Johann Fischart Geistliche Lieder Ein neu Trostlid zu der Begräbnüs Prudentii, nach der meinung vbersehen. 1. Laßt euer klagē sein vnd sehnen, jr Christen, wischt ab euer tränen! Was dörfft jr euch lang vbel heben? im tod sind man ein neues leben. 2. Warumm zirt man die gräber herlich, begrabt den todten leib auch ehrlich, On das bedent das die hie ligen nur schlaffen vnn noch auffstehn mügen. 3. Es scheint wol, obs alls dahin seie, weil er da ligt on sinn vnd scheue, Aber der aus nichts etwas schafft lebt noch vnd übt sein alte krafft. 4. Es ist eine kleine zeit dahinden, dz wir vns wider zsammen finden Vnnd eben mit der haut bekleidet, doch mit vnsterblicheit bereitet. 5. Bald kommt die zeit, dz die kalt glider welche hie schwach erligen nider Ir rechte wärm bekommen wider, wan Gots Posann wird hören jder. 6. Als dan wird in den dörren beinen Gots Geist vnd macht kräfftig erscheinen, Alsdan wird sinn, vernunfft vnd gmüt sich thun ins lebendige blüt. 7. Als dann wird das längst verwäsen ins vorig wesen wider gnesen, Auch von der Erden verzuckt werden der leib zu seiner sel on bschwerden. 8. Das körnlin gesät gegen winter, wiwols erstickt, richts nicht dest minder Sich auf im Sommer von der Sonnen vnd grünt, weil es den sig hat gwonnen: 9. Also der leib so hie verscharret im grab zu aschenstaub zerfaret Wird, wan die ewig Sonn scheint eben, erstehn zum ewigen sommerleben. 10. Darnmm, o Erd, magst wol hinnemmen den körper in dein schos beklemmen, Wir wöllen dir den gern vertrauen, mit haut vnnd har jhn zu verdauen. 11. Aber in jenen letzten tagen wird er dich nagen in dem magē, Das du jn wider aus must speien, auf das jn Got klar mög verneuē. 12. Mach jm nur lind genug das betlein, das er ausrhu auf disem stätlein, Aber wie weich dus machest immer wil er bei dir doch bleiben nimmer. 13. Dan er ein andre rustat weis, Abrahams schos vnd paradeis, Alda sein sel dan auff jn harret, das sie sich wider zu jm paret. 14. Bewar dz pfand des leibs nur ebē welchs dir vertraut wird vbergebē, Weil Got sein ebenbild wird bald von dir erfordern jn sein gwalt. 15. Dan wie wolt Got sein gschöpff verliren welchs er that nach seim bild formirē? Wie wolt er nicht des gschöpfs gedencken dem er auch seinen son dorft schencken? 16. Hierumm seh vnd stell jhn bald wider in gstalt wie man dir gibt die glider: Ach das die selbig zeit bald käme, dz was du haltst Got zu jm näme! 17. Aber, Got lob, die zeit ist da, dan was der glaub faßt, das ist nah, Drumm must du, Erd, auch bald erbeben vnd dise leich vns wider geben. 18. Vnd du, Tod, must sammt allen Teufflen an deiner todten macht verzweifflen, Weil jr vns ruen lasen müsen, ewig mit Got der freud zugnisen. 19. Seh, solchen trost der seln bescheide, das sie vom leib dest liber scheide, Weil dis zu jrer freiheit frommt vnd wider zu jrm leib doch kommt. 20. Der leib, weil er hie hat sein mütlin, war er d'selē herberghüttlin, Die Got ein zeitlang drein losiret, bis er sie wider daraus füret, 21. Ir das eng häuslin zu bereiten zum ewigen Palast vol frenden, Der jr nicht meh beschwärlich sei, sond' zu seim lob ewig frej. 22. Den selben gast der Edlen selen jr jrdisch gäst solt für hoch zelen Vnnd zeitlich die hie weyhen gern zur wonung enerm Got vnd Herrn. 23. Das namlich jr allein jm trauen vnnd nicht auff eigen kräfften bauen, Das jr an zeitlichem nicht hencken, sonder nach himlischem gedencken, 24. Nach vnserm rechten Vatterlande, dahin all wol vnd walfart stande, Welchs vns dan hat HERR Jesus Christ vor längst durch sein tod zugerüst. 25. Der wöll vns auch vorthin erfüllen mit seinem Geist, zu thun sein willen, Das wir, man er kommt zu gericht, mit jm eingehn ins ewig licht.