Die Bauern und der Amtmann Ein sehr geschickter Kandidat, Der lange schon mit vielem Lobe Die Kanzeln in der Stadt betrat, That auf dem Dorfe seine Probe; Allein so gut er sie gethan: So stund er doch den Bauern gar nicht an. Nein, der verstorbne Herr, das war ein andrer Mann, Der hatte recht auf seinen Text studieret Und Gottes Wort, wie sich's gebühret, Bald griechisch, bald ebräisch angeführet, Die Kirchenväter oft zitiertet, Die Ketzer stattlich ausschändieret Und stets so fein schematisieret, Daß er der Bauern Herz gerühret. »Herr Amtmann! wie gesagt, erstatt' Er nur Bericht, Wir mögen diesen Herrn nicht haben.« – »So sagt doch nur, warum denn nicht?« – »Er hört's ja wohl, er hat nicht solche Gaben, Wie der verstorbne Herr.« Der Amtmann widerspricht; Der Suprintend ermahnt. Umsonst, sie hören nicht Man mag Amphion sein und Fels und Wald bewegen, Deswegen kann man doch nicht Bauern widerlegen. Kurz, man erstattete Bericht, Weil alle steif auf ihrem Sinn beharrten. Nunmehr kömmt ein Befehl. Ich kann es kaum erwarten, Bis ihn der Amtmann publiziert: Ich wette fast, ihr Bauern, ihr verliert! Man öffnet den Befehl. Und seht, der Landsherr wollte, Daß man dem Kandidat das Priestertum vertraun, Den Bauern gegenteils es hart verweisen sollte. Der Suprintend fing an, die Bauern zu erbaun, Und sprach, so schwierig sie noch schienen, Doch sehr gelind und fromm mit ihnen. »Herr Doktor!« fiel ihm drauf der Amtmann in das Wort, »Wozu soll diese Sanftmut dienen? Ihr, Richter, Schöppen und so fort, Hört zu! ich will mein Amt verwalten. Ihr Ochsen, die ihr alle seid! Euch Flegeln geb' ich den Bescheid, Ihr sollt den Herrn zu eurem Pfarrn behalten. Sagt's, wollt ihr oder nicht? denn itzt sind wir noch da.« Die Bauern lächelten. »Ach ja, Herr Amtmann, ja!«