9. Auf Herren Johan Behrs Leichbestattung 1632 November. Daß doch der unverschämte Tod nichts lässet lange sein, was uns vor andern lieb und not und sonst nicht ist gemein'! Es ist bei ihm kein Unterscheid, er fordert Alles rauß und läßt vor andern seinen Neid an werten Sachen aus. Die Welt, die ist ein Glückestopf, der stets herumher läuft; da gilt es einen ieden Kopf, wen das Verhängnüß greift. Es geht blind zu, es gilt kein Wort; nicht richtet, Niemand schreibt. Gelückt's, so muß der König fort, der Eseltreiber bleibt. Wer sagt nicht, daß es Schade sei um diesen tapfern Man, der neulich solchen Nutz und Treu' an unsrer Stadt getan? Wer sich des Vaterlandes wehrt und fürchtet keinen Stoß, der ist im Leben wolgeehrt und nach dem Tode groß. Der tolle Mars erboste sich und strengt' uns grimmig an; du stundest steif und wagtest dich, du teurer Bürgersman! Daß diese Stadt noch steht im Heil und fiel nicht allzusehr, des dankt sie billich dir ein Teil und klagt dich desto mehr. Verlaßne Jungfrau, schützet diß den starken Tränen für, daß euer Vater ist gewiß, wo ihr solt hin und wir! Das Ander', das euch mehr betrübt, das euch zur Waisen macht, befehlt dem, der uns Eltern gibt und nimt nach seiner Acht! Was klagt ihr aber viel um euch? Die ganze Christenheit ist itzund einer Waisen gleich und ächzet um ihr Leid. Ihr Vater, Heiland, Schirm und Held, ihr bester Trost nach Gott, der strengste Ritter von der Welt, der liegt und ist nun tot!