Ich fuhr von St. Goar Ich fuhr von Sankt Goar Den grünen Rhein zu Berge; Ein Greis im Silberhaar War meines Nachens Ferge. Wir plauderten nicht viel, Die Felsen sah ich gleiten Dahin im Wellenspiel Und dachte vor'ger Zeiten. Und als wir an der Pfalz Bei Kaub vorüber waren, Kam hellen Liederschalls Ein Schiff zu Tal gefahren. Ins weiße Segel schien Der Abend, daß er glühte; Studenten saßen drin, Mit Laub umkränzt die Hüte. Da ging von Hand zu Hand Der Kelch von grünem Glaste; Das schönste Mägdlein stand In goldnem Haar am Maste; Sie streute Rosen rot Hinunter in die Wogen Und grüßte, wie im Boot Wir sacht vorüberzogen. Und horch, nun unterschied Das Singen ich der andern: Da war's mein eigen Lied, Ich sang es einst vom Wandern; Ich sang's vor manchem Jahr, Berauscht vom Maienscheine, Da ich gleich jenen war Student zu Bonn am Rheine. Wie seltsam traf's das Ohr Mir jetzt aus fremdem Munde! Ein Heimweh zuckt' empor In meines Herzens Grunde. Ich lauschte, bis der Klang Zerfloß in Windesweben; Doch sah ich drauf noch lang Das Schifflein glänzend schweben. Es zog dahin, dahin – Still saß ich, rückwärts lugend; Mir war's, als führe drin Von dannen meine Jugend.