Auch ein Rheinlied – nota bene ohne Becher –! (1841 geschrieben zu Caub, in einer Lenznacht). »Quousque tandem ...!?« »Dies war die Stelle«, sprach ein greiser Krieger, »Wo wir im Winter über sind gesetzt; Hier haben wir zum ersten Mal als Sieger Auf ihrer Schwelle unser Schwert gewetzt. Herr – Eine Lust! Der Alt' auf seinem Schimmel, Dort sprengt' er in die eisbedeckte Flut, Und in den Wellen spiegelte der Himmel Hell seine Sterne ab und unsren Mut.« Nachdenklich sah ich in das dunkle Wasser, Das träumend durch die stille Talschlucht zog. Die Bilder alle der Franzosenhasser, Friedlich zu Fuße und zu Rosse hoch, Die zahmen, die mit Wort und Reimen streiten, Die wilden, die der Kampf ins Feuer trug, Ich sah gespenstig sie hinüberschreiten, Gen Westen zu ein langer Pilgerzug. Grau nickten die zerbrochnen Ritterschlösser Hernieder an den »freien, deutschen« Strand ... War jene Zeit, so fragt' ich, deutscher, besser Und freier, da ihr stolzes Haupt noch stand, Da Sang und Klang von ihren Söllern tönte Und Jammer aus dem dunklen Burgverlies, Da frech der Edle die Vasallen höhnte Und Wanderer am Wege niederstieß? Und jene Zeit, da mit dem Fürstenschwerte Der Krummstab eines mächt'gen Pfaffen focht? Und jene, da die freie, deutsche Erde Ein kühner Römer spielend unterjocht – ? – »Frei« war der Rhein, da er durch öde Steine Noch unbewohnt sich selbst die Bahnen brach, »Deutsch« war der Rhein, da hier im Eichenhaine Ein wildes Volk auf Bärenhäuten lag! Geht mir mit Euren Liedern für und wider! Geduldig ist das lumpige Papier, Gleichgiltig strömt und kühl die Welle nieder, Taub für der Menschen Zank um Mir und Dir, Dem Franzmann beut sie schmeichlerisch den Rücken Und trägt den Deutschen, wirft er sich hinein: Der Rhein, wie Ihr, läßt sich von jedem drücken, Drum heißt er auch der freie deutsche Rhein. Dumpf grollend ging die Woge mir zu Füßen, Als wüßte sie, was meine Lippe schalt. Da tauchte abwärts, unter Böllerschüssen, Ein Nachtbild auf von riesiger Gestalt; Dem Strom entgegen wälzte sich im Düstern Mit Donnerton der Dämpfer her von fern, Und Rauch und Schaum entsprühte seinen Nüstern, Und hoch am Maste hing es wie ein Stern. Stern einer neuen Zeit! Sei mir willkommen! Du gehst zur richtigen Minute auf, Heran mit Deinen Wundern komm geschwommen, Entgegen dem gewohnten Wellen-Lauf, Erwecke sie, die hier am Ufer träumen, Und reiß sie fort mit Deiner Räder Kraft! Ja, brausen muß, wie Du, die Zeit und schäumen, Eh' sie den neuen Geist lebendig schafft! Strom-auf und nieder schwinge Deine Fahnen, Trag hin und her Dein Feuer durch die Welt, Sei mit den eisernen Gedanken-Bahnen Der Blitz, der uns die graue Nacht erhellt, Das Band, das uns Geschiedene vereinet, Die Hand, die uns durch Rad und Ruder lenkt – Dann wird er »frei«, doch freier, als Ihr meinet, Dann wird er »deutsch«, doch deutscher, als Ihr denkt! Auf, frommes Köln, auf, heitres Mainz, erwache, Du, junges Mannheim, mache Dich bereit; Von Stadt zu Stadt, den wachsenden, entfache Sich die Aurora einer neuen Zeit! Und Ihr, die uns von deutscher Lebensader So viel geschwatzt, – daß sie zu reich nicht quillt! Ihr schürtet drin und draußen an dem Hader, Wie, wenn er, einig, Euch am Ende gilt? Ihr habt's beschworen, seht nun, daß Ihr's zwinget, Sonst wächst das Kind Euch alten übers Haupt; Dort fliegt es hin, ein Vogel leicht beschwinget, Unhemmbar, stark, am Ziel, eh Ihr es glaubt. Der freie Rhein – Ja, frei nicht bloß von Franken, Der deutsche Rhein – Ja, deutsch nicht bloß zum Spaß ... Gut' Nacht! Ich will dem alten Herr-Gott danken, Daß er – Genug, ich weiß noch nicht für was!