Berthold von Zähringen Ja brecht nur auf mit Bußetränen, Ihr Schwärmer, die mein Herz verlacht, Wohl folg' auch ich glutheißem Sehnen Nach jenes Wunderlandes Pracht: Doch meine Sehnsucht heißt: – die Macht. Hier hemmt von überlegnen Fürsten Mich rings ein neidisches Geschlecht: Die Seelen, die nach Kronen dürsten, Fängt hier in engem Netzgeflecht Der Stärke stärkster Feind: das Recht. Doch drüben kann die Schwingen spannen Mein Herz, so weit es nur begehrt, Wo jedem wagenden Normannen So reiche Herrschaft wird beschert, Als seine List reicht und sein Schwert Hier nur ein Graf von wenig Hufen – Dort drüben winkt ein Diadem: Schon hör' ich tausend Stimmen rufen Laut von Byzanz bis Bethlehem: »Heil König von Jerusalem!« O laß zu deines Kreuzes Füßen Mich Tag für Tag, du Gottessohn, Den Frevel meiner Seele büßen! Ich zog hieher, wie dir zum Hohn, Aus eitlem Trieb nach Macht und Thron. Doch schon, als ich dies Land beschritten, Wo dir der Demut Palme ward, Wo du gekämpft, gesiegt, gelitten, Zerschmolz dies Herz, so stolz und hart, Vor deiner Wunder Gegenwart. Und als ich lag im Todesschauer Der Pest, ein aufgegebner Mann, Bog sich dein Bild voll Gottestrauer Vom Kreuz zu mir und blies mich an: »Du lebst, – doch lebst du mir fortan!« Verwandelt ist seitdem mein Wesen; – Von aller Erdenwünsche Pein Bin ich für immerdar genesen, Ich denke, statt an Kronenglanz, Nur noch an deinen Dornenkranz. So laß an deinem Grab mich knieen Mit Buße, Tränen und Gebet, Bis unter Engelsmelodien Mein Geist in deinen Frieden geht, Du einzig wahre Majestät.