2. Auf die seligmachende Geburt unsers Erlösers Jesu Christi 1632 Weihnacht. Taue doch, o Himmel, taue! Brecht, ihr Wolken, regnet her, daß man den Gerechten schaue, dessen nun nicht ohn' Beschwer die betrübte Welt so lange sich versieht und ihr macht bange! Ja, es treufelt, ja, es tauet, der gesunde Regen fällt. Schauet hin, ihr Menschen, schauet: dort, dort liegt das Heil der Welt. Diß Kind ist der Tau, der Regen, der die Erde soll bewegen. Deucht michs oder ists im Wesen, wie das Land schon weit und breit von der Unart ist genesen durch die fromme Feuchtigkeit, wie daß Täler, Feld und Höhen schon in schönerm Schmucke gehen? Sei, gewündschte Nacht, gegrüßet, da der keusche Jungfermund einen jungen Sohn geküsset, eh' sie ihn recht sehen kunt', einen Sohn, den sie mit Rechte doch wol Vater heißen möchte! Unser Himmel ist im Stalle. Recht so, Hirte Sybotus, daß du mit der Pfeifen Schalle ihm verehrest deinen Gruß! Bei der Engel lauten Chören lässest du dich billich hören. Fleug, gemalter West, und streue aus dem Blumen-Himmel Klee! Daß die Luft Narzissen speie, Lilgen für den weißen Schnee, daß das Kind als in der Wiege und in hellen Windeln liege! Ihr, ihr eingestallten Tiere, haucht ihm warmen Atem zu, daß es keine Kälte rühre! Stört es nicht aus seiner Ruh! Jungfrau Mutter, denk indessen, daß du Amme bist, und wessen! O ihr hochgelobten Krippen, unsers Heilands Schirm und Rast, und o Stall, daß du nicht Lippen, daß du doch nicht Zungen hast, daß du selbsten köntest singen von den wundersamen Dingen! Kleiner Gast, doch auch zugleiche großer Wirt der weiten Welt, gib doch künftig unserm Reiche, daß es sich zufrieden stelt, daß doch mit dem alten Jahre hin auch alle Plage fahre! Segne künftig unsre Linden, unsre halbgestorbne Stadt, daß sich möge wieder finden was der Krieg verderbet hat! Reinige die faulen Lüfte, die so schwanger sein mit Gifte!