TAGELIED Da nacht den neuen morgen noch umschattet Und dein gemach (Ein sichres dach) Noch lange freuden uns gestattet: Was soll dein leises weinen Und dein weher blick? – Des glückes stunden meinen Für mich ein missgeschick. Es tröste dich mein schwur Dass du auch fürder keusch mir bist Und ich zu deinen füssen Ergeben dich als engel nur Beschauen will und grüssen · Dein ganzer leib mir lieb und heilig ist · An jedem glied Mein haupt mit inbrunst hängt Und mit gesenktem lid So wie man Gott empfängt. Und trenn ich mich für heut · für ferne fahrt: Ich trage auf der brust verwahrt Das seidentuch worauf dein name steht Der mich wie ein gebet Eh spiel und schlacht beginnen Bestärkt und sieg mir bringt. – O möchten dann nur meine tränen rinnen Wann uns des wächters horn zu scheiden zwingt.