Traum und Bild Maigesang Ihn will ich schauen Den tiefen blauen Südlichen Himmel! Das reine, ewige Azur, Das blaue Meer der Wonne, Darinnen prächtig blitzt Die goldne Mittagssonne. O Wonn, o Wonne! Ich ruht im kühlen Schattengrün Bei Freund und Liebchen und Gesang, Und Worte, geisteskühn, Kuß und Klang Sprudelten durch die Blumen hin. Grüßende Augen, Grüßender Wein Goldener kreiset im holden Verein! Buche weht lieblichen Duft, Linde würzt schmeichelnde Luft, Waldvögelein ruft, Die Wasser rauschen durch Berg und Kluft. O Wonn, o Wonne! Seele, du freue dich, Lachendes Herz, erquicke dich! Und du versöhnter, Neuaufathmender Geist, Herrlich entfalte dich! Die Freud allein, Die Lust und Lieb allein, Strahlende Heiterkeit Ist der bewegende Gott In Menschenbrust – Machet sie weit, Machet sie stark, Hier nur ist Leben, Hier Gedeihn. Zum tiefen blauen Azurnen Himmel Lasset uns schauen! Also von Wolken rein, Rein vom Nebel der Sorge, Rein vom feuchten Kummer, Von düstrer Entsagung Sei die Seele, sie sei Heiter in lachender Menschenbrust! Jammer und Noth und Qual Wirket das Widrige, Die Kraft der Verzweiflung Fürchterlich nur, Grausam nur ist sie, Zeuget das Schreckliche. Der Wolken grollen, Donnerrollen, Der grasse Schein, Zernichtender Wetterschlag Schaffet wohl endlichen Tag – Aber nur dieser, Leuchtender, freundlicher Tag Ist auch der dauernde. Stark allein und mächtig Machet das Glück! Nur der fröhliche Geist Wird das Unsterbliche thun, Das Weltentzückende, Edle und Ewige. Segen dem Wein. Segen der Liebe! Wer sie vertriebe, Löschte den Sonnenschein. Komm Freund, Wein, Liebchen, komm Gesang! Kuß und Klang! Froh rausche, Strom, das Thal entlang! Wo sind sie, die Schmerzen? Thut auf euch, ihr Herzen, Thut auf euch, ihr Augen, Zu spiegeln, zu saugen Das süße Dasein nur! Der Wein vermähle Geist, Herz, Natur Zu einer Seele.. O Wonn, o Wonne!