4. Die Lampen funkeln im Königsschloß, Es klingen die Flöten und Geigen; Des Königs schönes Töchterlein Tanzt drinnen den Hochzeitreigen. Sie trägt im Haare den Myrtenkranz, Doch wandelt sie stumm und befangen; Sie trägt an der Brust die blühende Ros', Doch sind ihr so bleich die Wangen. Sie tanzt mit dem fremden Königssohn, Er geht in Purpur und Seide; Doch schöner, tausendmal schöner war Der Knab' im Pagenkleide. Am goldnen Tisch zwölf Jungfraun stehn, Den perlenden Wein zu kredenzen; Zwölf Pagen schwingen sich um das Paar Mit lodernden Fackeln und Kränzen. Urplötzlich löschen die Fackeln aus, Urplötzlich verstummen die Geigen; Der alte König fährt vom Sitz: »Sagt an, was soll dies Schweigen?« »Herr König, nicht entbrenn' in Zorn, Wir dürfen nicht blasen und streichen; Der Meermann harft vor dem Schlosse dein, Dem Meermann müssen wir weichen.« Und horch, empor vom Meere weht Ein süßes, trauriges Schallen, Es schleicht so sacht durch die dämmernde Nacht Herein in die festlichen Hallen. Es schleicht so sacht in das Ohr der Braut; Ihr ist, als ob aus der Tiefe, Als ob aus der Tiefe mit Allgewalt Der liebste Buhle sie riefe. Ihr quellen die Augen, sie weiß nicht warum, Sie muß in Tränen zerfließen; Aus ihren Locken der Myrtenkranz Fällt welk zu ihren Füßen. Dem König rieselt's durch Mark und Bein, Er fleucht entsetzt vor dem Schalle; Es eilt der fremde Königssohn Nach seinen Rossen im Stalle. Im Saale liegt die bleiche Braut, Ihr ist das Herz zersprungen; Der Morgen trüb in die Fenster graut, Des Meermanns Harf' ist verklungen.