10. Ich bin die Rose auf der Au, Die still in Düften leuchtet; Doch du, o Liebe, bist der Tau, Der nährend sie befeuchtet. Ich bin der dunkle Edelstein, Aus tiefem Schacht gewühlet: Du aber bist der Sonnenschein, Darin er Farben spielet. Ich bin der Becher von Kristall, Aus dem der König trinket; Du bist des Weines süßer Schwall, Der purpurn ihn durchblinket. Ich bin die trübe Wolkenwand, Am Himmel aufgezogen; Doch du bist klar auf mich gespannt Als bunter Regenbogen. Ich bin der Memnon stumm und tot, Von Wüstennacht bedecket; Du hast den Klang als Morgenrot In meiner Brust erwecket. Ich bin der Mensch, der vielbewegt Durchirrt das Tal der Mängel; Du aber bist's, die stark mich trägt, Ein lichter Gottesengel.