Die Regeninsel Aus eines fernen Ozeans grauen Wassern, Die nie ein Sturm aus ihrer Ruhe rüttelt, Ragt unter schwerem, ewig trübem Himmel In flachem Anstieg eine stille Insel. So lang des Meeres schläfrig träge Wellen Mit schmutzig gelbem Schaum den Strand umkränzen, Seit tausenden von Jahren, rieselt endlos Derselbe sanfte Regen aus den Wolken Und näßt den Boden, dessen üppige Wildnis Die Feuchte trinkt mit immer durstigem Mund. Und ewig plauscht und plantscht und plitscht und platscht es. Eintönig, rhythmenlos, tropfts von den Zweigen, Gluckst seufzend von den Ranken, fällt von Halmen Wie Tränen ab und klatscht in tausend Tümpel, Lehmfarbige Lachen, und verspritzt, zerstäubt. Baumriesen, deren nasse, blanke Äste Schlammfransen schmücken, als ob gestern erst Die Insel aus den Fluten sich erhoben, Beschatten mächtige Farrenwedelwälder Und dicke, fleischige, tellerförmige Blätter Von Sumpfgewächsen rings und hochgestielte Farblose Blumen, die in schwammigen Kelchen Den Regen fangen, der in feinen Bächen Der schwanken Becken Ränder überrinnt, Und ewig plauscht und plantscht und plitscht und platscht es. Fremdartige Vögel horsten auf den Bäumen Mit fettigem, ölglänzendem Gefieder Und schwarzem, abgestumpftem Entenschnabel. Aus lehmiger Erde bauen sie die Nester Den schlick- und schlammumhüllten Waldkolossen In ihre breiten Arme. Klagend klingen, Gebrochen, schrill, die wunderlichen Rufe Der großen grauen Tiere, die mit leisem, Fast regungslosem Flug die weite Öde Der See bestreichen und nach Fischen fahnden. Seltsame, stumme Stelzenvögel jagen Im Sumpf nach feisten, plumpen Riesenfröschen, Und fabelhafte Wesen, halb der Otter, Halb einem Eichhorn gleich, mit Flatterflügeln Wie eine Fledermaus, nur größer, führen Ein wunderliches, drolliges Doppelleben, Halb Vogel und halb Fisch, in all dem Naß. Und ewig plauscht und plantscht und plitscht und platscht es. Doch märchenhafter noch als diese Tiere Sind hier die Menschen. Klein, breitmäulig, schielend, Mit Karpfenaugen unter wulstigen Lidern, Und fischgeschwänzt, Schwimmhäute an den Händen, So liegen sie, aus ihren Bieberhütten Hervorgekrochen, paarweis und in Rudeln, Gleich Robben rings am Strande auf den Bäuchen, Siesta haltend in den Mittagstunden Und schläfrig grinsend, wenn mit lautem Klatschen Ein Fisch sich aus den kaum bewegten Fluten Des müden Meeres in den Regen schnellt. Und ewig plauscht und plantscht und plitscht und platscht es Aus grauem Himmel auf die tranigen Leiber Der Robbenmenschen, rollt in runden Perlen, In kleinen Kügelchen herab und löst sich In Tropfen, zitternd, zögernd, von den breiten, Ein wenig aufgestülpten Nasen ab. Ein tiefes Schnarchen knurrt am Ufer hin. Und manchmal lacht ein leises, fettes Kichern Wie hinter vorgehaltenen Händen auf, Wenn hinterrücks so ein geschwänzter Schäker Mit langem, spitzem Schilf ein Mädchen kitzelt, Das nur so tut, der Schelm, als ob es schläft.