Menetekel 1846. Hei, wie die Tafeln sind geschmückt, Wie klar die Kerzen erglommen! Wer singt und lacht und Rosen pflückt, Der ist zum Fest willkommen. Musik erklingt den Saal herauf, Schöne Mädchen warten auf In leichten, losen Gewanden. Sie tanzen um das goldne Kalb, Sie fallen ihm gar zu Füßen; Sie rufen: »Ehe das Laub wird falb, Hilf du die Lust uns büßen!« Überschäumt im Kelch der Wein. Ich drücke mich stumm in den Winkel hinein; Mir schaudert das Herz im Leibe. Mir ist's, durchsichtig wird die Wand, Und draußen, dicht und dichter, Da drängen sich bei Fackelbrand Viel tausend Hungergesichter. Durchs Gewühl mit ries'gem Leib Herschreitet kampfgeschürzt ein Weib Mit blutrot flatternder Fahne. Und sieh, der Boden wird zu Glas, Und drunten seh' ich sitzen Den Tod mit Augen hohl und graß Und mit der Sense blitzen; Särg' auf Särgen rings getürmt – Doch drüberhin wie rasend stürmt Der Tanz mit Pfeifen und Geigen. Sie haben Augen und sehen's nicht, Sie prassen fort und lachen, Sie hören's nicht, wie zum Gericht Schon Balk' und Säule krachen: Lauter jauchzt der Geige Ton – Ihr Männer, ihr Weiber von Babylon, Mene, Tekel, Upharsin!