Morgenstund Früh aufzusein, o du Vergnügen, Du reinster Wonne Hochbefund! Wer soll da lang im Bette liegen, Wo Morgenstund hat Gold im Mund? Früh aufzusein erquicket Jeden, Früh aufzus tehn doch – fällt oft schwer, Ha! wer gelanget in das Eden Durch ein bequemes Ohngefähr? Die größten Männer, wie zu lesen, Die nützlich ihrem Vaterland, Gelehrte, Feldherrn sind's gewesen, Sie waren all' früh bei der Hand. Erinnern will ich blos an Solon, Glaubt Ihr, daß er lang liegen blieb? Die Makkabäer, Christoph Kolon, Der vulgo sich Columbus schrieb? Diocletian, der große Kaiser, Wußt' auch, warum er früh aufstund, Und Wilhelm Tell, der kühne Schweizer, Dacht': Morgenstund hat Gold im Mund! So hab' auch ich – der im Vergleiche Zu Jenen Nichts – erfahren spät, Daß in dem menschlichen Bereiche Vor sechs Uhr Alles besser geht, Daß mit den Hühnern aufgestanden, Sich noch vor Abend selbst belohnt, Und daß sich Alle wohlbefanden, Sobald sie's nur einmal gewohnt!