Phraortes 1. Szene Erste Szene Phraortes allein. Saal im Palast der Königin. Im Hintergrund ein grosser Vorhang. Im schwersten Kampfe seh ich mich begriffen, Es kämpft in mir die Liebe mit der Pflicht. Der Königin, an der mein Herze hängt, Die ich so lange glühend schon verehre, Ihr soll ich raten ihre Hand zu reichen Dem fremden Fürsten, der um sie geworben. Damit der Friede uns erhalten bleibt, Damit des Volkes Wohlfahrt nicht gestört wird, Muss ich mein eigen Glück zum Opfer bringen, Muss ich mich selber elend, friedlos machen. So will's die Pflicht. Doch wenn ich nun die Königin bestimmt, Dass sie die dargebotne Hand zurückstösst, Und so dafür gesorget habe, dass Mir meine Hoffnung nicht erlösche, o – Was tat ich dann? Ihr, die nur Glück und Glanz erwarten darf Als Gattin dieses grossen Perserfürsten, Die als die mächtigste der Königinnen Die Welt beherrschend überschauen wird, Ihr kann ich nur den Hass in Aussicht stellen Des Allgewaltgen, schwere blutge Kämpfe, Entbehrungen und Mühen, Schmerz und Trauer. Hab damit meine Liebe ich bewiesen? – Nichts ist von Liebe mehr entfernt als Selbstsucht. Nein, dahin darf ich es nicht kommen lassen, Ich muss das Opfer bringen, ja ich muss. So wollte es das Schicksal, meiner Liebe Geheimnis muss ich mit zu Grabe nehmen. Sie hat es nie gehört und wird es niemals hören. Voll Glück und Lust wird ihr die Zeit verfliessen, Ich muss mein Leben freudenlos beschliessen, Ein Sklave, dem das Schicksal niemals hold. Die ich geliebt von früher Jugendzeit, Sie reichte einem anderen die Hand (Ich schwieg und litt) Doch wurde hiedurch meines Herzens Glut Nicht ausgelöscht, nur heftig unterdrückt. Hell schlug sie auf, als nach des Gatten Tod Der Hoffnungsstern von neuem mir erstrahlte. Jetzt seh ich ihn zum andernmal erblassen, Zum zweitenmal seh ich zur Hochzeit rüsten, Die mir die heissersehnte Braut entführt. Du süsser Traum, der in des Jünglings Jahren Mich schon erfüllet hat mit selger Lust, Der noch entzückt des reifen Mannes Brust, Ich sehe dich auf ewig nun entfliehn – Du schöner süsser Traum, fahr hin! fahr hin! 2. Szene Zweite Szene Thorax und Alastor. ALASTOR. Gut, dass wir hier uns trafen, Thorax. Mein Plan ist reif, du sollst ihn jetzt vernehmen. THORAX. Was helfen uns jetzt deine Pläne? Morgen Vielleicht erhalten die Gesandten schon Die Antwort von der Königin. Man wird Die Vorbereitungen zur Hochzeit treffen, Und nicht mehr lange wird es dauern, bis Der Perser König seine Gattin heimführt. Uns geht es wie den Fröschen in der Fabel, Die auch vom Bratspiess in die Flamme fielen. Wir haben uns beklagt, dass wir als Männer Dem Weib Gehorsam leisten müssten und Wir hielten es für schimpflich, unerträglich. Jetzt unter des Asiaten Szepter werden Wir sicherlich noch mehr ertragen müssen; An seinem Joch zu rütteln ist nicht leicht. Man wird als schlechte Sklaven uns behandeln, Die noch bei jedem Fusstritt ihres Herrn Demütig winseln müssen. ALASTOR. Nimmermehr. Ich hoffe, dass das nie geschehen wird. Ich hoff es sicher, und dass ich in meinen Berechnungen mich selten täusche, weisst du. Obwohl hier alle glauben, dass die Königin Mit Freuden diese Ehe schliessen, oder doch Ins Unvermeidliche sich fügen werde, So wie das ganze