Zeitgedichte Ein Lied am Rhein 1843. Durch diesen Herbstestag voll Sturm Zum Drachenfels empor die Steige! Schon winkt zu Häupten mir der Turm, Der breite, durch die falben Zweige. Da steh' ich - roter Sonnenschein Umlodert königlich die Klippe; Zu meinen Füßen braust der Rhein - Mir schlägt das Herz. O reichet Wein, Das volle Glas reicht meiner Lippe! Dir sei's, o deutsches Volk, gebracht, Dem einen, großen, wundervollen, So weit der Himmel um dich lacht Und über dir die Donner rollen! Was kümmert's mich, auf Stein und Holz Wie deiner Wappen Farben streiten! Ich meine dich, das jüngst noch stolz In Hamburgs Brand zusammenschmolz, Korinthisch Erz für alle Zeiten. Und wieder füllt den Römer mir! Laßt sprühn, laßt sprühn die goldnen Funken! Er sei aus vollem Herzen dir Zum Preis, o deutscher Geist, getrunken; Dir, der sich aus den Tiefen nährt, Der gleich dem wilden Sohn der Trauben, Wenn er im Lenze braust und gärt, Zu süßerm Feuer nur sich klärt, Dir Geist voll Liebe, Kraft und Glauben! Und nochmals füllt! Und wenn darein Die Neigen aus der Flasche troffen: Es soll darum nicht schlechter sein; Den letzten Becher unserm Hoffen! Dem Wort ein fröhlich Auferstehn, Dem freien Kampfe der Gedanken! Laßt kühn des Geistes Stürme gehn! Was Spreu ist, mag wie Spreu verwehn, Was Felsen ist, wird doch nicht wanken! Vorwärts! heißt unser Losungswort, Und durch die Reihen rauscht's im Volke - Ein Schneegestöber dräut vom Nord, Und dort im Westen murrt die Wolke. Vorwärts darum am eignen Herd, Daß Jenas Schmach sich nicht erneue! Vorwärts! Und wenn's der Tag begehrt, Dann blitz' in jeder Faust ein Schwert, Und Gott mit uns und deutsche Treue!