Gesang der Prätorianer 1859. Heil dem Gewalt'gen, Heil dem Kaiser, Dem Herrn im blut'gen Kriegsgezelt! Er gibt uns Gold und Lorbeerreiser, Wir geben ihm dafür die Welt. Denn scheu vor unsrer Adler Blitzen Zu Boden fliegt der Völker Blick; Wir tragen auf den Lanzenspitzen Das Heil des Reichs, der Welt Geschick. Als Herrscher ziehn wir durch die Lande, Er hat den Willen, wir die Macht; Hohnlachend jedem Widerstande Läßt er uns los im Feld der Schlacht. Ob tausend über tausend sinken, Was kümmert's ihn? Er zwingt das Glück; Wir bringen ihm beim Schall der Zinken Aus jedem Sturm den Sieg zurück. Dann lobt und kost er seine Meute, Und was uns zufiel, teilt er ein; Für ihn der Ruhm; für uns die Beute, Für uns die Weiber und der Wein! Da bricht die Lust aus allen Zügeln, Da flammt die Feuersbrunst ins Tal; Auf Städteschutt und Leichenhügeln Beginnen wir das Bakchanal. So wälzt er uns wie Lavafluten Von Siegesfeld zu Siegesfeld Und schreibt von Nacht zu Nacht mit Gluten Sein Machtgebot ans Himmelszelt. Er spricht – wer wagt zu widersprechen! Wer fragt noch, was beschworen sei! Er will – und die Verträge brechen, Die moos'gen Tafeln, morsch entzwei. Mag knirschend ihn der Bürger hassen: Er bangt und schweigt, das ist genug; Der Pöbel jubelt auf den Gassen Stets dem, der ihn in Ketten schlug. Was ist das Recht? Ein Schreck der Zahmen – Was ist die Freiheit? Wahn und Spott – Was sind die Götter? Hohle Namen – Der Kaiser ist auf Erden Gott. Triumph! Triumph! Und wenn hienieden Kein Wort mehr schallt als seines nur, Dann ist das Kaisertum der Frieden, Dann ist erfüllt sein hoher Schwur. Drum Heil dem Starken, Heil dem Kaiser, Dem Herrn im blut'gen Kriegsgezelt! Er gibt uns Gold und Lorbeerreiser, Wir geben ihm dafür die Welt!