Volk sich fügen muss, Ich glaub es nicht: Niemals wird Tomyris Dem Cyrus ihre Hand zum Bunde reichen. THORAX. Was? Seinen Antrag sollte sie verschmähen, Das schwache Weib dem Mann entgegentreten? Niemals wird sie hierzu den Mut besitzen! ALASTOR. O sie ist tapfrer, mutiger wie viele Und klüger als die meisten Männer sind. Wenn niemand auch des Cyrus Plan durchschaut, Sie tut es sicher, und wenn niemand sonst Den Mut besitzt, dem Perser zu begegnen, Sie tut es sicher. Und ihr befiehlt der Stolz es, dass sie lieber Die Königin des kleinsten Landes bleibe, Als dass sie die von Licht und Glanz umgebne Gemahlin dieses Cyrus werde, oder was Dasselbe heisst, des Königs erste Magd. THORAX. Du kennst die Perser, kennst die Königin, Und alles sei, wie du vorhergesagt. Doch frag ich nun: was ist damit erreicht? Der König wird den schweren Schimpf nicht dulden, Er wird sein ganzes Heer zusammenraffen Zum wilden Rachekrieg, zum Kriege, der Uns unsre Saat vernichtet, unser Vieh uns raubt, Der unsern ganzen Wohlstand untergräbt, Der uns auf blutge Art zu Sklaven macht, Und dem Besieger von so vielen Völkern Wird es ein Leichtes sein, auch uns zu zwingen. ALASTOR. Du irrst du irrst dich sehr. Der grosse König, Dem noch vor keiner Unternehmung bangte, Vor dessen Nahen Völker zitterten, Er fürchtet uns. Die Werbung war ein Mittel, Dies Land hier, dessen Freiheit ihm ein Dorn In seinen Augen ist, in seine Hand zu bringen. Er fürchtete den Krieg und suchte friedlich Zum Ziele seiner Wünsche zu gelangen. Sieht er sich abgewiesen, muss er freilich Zum Kampf sich rüsten, den er nicht gewollt. Ein Land, von grossen Flüssen weit durchzogen, Voll ausgedehnter Sümpfe und Moräste, Wo schlechte Pfade, wenig Strassen sind, Ein solches Land ist schwerlich zu erobern Auch für das grösste und das stärkste Heer, Und wenn die Massageten fest vereint sind, So kann selbst Persiens mächtiger Monarch Uns wenig Schaden, wenig Unheil bringen. Schwer wird's ihm sein, den Knoten aufzulösen. Jetzt greifen wir und unser Anhang ein – THORAX. Wie, du willst mit der Feinde Hülfe dich Durch schmählichen Verrat – – – ALASTOR. Verrat, Verrat ... Thorax, ich denke doch, wir kennen uns. THORAX. Und brauchen uns – die Rache scheuet nichts Finster. Und sinken muss sie. – Fahre weiter jetzt. ALASTOR. Mit offnen Armen wird er die empfangen, Die ihn allein aus der Verlegenheit Befreien können. Und – Dienst gegen Dienst – In einem Augenblick ist das erreicht, Was wir in sieben Jahren nicht vermocht. Sie wird gestürzt. Wir sind dem Namen nach Satrapen Persiens, doch in Wirklichkeit Die Herrn und Könige in diesem Land. THORAX. Ein schöner Plan, der uns zum Ziele führt, Wenn alles wahr, was du vorausgesetzt. ALASTOR. Ich bin noch nicht zu Ende; aber komm jetzt, Wir wollen diesen Platz verlassen. Leicht würde jemand hier uns stören können. THORAX. Dass ich es nicht vergesse dich zu fragen, Wie steht zu uns der Oberstkämmerer Der Königin? ALASTOR. Er ist nicht unser Freund, Und einmal sicher werden wir mit ihm Zusammenstossen; feige ist er nicht. Er wird uns seinerzeit zu schaffen machen. Nicht bleiben wir von Kampf und Müh verschont Bis uns das Schicksal unsre Arbeit lohnt. Gehen ab. 3. Szene Dritte Szene Tomyris allein. Die