Der junge Krebs und die Seemuschel Der Muschel, die am seichten Strande Ihr Haus bald von einander bog, bald wieder fest zusammen zog, Sah einst mit Neid und Unverstande Ein junger Krebs aus seiner Höhle zu. »O Muschel, wie beglückt bist du! O! daß wir Krebse nur so elend wohnen müssen! Bald stößt der Nachbar mich aus meiner Wohnung aus Und bald der Sturm. Du hast dein eigen steinern Haus, Kannst, wenn du willst, es öffnen und verschließen. Vergönne mir nur einen Augenblick, Ich weiß, du gönnst mir dieses Glück, In deinem Schlosse Platz zu nehmen.« – »Ich«, sprach sie, »sollte mich zwar schämen, In mein nicht aufgeputztes Haus, Denn in der Tat sieht's itzt nicht reinlich aus, Vornehme Herren einzunehmen. Doch dienet es zu Ihrer Ruh', Auf kurze Zeit zu mir sich zu verfügen: So dien' ich Ihnen mit Vergnügen; Wir haben Platz.« Er kömmt. Sie schließt ihr Schloß fest zu. »Mach' auf«, schreit er, »denn ich ersticke.« »Bald«, spricht sie, »will ich dich befrein; Sieh' erst der Mißgunst Torheit ein Und lerne hier mit deinem Glücke, Wenn dir's gefällt, zufrieden sein.«