Abbadon triumphans Aus türkisblauer Wasser Wirbel steigt Ein nacktes Felseneiland schroff empor. – Um seiner Wände dunkelstolze Wehr Der Meereswellen wildbewegter Reigen In ewig ruhelosen Tänzen tobt. Kein Menschenfuß trat jemals dieses Eiland Und nie vernahm es eines Menschen Schrei. Der heilige Albatros nur rastet dort Nach weiten Flügen und der wilden Schwäne Der wanderfrohen, wilden Schwäne Schaar. Dort aber, wo der Klippen Zackenkrone In jähem Sturz an's Meer herniederbricht, Dort auf des Eilands sturmgeliebter Höhe Erschließt sich eine Grotte kühl und weit ... Basaltkrystalle, riesengroße, steigen Wie Bündelpfeiler dunkelschwer empor Als trügen sie der Decke stolze Wölbung. In lichtlos-grauser Tiefe tanzt die Flut Und stürzt sich tosend durch die Felsenkammern Und heult empor in zügelloser Wut. Und graue Dämmerung lastet in der Grotte Und blauer Schatten bis zur Abendzeit. Doch wenn die Sonne tief im Westen steht, Dann trifft ihr letzter Blick der Grotte Raum. Und weich und zärtlich schweift ihr Strahlenauge Um eines Lagers stolz erhöhten Bau. Dort aber schlummert, bleich und wundenblutig Ein Jüngling-Mann. Zurückgesunken ruht Das edle Haupt, das welk ein Lorbeerzweig Und ein zersprung'ner Kronenreif umschlingt. Und halb im Traum die bleiche Lippe murmelt: »Der Sieger bin ich, der die Nacht bezwang, Der Morgen naht für alle Erdensöhne, Der große Morgen und das große Glück, Nun kam die Zeit.« Er aber, der das Königslager hütet, Der Engel mit den hohnverzückten Augen, Der Engel der Vernichtung, Abbadon, Er lächelt, lächelt ...