30. Auf einer abwesenden Jungfrauen Namenstag, den 4. September (1635) Seit daß die liebliche Korelle nicht hier gewesen ist zur Stelle, seit hat man ganz von keiner Lust, von keiner Zier, von keinem Lachen und was uns sonst kan frölich machen in dieser Gegend nichts gewußt. Er selbst, der Himmel, steht betrübet, weil er nicht sieht, die er so liebet. Mit Regnen weint die blasse Luft; die harten Seufzer, die sie führet, die haben Land und See gerühret: sie hört es nicht, die wird geruft. Die bleiche Sonne hat indessen ganz ihres Glanzes hier vergessen: sie, ihres Scheines Schein ist hin. Und daß die Nächte dieser Erden nun finsterer und länger werden, das kömmt von ihrem Abeziehn. Den kranken Pol, die matten Nelken sieht man, wenn sie noch stehn, verwelken. Die Winter-Rosen schrumpeln ein. Kein Kraut ist frisch, kein Baum ist grüne. Die Sonne, die vor ihnen schiene, hat aufgehöret hier zu sein. Was anders können Hirt und Heerden als leid' und traurig sich geberden? Kein Lied erschallt, kein Tanz geschicht. Im Feld', im Pusch', im Tal', in Auen ist nichts als stille Furcht zu schauen, weil man die Freude selbst nicht sicht. Zwar, so wir haben recht vernommen, so soll ihr schöner Tag sein kommen. Was aber kan diß anders tun, als daß es duppelt mehr uns kränket? Die von uns werden soll beschenket, die hier soll sein, wo ist sie nun? Ihr mehr als wir geehrten Wälder, ihr Wiesen, ihr besäten Felder, erkennt das Glücke, diese Gunst! Pflegt ihr, weil ihr sie könnet haben, und bindet die für uns mit Gaben, nach der wir wündschen doch umsonst!