Am achtzehnten Sonntage nach Pfingsten Ev.: Vom Wassersüchtigen. Und sieh! es war ein wassersüchtiger Mensch vor ihm; da antwortete Jesus, und sagte zu den Gesetzkundigen und Pharisäern: »Ist es erlaubt am Sabbat gesund zu machen?« Sie aber schwiegen; er aber griff ihn an, machte ihn gesund, und ließ ihn gehen. – Wer sich erhöhet, der wird erniedriget, und wer sich erniedriget, der wird erhöhet werden. Sechs Tage sollst du tun Dein Werk mit aller Treue; Und sollst am siebten ruhn, Er trägt des Herren Weihe. So ward es uns gesetzet Und also folgen wir, Recht wie den Schnabel wetzet Das lüstern stumpfe Tier. Der feiert bei dem Spiel, Und jener bei der Flasche, Sinnt jeder lang und viel, Wie er sich Lust erhasche. Was nicht den Herrn mag loben, Und was den Sinn betört, Wem wird es aufgehoben? Dem heil'gen Sonntag wert. Ja, wenn man häufen mag Der ganzen Woche Sünden Gen was an diesem Tag Muß seine Ernte finden, So wird, o Schmach! es zollen Wie gen gehäuftes Maß, Von dem die Körner rollen, Zwei Ähren, so man las. Stehn denn die Kirchen leer, Flieht seinen Herrn der Sünder? O wenn dem also wär'! Der Frevel drückte minder, Doch aus dem Weihrauchwallen, Das unsern Gott umfließt, Zu des Verderbens Hallen Man wie ein Geier schießt. In alten Bundes Pflicht, Als keimend noch die Gnade Und dämmernd nur das Licht Fiel auf der Menschen Pfade: Da trug der Sünde Flecken Noch nicht der Sabbat, doch Mußt' er den Gläub'gen schrecken, Ach, wie ein eisern Joch. Wohl mag es töricht sein, Dem höchsten Gott zu Ehren Zu liegen wie ein Stein, Und jeder Regung wehren; Doch eitlen Lüsten fügen Der Sinne kirren Bund – O besser zehnfach liegen Wie eine Scholl' am Grund. So hat der Heiland nicht Den alten Bund gehoben: Durch Taten wie das Licht Sollst du den Höchsten loben! Sei mit der milden Spende Der Arme dir gegrüßt: Nicht unrein sind die Hände, Aus denen Segen fließt. Und wer gering und klein Im Schmerzenslager rücket, Wo schlimmer als die Pein Verlassenheit ihn drücket, Verbinde dessen Wunden Und lächle ihm dazu; Dann hast du sie gefunden Die echte Sabbatsruh!