Mittagstille An Friedrich Ahlbeck. Welche tiefe Mittagsschwüle Lagert überm Tal und zieht mich Auf das weiche Moos hernieder, Das, ein grün und goldner Teppich, Sich um Eichenwurzeln breitet! Alles still! Kein Lüftchen atmet. In den mächt'gen Wipfeln rühret Sich kein Blatt, am See kein Schilfhalm Neigt sich flüsternd hin und wieder. Tief im kühlsten Dickicht schlummern Fink und Amsel, selbst die Sonne Wandelt, müd und lässig blickend, Langsam ihre Bahn im Traume; Und wie alles nun im Kreise Schweigt und ausruht, wie mir selber Schwer es lastet auf den Wimpern, Ist es mir, der Weltgeist schlafe. Nur die Wolken dort, die luft'gen, Ewig wechselnden Gestalten, Ziehn im Blau, wie durch die Seele Wandelbare Träume ziehen Schnell geboren, schnell verschwindend. Jetzt sind's weiße Friedensschwäne, Schiffe jetzt mit stolzen Wimpeln, Jetzt ein Schloß, auf dessen Zinnen Blühend prächt'ge Gärten hangen. Aus dem Schlosse steigt ein König Silberbärtig, mit erhobner Rechten segnet er die Völker; Nun auf goldnem Wagen thronend Naht ein hohes Weib, es schimmert Schneerein ihr Gewand – so dacht' ich Mir die Freiheit, wenn sie siegreich Lächelnd hinfährt durch die Städte Mit der Wage, mit dem Palmzweig. Weil', o Göttliche! – Vergebens! Schon zerrinnt die Glanzerscheinung In die Luft, und neue Bilder Drängen sich empor am Himmel. Sind vielleicht die Wolken droben Lichte Träume nur des Weltgeists, Wenn er schlummert, Gottgedanken, Die in luft'gen Stoff gebildet Durch den klaren Himmel fluten, Allzu schön für unsre Erde?