Die Spinne Hochmütig über ihre Künste, Warf vom durchsichtigen Gespinnste Die Spinne manchen finstern Blick Auf einen Seidenwurm zurück; So aufgebläht wie ein Pedant, Der itzt, von seinem Wert erhitzet, In Werken seiner eignen Hand Bis an den Bart vergraben sitzet Und auf den Schüler, der ihn grüßt, Den Blick mit halben Augen schießt. Der Seidenwurm, den erst vor wenig Tagen Der Herr zur Lust mit sich ins Haus getragen, Sieht dieser Spinne lange zu Und fragt zuletzt: »Was webst denn du?« – »Unwissender!« läßt sich die Spinn' erbittert hören, »Du kannst mich noch durch solche Fragen stören? Ich webe für die Ewigkeit!« Doch kaum erteilte sie den trotzigen Bescheid, So reißt die Magd mit Borsten in den Händen Von den noch nicht geputzten Wänden Die Spinne nebst der Ewigkeit. Die Kunst sei noch so groß, die dein Verstand besitzet, Sie bleibt doch lächerlich, wenn sie der Welt nicht nützet. »Verdient«, ruft ein Pedant, »mein Fleiß denn keinen Dank?« – »Nein! denn er hilft nichts mehr als andrer Müßiggang.«