2. Auf Herrn Martin Schörkels und Jungfrau Margarethen Putschers Hochzeit 1632 Frühling. Schöne Nacht, gewündschte Schatten, kommt doch, kommet doch von Statten, eilt doch, eilet doch anher! Ja, ihr eilet, ja, ihr kommet! Nun ist hier, was beiden frommet, nun ist hin, was war Beschwer. Gebt uns, was kömmt aus Idumen, gebt uns junge Safranblumen, Himmelsschlüsseln, Roßmarin, daß wir sie den lieben Zweien, den geliebten zweien Treuen streuen auf ihr Lager hin! Dieses, dieses sind die Stunden, da ihr Alles habt empfunden, trautes Paar, was ihr begehrt. Was in sechsmal vierzehn Tagen euch gewesen süße Plagen, hat euch eine Nacht gewährt. Nemlich itzund war zu freien, da man Alles sich verneuen und wie Hochzeit machen sicht, da nun in erwärmter Erden alle Sachen rege werden, wie bei Bulern auch geschicht. Die verlebte Welt wird jünger und streicht mit verliebtem Finger ihre Runzeln von der Haut. Seht, seht, wie sie aus den Feldern, aus den Auen, aus den Wäldern mit verbulten Augen schaut! Sie schaut nach dem lieben Freier, der uns bringt ein neues Heuer, der sich ihr schon anvertraut und in ihre Glieder dringet. Unser Bräutgam wird verjünget in der Schoß der schönen Braut. Gleiches Paar, doch nicht an Jahren! Ihr laßt uns an euch erfahren, daß auch Ungleich gleiche sei. Doch wer fraget nach den Jahren? Was sich soll, das muß sich paaren. Lieb' ist hier, wie allzeit, frei. Wenn sich ein Paar Liebe küssen, und mit halbgemachten Bissen Mund mit Munde lieblich ringt, daß die küssenden Korallen etwas lassen widerschallen, das den Sternen gleiche klingt: da verlaufen sich die Seelen in die unerforschten Hölen und verwirren sich in sich. In den zimmetsüßen Kehlen, da geschiehet das Vermählen, das uns wundert ewiglich. Zwei vermengte Lüfte machen einen Geist, der große Sachen, doch in kleinem Halle sagt, Sachen, die nur ihr besinnet und doch Keinem sagen könnet, der euch um dieselben fragt. In demselben lieben Leben werdet ihr nicht wissen eben, bei euch stets, stets von euch weit, ob ihr schlafend oder wachend, ob ihr weinend oder lachend oder aus euch selbsten seid. Die gestirnten Himmelsscheiben wollen gleich als stehen bleiben über euch und eurer Zier. Tausent', tausent' kleiner Wächter treiben ein sehr laut Gelächter euch zu Ehren für und für. Geht, Verliebte, teilt die Flammen! Der euch itzund giebt zusammen, fürder' eurer Liebe Lauf! Des ersuchten Himmels Segen wird sich mit euch niederlegen, schlafen, wachen und stehn auf. Wenn der weitgepreiste Garten keiner Blumen mehr wird warten, wenn das Pomeranzenhaus grau von Frost und Schnee wird stehen, denn soll eine Blum' aufgehen und mit Freuden blühen aus.