Auf einem andern Stern Die Purpurdecke deines Zeltes hebt Ganz langsam eine schmale weiße Hand, Und meine Königin, im Rosenschmuck Der schlaferquickten Jugend, grüßt den Tag. Seit gestern weilen wir auf diesem Stern, Millionenmal millionen Meilen weit Entrückt der Erde. Als ich von dir ging, Stand über mir der blasse Erdenmond, Und eines Wächters harte Stimme wies Von deines stillen Gartens Gitter mich, Vermutend den gesuchten Äpfeldieb. Seit gestern weilen wir auf diesem Stern, Und eine Nacht, der selbst der Wettgesang Von vielen hundert Nachtigallen nichts Vom Zauber ihres tiefen Schweigens nahm, Bracht uns Vergessen. Mißverständnis, Stolz Und jede Kluft, die Menschennarrheit schuf, Blieb hinter uns, und die Erinnerung starb. Die Purpurdecke deines Zeltes hebt Ganz langsam eine schmale weiße Hand, Und meine Königin, im Rosenschmuck Der schlaferquickten Jugend, grüßt den Tag. Wie bist du schön im vollen Morgenglanz Der sieben Sonnen, die, ein reicher Ring, Hier unseres Glückes Wiegenbett umstehn. Schneeweiße Seide, lose aufgerafft Von goldnen Spangen, hüllt den schlanken Leib, Und nicht der kleinste Zierat weiter stört Der zarten Formen keuschen Linienfluß. Seit gestern weilen wir auf diesem Stern, Und niemals ist ein schönerer Morgen wohl Auf eine schönere Nacht, wo auch, gefolgt. Den sieben Sonnen wich die Siebenzahl Der sanften Silbermonde, die das Amt Der Wächter vor dem Liebeszelt versahn Und blaß und blässer wurden, stündlich mehr, Vor Neid und Neugier. Doch das dichte Tuch Des Purpurdaches wehrte jedem Blick, Selbst jeder Laut verfing im schweren Stoff Des Vorhanges sich, und wie ein Traumakkord Traf leis von draußen das Geschluchze nur Der lauten Liebessänger unser Ohr. Die Purpurdecke deines Zeltes hebt Ganz langsam eine schmale weiße Hand, Und meine Königin, im Rosenschmuck Der schlaferquickten Jugend, grüßt den Tag. Ein wenig neigst die weiße Stirne du Und senkst den Blick, geblendet von dem Licht, Und hold verwirrt von dem Gedenken noch Der Nacht und ihrer süßen Heimlichkeit. Doch stürmisch reißt mein Arm dich zu mir her, Und stürmisch küßt mein Mund auf deinem Mund Den ersten Morgengruß des Weibes wach. Dann schreiten wir umschlungen in den Tag, Glücktrunken in das goldne Paradies, Das niemals eines Menschen Fuß betrat. Denn unser ist der Stern, der uns jetzt trägt, Von Anbeginn, und unserer Liebe ward Er vorbestimmt in Gottes Weltenplan.