Stunde der Entscheidung nahet, der Entscheidung über das Schicksal eines Volkes. Entsetzlicher Gedanke grad das Unheilvolle Zu treffen. Ohne es gewollt zu haben Am Unglück eines Volkes schuld zu sein. Doch glaub ich an der Gottheit gnädig Walten, Dass keinem sie auf seine Schultern legt Die schwere Bürde Völker zu regieren Dem sie nicht Kraft und Einsicht auch verleiht. Wenn er nur stets der Gottheit Satzung heiligt, Im Stolz ihr nie die höchste Ehre stiehlt, An bösen Lüsten niemals sich beteiligt, Nie mit dem anvertrauten Szepter spielt, So wird der Gottheit Geist ihn nie verlassen, Der uns das Rechte in die Seelen haucht, Sie wird ihn immer das befehlen lassen, Was für des Volkes Heil und Segen taugt. 4. Szene Vierte Szene Tomyris, Diener, Phraortes. DIENER. Der Oberstkämmerer der Königin Erwartet draussen die.. TOMYRIS. Er trete ein. Du weisst, weshalb ich dich gerufen habe, Phraortes. Ehe ich ein Urteil fälle, Will deine Stimme, deinen Rat ich hören. PHRAORTES. Wie alle, hehre Fürstin, hoffe ich, Dass du das dargebotne Glück ergreifst, Und Herz und Hand dem Perserkönig schenkst, Und wenn dir's auch des Herzens Meinung nicht Als Glück erscheinen lässt, dass dennoch du Zum Heile und zur Wohlfahrt deines Volkes Die eignen Neigungen zum Opfer bringst. TOMYRIS. Gern opfr' ich alles für des Volkes Glück. Es kann mir keine Sorge näher liegen Als das zu meiden was ihm Schaden bringt. Und weil ich's für das grösste Unglück halte, Dass Cyrus über es das Szepter führt, So bin ich fest entschlossen und gewillt, Die Werbung abzulehnen. PHRAORTES. Wie? Damit glaubst du für unser Glück zu sorgen? Nein, nimmermehr! Das kann dein Ernst nicht sein, Erhabene Gebieterin. TOMYRIS. Mir däucht Der Gegenstand zu ernst um drob zu scherzen. PHRAORTES. Wenn du den Hass des Mächtigen erregst, Den Krieg heraufbeschwörest, der verwüstet, Was jahrelanger Fleiss gepflanzt, gezeugt, Der Väter, Mütter, Kinder grausam trennt ... Was ist so Schreckliches an dieser Hochzeit, Die Glück und Ehre, Glanz und Lust verspricht, Dass du mit einer unheilvollen Feindschaft Sie zu vertauschen strebst? Verzeihe mir, Welch grosses Unglück könnte unserm Volke Von Persien drohn, wenn dessen Königin, Ein mächtger Hort, für unser Schicksal bürgt? TOMYRIS. Es ist mir leid, Phraortes, herzlich leid, Da du so oft in harter, schwerer Zeit Die Bürde meines Amtes hast erleichtert, Dass diesmal deine Stimme ich nicht hören, Dass deinem Rate ich nicht folgen kann. Ich sehe dieses Persers Werbung ganz Mit andren Augen an als du. Es ist Sein einzger Zweck, das Volk der Massageten Mit einzujochen in die grossen Scharen, Die seinen Ruhmeswagen ziehen müssen. An meiner Hand liegt diesem Perser nichts. Ich soll mich schmählich vor die Füsse werfen Dem ländergierigen Tyrannen, um Zu seinem Ziel ihm zu verhelfen, soll Die Fesseln schmieden helfen für mein Volk. Du kennst der Meder Fürst, der Meder Sitten schlecht, Wenn du vermeinst, dass eines Weibes Einfluss, Und wär es auch die Königin, vermöchte Mit ihrem Willen jemanden zu schützen. PHRAORTES. Du denkst zu schlecht vom Könige der Perser. Ein Held, der sich die halbe Welt errungen TOMYRIS. Wird mit der halben nie zufrieden sein. Schmachvolle Knechtschaft bietest du