21. O Meer, du bist das ewig zaubervolle, Das ewig schöne und das ewig wahre, Die große Wiege und die Totenbahre. Vor deiner Milde wie vor deinem Grolle, Vor deinem Hauch verstummt des Sängers Leier. Du bist der Anfang und das letzte Wort, Der Menschheit Schrecken und ihr bester Hort, Ihr Tröster, ihr Ernährer, ihr Befreier. Entzückend ist dein Lächeln und gewaltig Dein tiefer Atemzug. Mit Salzkrystallen Hinschäumend über zackige Korallen Und immer Leben sprühend, tausendfaltig; Eisberge rollend, Lotusinseln pflegend, Stolze Fregatten, Handelsflotten schaukelnd, Bald Falten werfend, bald im Lichte gaukelnd Und eine Welt von Kreaturen hegend In deinem Schoße; Nordlands kahle Dünen Bespülend, Fichtenwälder, schneebekränzt, Und drüben, wo die Tropensonne glänzt, Die Palmen, die geliebten, immergrünen, Die schlanken Palmen küssend, ihre Kronen Berührend und ihr Flüstern weitertragend – Glorreiches Meer! befruchtend, jauchzend, klagend, So flutest du dahin durch alle Zonen, Unendlich, unerschöpflich, unbezwungen, Entfesselt, ohne Ruhe, ewig drängend, Und doch, wie eine Thräne, lichtdurchdrungen Dich an den dunkeln Saum der Wolken hängend, Oft freudestrahlend, oft in stiller Trauer – Du hast der Menschen Heimat eng umschlossen. Du hast in unsrer Mutter Brust gegossen Des Lebens Odem, der Vernichtung Schauer; Mich aber hast du über Raum und Zeit Erhoben und mein Herz zu tausendmalen Befreit von Zweifeln und von Todesqualen, Befreit von Trübsal und Zerrissenheit. Ich danke dir – dir, dem ich lebenskrank Von meinem Leid erzählt, dem winzig kleinen. Du stilltest meine Schmerzen mit den deinen – Nochmals den großen Wassern meinen Dank!