10. (Gotthilde) O bis zum Vermessen Liebt ich dich so sehr, Du, hast mich vergessen, Du, liebst mich nicht mehr. Deine Küsse zünden Noch so tief und süß, Und es sollte schwinden, Was sie zünden hieß? Glut, du bist verglommen, Flamme, du bist todt, Die mich einst benommen Aller Erdennoth; Als wir treu zusammen Theilten Freud und Leid, Und die heilgen Flammen Schürte nur – der Neid! O wer kann ihn messen Diesen bittern Schmerz? O wer kann vergessen So ein treues Herz! Eine Seele schicken In das dunkle Nichts, Und zum Himmel blicken Frischen Angesichts! Paradiese schenken Heute seelengroß, Morgen tödtlich kränken, Ruhig reuelos; Unter Menschen wandeln, Heischen ihre Huld, Leben, wirken, handeln, In der Brust die Schuld!