Begegnung Ich sah dich schon. Im Sonnenschein beim Roggenfeld am Wiesenrain stand wilder Mohn; die Kelche blühten blutrot breit, den Schooß voll blauer Dunkelheit, und jäh aus einer Knospe quoll ihr glühendes Seelchen, unruhvoll. So sah ich dich, du knospiges Kind, erglühn, gestern im Feld am stillen Fichtenhain, als im Vorübergehn mein Blick dich küßte; mit allen Adern schienst du aufzublühn, so scheu und rein, als ob ich um Verzeihung bitten müßte. War's ein Erglühn? war's nur ein Widerschein: das Rot des roten Sommerkleids um dich, das Abendrot, das fern verglomm im Tann? War's ein Erglühn? – das erste war es dann, das deine jungen Schläfen so beschlich, so bang, so schwer sahst du mich an, so fast voll Angst zurück nach mir, als du verschwandest sacht im dichten Gewühl der silbergrünen Fichten. Doch meine Seele folgte dir, dein blautief Auge blieb in mir. Ich sah dich schon, du flüchtendes Kind: heiß durch den Roggen strich der Wind und bebend neigte sich der Mohn. Ich hab eine rote Blüte verwehn, zwischen den Halmen zerflattern sehn, und habe den Blättern nachgeträumt; und immer ist mir noch, ich schaue in ihren Kelch, der glutumsäumt sich jäh vertieft ins Dunkle, Blaue –