Schneeglöckchen Sie ist erwacht, des Winters einzige Blume. In Tod und Nacht träumte die stumme Botin des Frühlings von Licht und Leben. Wie sie sich heben alle die sprießenden Spitzen, zum Himmel bange bebend sich richten! aber droben die Sonne schläft. Roh durchs Land die Stürme toben, lachen kalt der schlichten furchtsam strebenden Zarten, heulen ein Lied von Krieg und Streit: Nur die Starken, Harten preiset der Reigen der eisernen Zeit! Duftlos neigen sich die weißen reinen scheuen Köpfchen zur Erde wieder entsagend nieder und weinen selber ins Grab sich. Doch nicht minder, du einsame Blume, tröstet dein Blühen die Menschenkinder. Nicht ist vergebens dein kurzes Mühen: alles des Lebens Brausen und Glühen, das uns der Frühling schickt, du fühlst es nahn! Mit neuem Glauben blickt auf seine Bahn, winkt ihm Dein Gruß, rastlos wandernd der Mensch. Keimt doch zitternd in Ihm auch manche lautere Blume aus dem dunklen Grunde des Herzens, die verblühen muß, ehe die andern sicher strebenden, mächtiger treibenden Wurzeln sich regen: Zielen entgegen! –