19. Mondlicht greift durch bleiche Gardinen, legt Flecke auf ein Himmelbette; zwei Menschen sehn's mit bleichen Mienen. Sehn die Flecke in schleichender Kette grell ein Kind, das schläft, umkränzen; es schläft mit offnen Augenlidern. Die stillen Augensterne glänzen; glänzen weiß wie blindes Eis. Ein Weib schluchzt auf mit allen Gliedern. Wie aus einem Abgrund gerissen starrt ihr schwarzes Haar aus den Kissen, haucht sie heiß: Mir lebt dies Kind, und nicht von Dir; ich lieg' in Dankbarkeit vor dir. Ich lag bis heute wie unter Steinen, wie unter einer Sticklast Schnee; du bist gekommen, nun kann ich weinen. Jetzt aber – geh! Ich will vor dir kein Klagweib sein; laß mich, solang' ich lieg', allein. Der bleiche Mann im Vollmondlicht neigt sein unbewegtes Gesicht. Sein Blick weilt wie in weiten Fernen auf den blinden Augensternen. Und er spricht: Das Kind, das du geboren hast, sei deiner Seele keine Last: sieh, wie sein Schlaf das Helle trinkt! Es scheint ein Licht durch unsre Welt zu wehen, das alles andere, gröbere Licht beschwingt; in ihm wird dieses Kind aufgehen. Es wird die irdische Qual nicht sehen. Wir werden's leiten wie auf Wolkenauen. Es wird das innere Weltlicht schauen. Er küßt sie, geht – sein Schatten streift das Kind; zwei Menschen sehn, daß sie auf Erden sind.