Dat Rosenplücken Sah zu jüngst einem Villenbau, Die Straße weiß ich nicht genau, Ging eine schmucke Dirn vorbei Im blauen Waschkleid, die Arme frei, Trug einen Korb, draus quoll hervor Der schönste zarte Rosenflor. Den Rosen glichen ihre Wangen, Die Lippen weckten Kussverlangen, Und eh' sie wusst', wie ihr geschah, Sich rechts und links umworben sah. Hatt' gleich an jeder Seit einen Schalk, Bestaubt mit Ziegelmehl und Kalk. Der griff ihr um die Hüfte schlank, Der langte nach den Rosen frank, Und hätt' mit grober Werkelfaust Die zarte Fracht ihr fast zerzaust. Hülflos vor keckem Übermut, In Sorge um der Herrin Gut. Die vollen Arme hoch erhoben, Den Korb zu retten vor den Groben, Musst so sie leiden voller Scham, Dass ihr ein dritter ein Küsschen nahm. Da fuhr ein alter Graukopf drein, Nannt' selbst wohl solch ein Mädchen sein: »Lat doch de Deern! Ji drivt't to dull! So'n Rosenplücken mögt ji wull?«