2. Von kühnen Wunderbildern Ein großer Trümmerhauf, In reizendem Verwildern Ein blühnder Garten drauf; Versunknes Reich zu Füßen, Vom Himmel fern und nah, Aus anderm Reich ein Grüßen – Das ist Italia! Wenn Frühlingslüfte wehen Hold übern grünen Plan, Ein leises Auferstehen Hebt in den Tälern an. Da will sich's unten rühren Im stillen Göttergrab, Der Mensch kann's schauernd spüren Tief in die Brust hinab. Verwirrend in den Bäumen Gehn Stimmen hin und her, Ein sehnsuchtsvolles Träumen Weht übers blaue Meer. Und unterm duft'gen Schleier Sooft der Lenz erwacht, Webt in geheimer Feier Die alte Zaubermacht. Frau Venus hört das Locken, Der Vögel heitern Chor, Und richtet froh erschrocken Aus Blumen sich empor. Sie sucht die alten Stellen, Das luft'ge Säulenhaus, Schaut lächelnd in die Wellen Der Frühlingsluft hinaus. Doch öd sind nun die Stellen, Stumm liegt ihr Säulenhaus, Gras wächst da auf den Schwellen, Der Wind zieht ein und aus. Wo sind nun die Gespielen? Diana schläft im Wald, Neptunus ruht im kühlen Meerschloß, das einsam hallt. Zuweilen nur Sirenen Noch tauchen aus dem Grund, Und tun in irren Tönen Die tiefe Wehmut kund. – Sie selbst muß sinnend stehen So bleich im Frühlingsschein, Die Augen untergehen, Der schöne Leib wird Stein. – Denn über Land und Wogen Erscheint, so still und mild, Hoch auf dem Regenbogen Ein andres Frauenbild. Ein Kindlein in den Armen Die Wunderbare hält, Und himmlisches Erbarmen Durchdringt die ganze Welt. Da in den lichten Räumen Erwacht das Menschenkind, Und schüttelt böses Träumen Von seinem Haupt geschwind. Und, wie die Lerche singend, Aus schwülen Zaubers Kluft Erhebt die Seele ringend Sich in die Morgenluft.