Abschied von Sankt Goar (In Freiligraths Album.) Wie flog im Land des Rheines So rasch die Sommerszeit! Schon dunkelt blauen Scheines Die Traube weit und breit; Es färbt das Laub sich gelber, Der Kranich zieht dahin; Mit zieh' ich, weil ich selber Ein Wandervogel bin. Fahr wohl, von Walnußbäumen Umrauscht, mein Sankt Goar! Das war ein süßes Träumen In deinem Schoß fürwahr. Wie oft im Tal der Grindel Ward mir die Lust Gesang, Wenn die kristallne Spindel Der Wasserfei erklang! Fahr wohl, du Lei der Lore An wilder Strudel Schwall! Noch tönt in meinem Ohre Gedämpft dein Klagehall; Er rief mir tief im Sinne Die düstre Sage wach Vom Herzen, das die Minne Mit ihrer Falschheit brach. Ihr Türm' und Burgen droben, Ich grüß' euch tausendmal; Von eurem Grün umwoben Wie schaut' ich gern zu Tal! Ich sah mit trunknem Geiste Die Sonne dort verglühn, Und mein Gedanke kreiste Wie euer Falk so kühn. Fahrt wohl, ihr sonnigen Weiler, Mein Bacharach so traut, Wo um Sankt Werners Pfeiler Voll Glanz der Himmel blaut; Und Kaub voll rosiger Dirnen Und Wesel grün von Wein; Ich denk' an euern Firnen Fürwahr noch weit vom Rhein. Und du fahr wohl, mein Dichter, Du Mann so jugendgrün, Und mag dir immer lichter Das Herz von Liedern blühn! Wohl sänge dir Besseres gerne, Der dieses sang und schrieb; Doch sei's – und halt auch ferne Wie hier am Rhein ihn lieb!