[Ich gebe dir ein gut Gesetz] Ich gebe dir ein gut Gesetz, Ein redliches und reines hie: Genieße, was dein Herz erfreut, Doch Bruderherzen kränke nie! – Die Flasche trug ich unter'm Arm, Da meinte man, es sei ein Buch Und irrte nicht; ich lerne draus Rhetorik und Philosophie. – Lang an der Schale klebet' ich Da zog der Liebe starke Hand In's flammenheiße Centrum mich Aus frostiger Peripherie. – Wohin gehörst du, strenge Maid? In's unbelebte Pflanzenreich. Die Meine, weil sie lebt, verlacht Der Sitte dumpfe Despotie. – Des Schelteworts Beleidigung Verzeihet dir kein Nüchterner; Mich mag sie treffen ohne Scheu, Ich Trunkner überhöre sie. – Schön mag es in der Höhe sein, Doch auch hier unten ist es schön; Lenz, Liebe, Becher, Lautenklang – Was willst du, daß ich ferne zieh'? – Nicht sprich, Hafis, daß ungerecht Die Welt getheilt! Du hast genug; Hast deinen ewig heitern Geist Und deiner Reime Melodie.