Lebensbaum Zu Heidelberg im Schlosse Ragt auf ein Lebensbaum, Dreihundert Jahre und drüber Träumt er den Ewigkeitstraum. Jetzt will er sich niederneigen Der alte, mürbe Greis, Der Winter ist ihm so grausig, Der Sommer ist ihm zu heiß. Es grünt und blüht auf der Erden, Auch Unkraut will gedeihn, Es wachsen Bäume zu Zeiten Sogar in den Himmel hinein. Ach, alles Blühen und Wachsen Mag heißen, wie es will, Und mag es sich »ewig« schelten, Die Zeit kommt, es steht still. Wie viele Lebensbäume Hat schon die Welt gesehn! Kein Titel und kein Name Schützt vor dem Untergehn. Und andre Bäum erstehen, Und neuer Same geht auf – Ein ewiger Strom des Wachsens, Ein wechselnder Blüthenlauf!