Die Equipage Ein Spielball seiner scheugewordenen Pferde, Der Vollblutfüchse, die wie furchtgepeitscht Durch Staub und Funken in den heißen Tag Den eierschalenleichten Wagen reißen, Rast über den Weg ein vornehmes Gefährt, Lautlos, auf Gummirädern. Rechts und links, Hier, dort, an jedem Stein droht ihm Zerschellen. Entsetzt ist der Lakai hinabgesprungen. Zurückgesunken liegt, vom Schreck gelähmt, Der Ohnmacht nah, im grünen Plüsch des Fonds Die alte Excellenz. Im Knopfloch prangt Des mäusegrauen Überrocks kokett Die herrlichste, tiefdunkelrote Rose. Das feine schmale Diplomatenantlitz, Bartlos und voller Falten, tausend Runzeln, Gleich einer Walnuss, deckt aschfahle Blässe. Weit aufgerissen heften sich die Augen, Die wasserhellen, klugen alten Augen, Als sähen ein Gespenst sie, auf den Kutscher. Schlaff hängt, wie tot schon, über den Rand des Schlages Die Rechte mit den angstgespreizten Fingern. Dem Greis zur Linken beugt zum Sprung sich vor Ein Mädchen, ein sehr junges, schlankes Ding, Soeben flügge erst, ganz weißgekleidet, Mit brennend rotem Haar, dess schwere Flechten, Zwei breite Flammen, nach den Hüften züngeln, Und alles Blut hat aus den weichen Wangen Die Todesangst ins Herz zurückgejagt. Den kleinsten Fuß im spitzen Atlasschuh Schon auf den Kissen vor sich, mit der Faust, Die pfirsichfarbener Handschuh überstrafft, Des Bockes Eisenstange fest umkrampfend, Stiert wie gebannt auch sie mit starren Augen, Mit süßen Kinderaugen, die das Graun Vergrößert hat, auf Fritz. Mein Gott! Fritz! Fritz! Der dreht den Hals und nickt ihr hämisch zu, Ein grausig Beingesicht ohn' Fleisch und Blut: Fritz blieb zu Haus, Comtesse, heut fahre ich. Der Seidenpinscher mit dem Fell wie Schnee, Der auf dem Vordersitz bequem sich's macht, Hebt ganz verwundert seine klugen Augen. Höchst unklar ist noch immer ihm der Vorgang, Und fragend blickt er bald auf Fritz, bald auf Die junge Herrin. Aus dem Zahngehäge, Dem scharfen, hächelt Fifis rosig Zünglein, Und an dem himmelblauen Halsband zittert Ein Silberglöckchen, dessen Kling und Ping Im Donnerlaut des Hufschlags untergeht. Breitbeinig steht der Tod, weitvorgebeugt, Ein Muschellenker, der sein Wettgespann Um Kranz und Gloria durch die Rennbahn kreist. In harter Knochenfaust die schlaffen Zügel, Und mit der andern weit ausholenden Schwungs Der Peitsche schlangenschmeidige Geißelschnur Den bangen Tieren um die Ohren klatschend, Scheint er ganz Lust, im hellen, harten Blick Des kränzesicheren Sieges Übermut, Und um den Mund, daraus die feste Mauer Des prächtigsten Gebisses blitzt und lacht, Ein schlächterhaft brutales, breites Grinsen. Der Glanzhut mit der farbigen Rosette, Der mählich in den Nacken ihm gerutscht ist, Zeigt halb des Schädels blanke Billardkugel, Und um die dürren Glieder schlampt und schlottert Die kaffeebraune, goldenknöpfige Livree dem Schrecklichen, der gut gelaunt Zu irgend einem seiner Feste sich Die Gäste in der Equipage holt. Die wilde Jagd verschlingt ein Tannenwäldchen. In Staub und Glut der Straße aber liegt Hellschimmernd eine weiße Rosenknospe, Erschlossen kaum, feuchtwarm der zarte Stengel, Als hätt' noch eben eine heiße Hand Die todgeweihte lebensfroh umfasst. Der laue Mittagswind streicht drüber hin, Ein scharlachfarbner eiliger Schmetterling, Sich überhastend, gaukelt leicht vorüber, Kehrt wieder, ruht wie müde eine Weile Matt flügelnd auf dem Blütenbett sich aus, Und nimmt den Weg ins übersonnte Feld Schnittreifen Hafers, das der Friede küsst Und wolkenlose Bläue überdacht.