Oben und Unten Ueber die grauen Dächer weg, hoch hier oben, durch die langen roten Nelken, die vor meinem offnen Fenster leise zwischen mir und dem blauen Abendhimmel schwanken, will mein Auge, will meine Seele hinaus, hinauf. Um die höchste goldene Kirchturmkugel, im letzten fernen Lichte, mit hellen Flügeln, zieht ein Taubenschwarm zitternde Kreise über dem Hause meiner Geliebten. Aus dem blassen Westen will der erste Stern und überflimmert scheu den lauten Dunst und trüben Lärm der großen Stadt hier unten, wie der erste, winkende Traumgedanke aus dem wirren Schwarm der Lebensfragen in der Seele des Müden taucht – da klopft es. Klopft und ist auch schon im Stübchen, sitzt mir auf dem Stuhle gegenüber, sagt kein Wort, und nur die roten Lippen unterm schwarzen Ringelhaar winken roter als die rote Bluse auf den scheuen Knospen ihres Busens; und ich sage auch nichts. Ihre schwarzen Augensterne zittern durch die stumme Dämmerung des Stübchens hoch hier oben einen süßen jungen Evablick nach den langen roten Nelken hin; ihre Augen! Und ich angle nach ihr mit den Beinen, diesen Perpendikeln meines Herzens: Kleine, merkst du, was die Uhr geschlagen hat? –