nur an, Um vor des Krieges Übel uns zu schützen. Ein furchtbar Ding ist freilich dieser Krieg, Es zittert mir das Herz, wenn ich dran denke, Du hast mir seine Schrecknisse gemalt. Doch schrecklicher scheint mit die Knechtschaft noch. Verantwortlich kann ich nicht sein für diese Schrecknisse. Möge den der Himmel strafen, Der aus Mordlust und schnöder Ländergier Die wilde Furie entfesseln wird. Und ist denn unser Volk so schwach und schlecht, Unfähig jeden Widerstand zu leisten? Ich glaube, oft schon hat es sich bewiesen, Es wird der Väter Herd, der Väter Auen, Der Väter Königshaus zu schützen wissen. PHRAORTES. Ich kenne unsres Volkes Tapferkeit; Doch unermesslich sind der Perser Scharen Und unerschöpflich fliessen ihre Quellen, Indes die unsren bald versiegen werden. TOMYRIS. Es steht das Recht auf unsrer Seite, Es werden uns die alten Götter schützen. Kein Werkzeug ist so klein und so gering, Womit sie nicht den Grössten stürzen können. Auf sie vertrauend und des Volkes Stärke Hoff ich den besten Ausgang für den Kampf. PHRAORTES. Bewundernd schau ich deinen Mut und dein Vertrauen. Doch erlaube, dass ich dir Ein kleines Märchen jetzt erzähle. Götter, Verleihet meinen Worten Wirksamkeit. Es ist die Sage von Heliope Sie hütete im grünen Zanthostale Die Herden ihres Vaters. Weitbekannt War ihre Schönheit und ihr kluger Sinn. Es sah und liebte sie sogleich der junge Adechtos, reich an Äckern und an Herden, Der ihr das schönste Dasein schaffen konnte. Sie aber spottete ob seiner Werbung, Nicht achtend auf des Vaters mahnend Wort Und auf der Mutter überzeugend Reden. Stolz lachte aller sie, auf sich vertrauend. Da ward Adechtos mit dem Vater einig. Er zahlte ihm sein Bräutigamsgeschenk, Ergriff die Weinende und zog sie fort Mit in sein Haus, und eingedenk des Schimpfs, Den sie ihm angetan, sprach er zu ihr: Du hast mein Weib nicht werden wollen, Törin, So sei jetzt meine Sklavin, meine Magd. – O Königin, verzeih der freien Rede, Lass dich bestimmen, deinen Sinn zu ändren Stets muss der Kleine von dem Grossen ... TOMYRIS. Ich habe dich verstanden. – Phraortes, Du hältst für törichte Entschuldigungen Die Worte die ich vorhin sprach, Für Laune hältst du meinen Widerstand, Mein Selbstvertrauen nur für leeren Stolz. Es schmerzt mich tief, Phraortes, dass Ihr so Von Eurer Fürstin denkt. Ich könnt Euch zürnen, Ich will es nicht. Doch jetzt verlasset mich. PHRAORTES. Ich wollte dich nicht kränken, Königin, Verzeiht die Sorge nur ... TOMYRIS. Steht auf, Phraortes, ich verzeihe dir. Steht auf. Es ist nur bei den Persern Sitte Vor Menschen hinzuknieen – – – Steht auf, verlasset mich. Ich will es. 5. Szene Fünfte Szene Tomyris allein. O meine treusten Diener seh ich zweifeln An meiner Kraft, an meines Plans Gelingen. Ist's wahr, dass Stärke bei dem Weib wie alles Nur Laune sei, dass stets das Weib allein Im Dulden seine Grösse zeigen dürfe Und niemals sich in wilden Streit und Wirren, Auch wenn es recht hat, kühnlich stürzen solle? Es schmerzt mich tief, dass er an mich nicht glaubt. O das Geständnis ist mein grösster Schmerz, Hat meines Herzens Mut herabgedrückt. Doch was in meiner tiefsten Überzeugung Mir für das Rechte gilt, das muss sein Und nie darf ich in meinem Vorsatz wanken. Ich muss das tun, was mir die Pflicht befiehlt. Fort, fort mit jedem zagenden Gedanken, Der in das Herz des Wagenden sich stiehlt. Und rüst ich mich zum harten Völkerkriege, So tu ich nur, was nicht zu ändern ist. Die Gottheit hilft dem Rechte stets zum Siege, Ich hoffe, dass sie uns auch nicht vergisst. 