Keiner stirbt, der für das Leben fällt Alle großen Berge wurden klein, Nirgends ist ein Berg so schwer aus Stein Als der Berg der Schmerzen und der Klagen, Den die Menschen in der Kriegsnot tragen. Nächte werden wilde Ewigkeit. Nie war je so krasse Winterszeit. Viel Verzweifelte ins Dunkel stieren, Viele tausend Tote machen frieren. Auch der Frieden brächt' nicht Frieden her. Siege wecken Tote nimmermehr. Nur ein Tor spricht mir von frohen Siegen, Nur ein Narr kann froh bei Gräbern liegen. Grollend dacht' ich's, und der Regen fiel. Und der Krieg trieb fort sein wütend Spiel. Suchend mußt' ich in die Wolken schauen, Wo der Himmel weinte wie die Frauen. Aber lebte nicht ein ewig Blau, Ewig Sonnenlicht dort hinterm Grau? Dieses kannte keine armen Toten, Helle Helden ihren Gruß mir boten. All die Tapfern sprachen auf mich ein: »Sollen wir umsonst verblutet sein? Deine Klagen wollen uns entwerten, Uns, die wir den Gott der Tat verehrten. Keiner stirbt, der für das Leben fällt, Keiner, der gekämpft für seine Welt. Und ihr sollt um uns nicht Klage tragen, Um Verklärte nicht aus größten Tagen. Größer als die Sorge ist die Kraft, Die aus Totem Berge Leben schafft.« Danach sah ich sie, die hingegangen, Höher als den Berg der Kriegsnot prangen. (Tana Besih, Sumatra, 25. November 1914)