15. Über Herrn Johan von Wangersheim erstgebornen Söhnleins Kunradens Absterben an die Freundschaft 1635. O du wolgeplagtes Haus, wievielmal doch solt du weinen um die abgelebten Deinen, die man von dir träget aus, und mit ungegläubter Not mehr im Tode sein als tot? Fünfmal hat nun, als ich weiß, Phöbe neue Hörner krieget, seit das dritte Kind erlieget und tut seinen Todesschweiß. Seit der Zeit fühlst du die Qual itzund nun das dritte Mal. Tu betrübt und schlag die Brust, doch gedenk in solchem Zagen, das dich fast kein Wort läßt sagen, ob du denn so recht dran tust, daß du dich um das du liebst aus der Weise so betrübst! Weine, was du kanst und wilst! Er wird, wo er ist, wol bleiben. Wilst denn du den Wehmut treiben, bis auch du die Erde füllst, dahin Alles Fuß für Fuß, wider Willen, eilen muß? Was beseufzt man so ein Kind? So viel' tapfrer Helden sterben, ganze Länder die verderben, manche Stadt fleugt in den Wind, und wie soll ein Mensch bestehen, muß diß Ganze doch vergehen? Du klagst und bist doch ergetzt: wird schon Eines itzt verloren, so ist Eines schon geboren, das den bittern Fall ersetzt. So verzuckert diß dein Leid Gott mit einer Süßigkeit. Kleiner Sohn, was schadets doch, daß die, so dir gab das Leben, dir nicht das Geleit' hilft geben bis hin an dein enges Loch? Ihrer Liebe Gegenwart wird doch mit dir eingescharrt. Schlafe wol! Wir Armen, wir bleiben, was wir Anfangs waren, jung von Weisheit, alt von Jahren, unverständig für und für, stumm am Mund', an Augen blind, Kinder, wie wir kommen sind.