6. Szene Sechste Szene Tomyris und Spargapises. SPARGAPISES. Verzeihe, Mutter, dass ich ungerufen Hier eingedrungen bin. Die Sehnsucht Zu sehen dich hat mich hierzu verleitet. Sie wollten mich nicht zu dir führen Und sagten mir, dass du verhindert seist, Da habe ich mir selbst den Weg gebahnt. So lang ist's schon, dass ich dich nicht gesehn. Bist du vielleicht erzürnet, liebe Mutter, Dass du mich nicht mehr sehen willst? TOMYRIS. Ich zürne nicht, mein Sohn, nein, Spargasis, So lange du nur nicht vom Pfad des Guten weichst, Bist du mein stets willkommner lieber Sohn. Doch wenn mir öfters nicht die Zeit gestattet Mit dir mich zu befassen, darfst du nicht Daraus entnehmen, dass ich böse sei. Denn eine Königin hat viele Söhne, Und vielfach Mutterpflichten auszuüben Und schwere Sorgen hat sie auf sich ... SPARGAPISES. Aber Mutter, hat man denn Als Königin so vielerlei Geschäfte? Ich dächte, dass sie nur befehlen müsse, Und keine Sorgen, die das Herz betrüben. TOMYRIS. Du glaubst es jetzt nicht, doch du wirst es später Einsehen lernen, dass die Krone tragen Die schwerste Last ist, die ein Mensch je trägt. Des Lebens Freuden und des Lebens Leiden Sind nirgends auf der Welt so gleich verteilet Als bei den Königen. SPARGAPISES. Ach liebe Mutter Ich möchte dir so gerne eine Frage stellen. TOMYRIS. Sprich – – SPARGAPISES. Du weisst, heut ist das grosse Erntefest, Wo draussen auf der blumenreichen Wiese Im lustigen Verein die ganze Jugend Versammelt ist, bei fröhlicher Musik Und Tanz sich freuend ob der Gottesgaben. Sonst gingst du, liebe Mutter, stets mit mir, Das lustige Getümmel anzuschauen, Und ich war stets so froh, so stolz, wenn ich An deiner Seite auf dem Ehrenplatze Hab sitzen dürfen. So hast du es sonst Noch jedes Jahr getan. Nur heute nicht Riefst du mich zu dir, um zum Fest zu gehn. Weshalb du das nicht tust, das möcht ich wissen. TOMYRIS. Heut ist das Erntefest für Spargapises. Wes Herz in trauervoller Stimmung ist, Kann nicht Musik und lustge Tänze schaun; Nicht passt der Traurige zum frohen Kreise. SPARGAPISES. Ich aber denke, dass in froher Mitte Die Traurigkeit, die böse Stimmung flieht. Wenn man von heitren Menschen sich umringt sieht Und buntem Treiben, hat das Herz nicht Zeit Trübseligen Gedanken nachzuhängen. Erfülle deinem Sohne diese Bitte Und gehe mit ihm, komme, liebe Mutter, Hörst du schon die Musik erschallen? Komm. TOMYRIS. Die kleine Freud will ich dir nicht versagen, Ich will mich zwingen und will mit dir gehn. Auch ist es besser, wenn das Volk, das sonst Mich hier zu sehen pflegte, heut mich nicht vermisst. Und möglich, dass für einige Augenblicke Das Herz die trübe Stimmung unterdrücket, Sieht andre es erfreuet und beglücket. Tomyris und Spargapises ab. 7. Szene Siebente Szene Tomyris und Spargapises gehen langsam ab, der Vorhang öffnet sich, es erscheint eine weite Wiese und ein Kreis von jungen Menschen, die unter den Klängen der