Ein Brief Das waren goldbeschwingte Tage, Die ich im sonnigen Waldrevier, Der Welt entrückt und ihrer Plage, Noch einmal jung, verschwärmt mit dir. Nun kehrt in seine stillen Gleise Zurück mein Leben allgemach, Doch klingt in tiefster Brust mir leise Das Echo meines Glückes nach. Zwar bannt die Pflicht mich streng in Schranken, Und manchmal nur im Tageslauf Taucht überm Strome der Gedanken Mir wie ein Stern dein Bildnis auf. Doch wenn getreu beim Abendneigen Das Werk, das mich erfüllt, vollbracht, Dann steuert, wieder ganz dein eigen, Die Seele durch das Meer der Nacht. Dann red' ich wach zu dir und walle Vereint mit dir des Traumes Bahn, Die trauten Stätten grüß' ich alle, Die unsrer Liebe Werden sahn: Den Buchengang, den uns der Morgen In herbstlich goldnen Duft getaucht, Als du von meiner Stirn die Sorgen Mit liebem Wort hinweggehaucht; Das Hüttlein in des Parkes Schatten Von Ros' und wildem Wein umkränzt, Auf dessen Schwelle du dem Matten Den frischen Trunk so oft kredenzt; Das graue Jagdschloß überm Weiher, Wo wir entzückt ins Laubgewog Hinabgelauscht, indes der Reiher Durchs Spätrot seine Kreise zog. Und wieder hör' ich froh erschrocken Den Laut, der meine Seele bannt, Mich streift das Wehen deiner Locken, Den Druck empfind' ich deiner Hand. Ach, alles, alles kommt aufs neue, Was mich so reich und froh gemacht; Das sanfte Mondlicht deiner Treue Schwebt über mir die ganze Nacht. Und morgens dann in goldner Frühe, Wenn kaum der letzte Stern erblich, Gestärkt zu jeder Lebensmühe Erwacht mein Herz und segnet dich.