7. Heilig acht' ich den Wein, und immer, sobald er die Lippen Herzerfreuend mir netzt, denk' ich des Lebens dabei. Denn vom Lichte gezeugt und der alles ernährenden Erde Grüßt in des Lenzes Beginn schüchtern die Rebe den Tag; Und dann küßt sie der Strahl, da weint sie. Aber die Zähren Sind noch süß und allein quellenden Lebens Symbol; Bald auch schießen die Blätter heraus in grünender Jugend, Und allmählich am Stock drängt sich die Traube hervor. Langsam reift sie, vom Glanze gesäugt, bis endlich im Herbste Voll süßschwellenden Safts purpurn den Winzer sie lockt. Wenn sich das Laub dann senkt und den Tod vorahnend noch einmal Prächtig in Farben erglüht, naht er mit blinkendem Erz; Und vom Stamme gelöst und gelöst von der nährenden Mutter Wird die gezeitigte Frucht unter die Kelter getan. Ach, dann duldet sie viel; der Geburt ursprüngliche Reinheit Geht ihr verloren, sie weint blutige Tränen des Leids. Aber das Fremde bewältigt sie nicht, und die Strahlen der Sonne, Die sie als Kind einsog, regen sich mächtig in ihr, Bis sie in gärendem Kampf die gemeineren Stoffe bezwungen Und als Feuer und Geist wiedergeboren erscheint. Seht, da fasset der Priester den Wein in goldene Schalen, Und ein geläutert Geschenk bringt er den Göttern ihn dar.