Musik tanzen und das folgende Lied singen: Göttin der Ernte kehrest jetzt wieder Gnädig auf unsre Erde hernieder Freude verbreitend auf allen Wegen Ob deiner Gaben reichlichem Segen Alle die Im Verein Wir hier sind Preisen dich, du holdes Sonnenkind. Die unsre Arbeit du unterstützt Uns vor dem Frost die Saaten geschützt Sie mit der Mutter Wärme ernährt Wetter und Sturm von ihnen gewehrt Alle die Im Verein Wir hier sind Preisen dich, du holdes Sonnenkind. Göttin der Ernte, immer erhörtest Du unsre Bitten, immer gewährtest Reichlich du deiner Kornähren Gold, Zeig dich wie diesmal immer uns hold Alle sehn Dankend wir Zu dir hin Zu dir, holde Erntekönigin. Noch ehe die letzte Strophe verklungen ist, sinkt der Vorhang. Ende des ersten Aktes. Ein anderer Entwurf 1. Szene Erste Szene Eromenes Thoras. EROMENES. Du hast mir freundlich stets dein Haus geöffnet, Nie schien ich dir ein unwillkommner Gast An deinem Tische, Vater Thoras. Dies Berechtigt mich zu einer Bitte, die Ich längst schon gerne ausgesprochen hätte. Die leuchtend schöne Sonne, die beim Eintritt In diese Hallen mir entgegenstrahlte, Hat mächtig mir mein ganzes Herz entzündet Und mächtig mich zu sich herangezogen. Ich liebe deine Tochter, Vater Thoras, Gib sie zur Gattin mir. THORAS. Eromenes, nicht gänzlich unerwartet Kam deine Bitte mir. Du bist von edlem Berühmtem Stamm und selbst berühmt und edel, Hoch muss mich also deine Werbung ehren Und für mein Kind muss herzlich ich mich freun, Dass sie ein solcher Mann zum Weib begehrt. Doch wird MEIN einzig Kind nicht dadurch nur Erworben, dass ein edler reicher Mann Mir die gewohnten Brautgeschenke bringt. Wer Thoras Tochter freit, muss Thoras Sohn sein, Muss denken und muss handelen wie er. Und was aus ihres Bluts Vermischung aufkeimt, Muss würdig werden dessen, was der Ahn Erstrebt und in dem heissen Kampf erkämpft. EROMENES. Nicht ganz begreif ich dich. THORAS. So höre denn. Da sich dein Stern so nah in unsre Bahn Gedrängt, so will ich sie dir offenlegen. Ich hasse sie, die hier das Szepter hält, Und mit ihr hasse ich ihr ganzes Haus. Es ist ein blutig wilder Hass, der nie Vermindert und gebrochen werden kann. Auf jenes Stammes Niedersturz und Tod Baut sich mein Plan und meine Hoffnung auf. EROMENES. Wer kurz in deinem Hause nur verweilet, Merkt bald, dass du kein Freund der Fürstin bist. Ich selbst bin auch kein Freund der Weiberherrschaft Und will die Krone in eines Königs Hand, Doch solcher Groll, wie du im Herz ihn hegst, Muss viele und gewichtge Gründe haben. THORAS. Wie schon seit Uranfang im blutgen Zwist Die Wölfe und die Lämmer sich befinden, So ist das Königshaus und mein Geschlecht In bittrer Zwietracht, seit die Sonne scheint Im Massagetenland. Der Fürstin Ahn Hat meinen Vater morden lassen, um Der Herrschaft sicherer zu sein; er liess Den Greis von seinen Schergen würgen Und schaffte ihm ein unbekanntes Grab. Ich schwur es bei dem höchsten Sonnengott, Den Mord aufs furchtbarste zu rächen. Ich wartete und nährte meinen Grimm Durch lange Jahre, und ich hoffe, dass Der Tag nicht fern ist, wo die mordbefleckte Verruchte Zucht dem neuen Throne Platz macht. Du weisst jetzt alles, was ich sagen MUSSTE. Drum, wer der Gatte meiner Tochter sein