9. Ein Zimmer schwimmt voll Cigarettenduft, zwei Menschen hauchen Ringe in die Luft. Nun blickt ein Weib, aufatmend, einen Mann verstohlen an – seine offne Stirn, den kurzgehaltnen Bart, den Mund von träumerisch verschlossener Art, Hiebnarben neben den heftigen Nüstern – und fängt wie unwillkürlich an zu flüstern: Diese Nacht war furchtbar. Ich konnt nit schlafen: mich quälten die unausgesprochnen Dinge. Es war halb Traum halb Höllenstrafe. Wie auf der Jagd – als stäke mein Hals in Schlingen; fern stand mein Gatte und schrie hetz-hetz! Plötzlich ein Ruck: es war, als klinge das Telephon am Kopfend' meines Betts, als wolle die Frau mich Grauenhaftes fragen, die du – oh Lux: nit wahr? ich glaub, Dir kann ich Alles, Alles sagen; o furchtbar, sich mit Heimlichkeiten tragen! Nit, du? – Du! Lukas! – Bist du taub?! Schweigen. Ihre Augen schauen nachtbraun seine morgengrauen durch den Rauch verschleiert an. Sacht die Lider schließend sagt ein Mann: Früher konnt ich schwer mit Leuten reden; jetzt sprech ich mit dem Fremdesten gern. Es geht ein Band von dir durch mich zu Jedem, als wenn wir Alle Engel wär'n. Und doch: wer darf uns Teufeln trauen! Schon Eva hat zu klar erkannt: das Unerkannte ist es, was uns bannt. Denn eine tiefe Wollust schläft im Grauen. Sie lächelt eigen; er sieht es nicht. Sie hauchen wieder Ringe in die Luft. Das Zimmer schwimmt voll Cigarettenduft. Zwei Menschen horchen, was ihr Innres spricht.