Gisella Du bist nicht schön noch rein von Fehle; Doch ob die Welt auch hart gesinnt Dich unter die Verlornen zähle: Du rührst das Herz mir, armes Kind. Denn mitten unter Schein und Lüge, Verdeckt von leichter Schlacke nur, Erkenn' ich noch an dir die Züge Der gottbegnadeten Natur. Schien je ein hold Gefäß erkoren Zum Dienst der Kunst, die du erwählt, So warest du's, der angeboren, Was hundert Vielbekränzten fehlt: Der stumme Zauber der Gebärde, Die Stimme, welche Tränen spricht, Für alles Glück und Weh der Erde Der Schrei, der aus dem Herzen bricht. Doch weit ist's von der Kraft zum Siege, Wenn ihr das Glück die Hand nicht bot; Wohl stand die Mus' an deiner Wiege, Doch bei der Muse stand die Not. Und was als lichtes Angebinde Die eine dir beschert der Fei'n, Die andre hüllt' es, ach, dem Kinde In Dust und Spinnweb trostlos ein. Kein Sternbild sahst du leitend funkeln, Kein Führer ging dir treu voran; Du tastetest allein im Dunkeln Dich fort auf ungewisser Bahn. Jung, ratlos, ohne Schutz und Pflege, Vom eignen heißen Blut verwirrt – Wer hebt den Stein auf, wenn vom Wege Sich ahnungslos dein Fuß verirrt! Emporgeblüht auf sonn'gen Matten, Wärst du vielleicht der Stolz der Flur, Nun brachtest du's, verblaßt im Schatten, Zu einer kargen Blüte nur. Die Perle, die, vom Staub gereinigt, Für keine Krone zu gering, Verloren unter Sand und Steinicht Zertrat sie, wer vorüberging. Und doch, um die zersprungnen Stücke Spielt noch ein Glanz so echter Art, Daß ich die Träne nicht zerdrücke Um das, was hier verloren ward. Ach, fast bedünkt's mich jetzt ein Segen, Daß du dahingehst leichtgeherzt, Kaum ahnend, was in dir gelegen, Und welche Zukunft du verscherzt.