will, Muss meine Sache zu der seinen machen, Er muss für mich und sich zu streiten wissen. EROMENES. Nicht minder will ich offen sein wie du. Wenn man die Herrschaft unsrer Königin Des Hasses und des Neides bar betrachtet, So kann man sie nicht tadeln. Wer sie selbst Gesprochen und gesehn, kann sie nicht hassen; Nur bäumt des Mannes Stolz sich auf, wenn er Von einem Weib sich soll regieren lassen. Das ist der Grund, weshalb ich sie verwünsche. Doch wenn du erst zu deinem Schwiegersohn Mich machst, will wie dein eigen Blut Dein eigner Sohn ich fühlen, denken, handeln. THORAS. Du bist ein tapfrer und ein edler Jüngling Und dir vertraue ich mein ganzes Herz. Es schmerzt mich tief, dass ich den heissen Wunsch Dir nicht sogleich erfüllen kann. Doch geb ich dir Ein heiliges Versprechen, dass kein andrer Als du mein Kind erhalten soll und dass Sie als dein Weib in deine Hallen einzieht, Wenn unser Plan, der bald der Reife naht, Zu unserm Glücke sich verwirklichet. Doch mag des Schicksals Urne uns bescheren Glück oder Unglück, Frieden oder Krieg, Beim nächsten Erntefest ist sie dein Weib. Bist du zufrieden? EROMENES. Jegliche Bedingung Die du mir stellst, will ich getreu erfüllen. Doch da ich jetzt dich Vater nennen darf, Enthülle alles mir ... THORAS. Eromenes, In kurzer Zeit sollst alles du erfahren, Für jetzt muss das Gesagte dir genügen. Noch eins: du wirst die Braut jetzt selten sehn. Artossa führ ich ungern an den Hof Der Königin. EROMENES. Wie? hör ich recht? THORAS. Die Schlange Versucht in ihren Nutzen uns zu ziehn, Sie fürchtet uns und sucht uns zu versöhnen. Sie hat mich darum angegangen, dass Artossa ihren Frauen beigezählt wird. EROMENES. Und ihr habt dies Begehren nicht Thoras Eromenes Thoras Eromenes Artossa Thoras Alastor Phraortes hat auf seiner Seite vieles. Thoras Dank. Heiratet sie ihn, so gibt es .... Cyrus braucht uns. Spagaspas [zieht] mit .... aus und wird gefangen und getötet. Die Menge der Truppen sammelt sich vor der Hauptstadt um zu den Persern abzu ... PHRAORTES CHOR ERINNA. Erinna dass die gesandten ihren auftrag mitgeteilt im ablehnungsfall mit krieg zu überziehen. Chor zieht den krieg vor. Phraortes führt als leztes mittel die feindliche stellung der häupter der stadt besonders des Thoras und erzählt dessen aussprüche gegen das haus der fürstin. Bestürzung beim Chor PHRAORTES CHOR ERINNA THORAS. Er habe von den gesandten gehört von der gefahr die der stadt drohe. Sonst hätte er das haus des feindlichen geschlechtes nicht überschritten. er gesteht es ein – doch will er solang die feinde drohen seinen hader vergessen und sich zur verfügung stellen. Auch Phraortes bietet er seine freundschaft an. Belobung des Chors. PHRAORTES CHOR ERINNA. Gerüstet. Phraortes ... auch sich rüsten. Königin aber befiehlt im palast zu seinem schutz zu bleiben. Ab. PHRAORTES CHOR. Phraortes und des Chors klage, daheim bleiben zu müssen während andre kämpfen. Phraortes über sein geschick. ERINNA PHRAORTES CHOR BOTE. Bote verkündet sieg: Der hintergrund öffnet sich dann; man hört kriegerisches toben näher. Thoras kommt, kündet völligen sieg. Königin bewillkommnet ihn, der Chor jubelt ihm zu. Phraortes blickt ganz nach dem vordergrund zu, verhüllt sich die augen. Ab.