · 28 · 20 · stadt nah der adriatischen küste wo D. starb. REGINA COELI · III · 23 · 128 · himmelskönigin · anfang eines Marienhymnus. REGNUM COELORUM · III · 20 · 94 · das himmelreich. RIMINI · stadt an der adriatischen küste · s. Franziska. RÜDIGER s. Ugolino. RUSTICUCCI · I · 16 · 44 · florentinischer ritter. SABELL (Sabellius) · III · 13 · 127 · Christi, irrlehrer des III. jahrh. SAMARITER-FRAU · II · 21 · 2 · von Christus über das lebendige wasser belehrt (Joh. 4). SAPHIR (der schöne) · II · 23 · 101 · ist der erzengel Gabriel. SCHENKE (der schöne) · II · 9 · 23 · Ganymed · ein hirt vom Ida · von Zeus in adlergestalt zum Olymp entführt. SCIPIONEN · triumphierende röm. konsuln · s. Auguste. SELIGE · Beatrice · vereinigt bei D. unlösbar die irdische liebe und die überirdische idee. Sie bewirkt seine fahrt in die jenseitigen welten · sie erscheint ihm · nachdem Vergil ihn verlassen · im Irdischen Paradies und ist dann seine führerin durch die himmel. SIRENEN · II · 31 · 45 · fabelgeschöpfe die mit süssem gesang ins verderben locken. SILVIUS (älterherr) · I · 2 · 13 = Aeneas. SISMONDEN s. Ugolino. SIZILIEN (und Aragon) s. Manfred. SORDELL · II · 6 · aus Mantua · der in provenz. sprache dichtete. STATIUS · II · 21 · nach mittelalterl. meinung aus Toulouse gebürtig (1. jahrh. n. Chr.) · der röm. dichter der Thebaïs und der halbvollendeten Achilleïs. Nach D. ist Statius heimlich zum christentum bekehrt. STURM AUS SCHWABEN s. Konstanze. STYGISCHE PFADE · I · 9 · 80 · Styx einer der ströme der unterwelt. SYRINX · II · 32 · 65. Mercur schläferte Argus den hundertäugigen wächter der 10 durch sein lied ein und tötete ihn im schlaf. Er sang wie die von Pan verfolgte nymfe Syrinx in schilfrohr verwandelt wurde. TE LUCIS ANTE · II · 8 · 13 · anfang eines latein. abendhymnus »Dich (Gott, bitten wir) vorm (scheiden des) lichtes«. THAUMAS-KIND · II · 21 · 50 · Iris · der regenbogen. THEBEN s. Statius. THESEUS · I · 9 · 54 · der griechische held der in die unterwelt stieg um Persephone zu rauben · wurde dort von den Furien festgehalten bis Herakles ihn befreite. TISIPHONE s. Erinnyen. TITUS · II · 21 · 82 · der römische kaiser · der als prinz Jerusalem eroberte im 1. jahrh. n. Chr. · nach christl. anschauung der rächer des todes Christi. TOLOSER · bürger von Toulouse · s. Statius. UGOLINO · I · 33 · Graf U. della Gherardesca hatte an seiner vaterstadt Pisa verrat geübt und wurde seinerseits vom erzbischof Rüdiger verraten · gefangen und mit söhnen und enkeln ums leben gebracht. Die abgerichteten hunde (Gualandi · Sismondi und Lanfranchi) sind Pisaner geschlechter. URANIA · II · 29 · 41 · Muse der sternkunde sowie jeder höhern sphäre. VERGILI · der römische dichter · für D. und das ganze mittelalter der einzige vermittler der antike sowie inbegriff aller irdischen weisheit. Er führt aufs geheiss der Seligen D. aus dem wald der verirrung durch Hölle und Fegefeuer bis ins Irdische Paradies wo er als heide umkehren muss. VESO · I · 16 · 95. berg in Piemont dem der Po entspringt. WALTRATE s. Guido Guerra. WASSER (das stille) · I · 16 · 97 · (Acquacheta) · oberlauf des flusses Montone der nicht in den Po mündet. WASSERMANN · I · 24 · 2 · das sternbild in dem die sonne im frühsten frühjahr steht. WÖLFIN s. Pardel. XERXES s. Hellespont. ZEUS · II · 29 · 120 · die oberste gottheit der Griechen · er zerschmettert auf bitten der Erde · die zu verbrennen droht · den Phaëton · den unbefugten lenker des Sonnenwagens. Anhang Handschriftproben HANDSCHRIFTPROBEN Erste Niederschrift · Zu Seite 114: Die Sänger Guido und Arnaut (GAW 10/11, S. 220) Erstausgabe: Umschlag und Innentitel · Rot und blau · (GAW 10/11, S. 221) Erstausgabe · Zweite Seite: Inhalt rot · (Verkleinert) (GAW 10/11, S. 222) Erstausgabe · Dritte Seite · (Verkleinert) ⋼ Überschriften · Umrandung · Rechtecke rot · Text blau (GAW 10/11, S. 223) Erstausgabe · 18. Seite · Zweifarbig · (Verkleinert) (GAW 10/11, S. 224) Erstausgabe · 19. Seite · Zweifarbig · (Verkleinert) (GAW 10/11, S. 225) Erstausgabe · 12. Seite · Abschnitt · Zweifarbig ⋼ (Natürl. Grösse) (GAW 10/11, S. 226) Erstausgabe · 15. Seite · Abschnitt · Zweifarbig ⋼ (Natürl. Grösse) (GAW 10/11, S. 227) Erstausgabe · 26. Seite · Abschnitt · Zweifarbig ⋼ (Natürl. Grösse) (GAW 10/11, S. 228)