Frühling Komm, holder Frühling, Segenspender, Aus deinem blauen Wunderhaus, Und auf das traurigste der Länder Geuß deine reichen Gaben aus. Gleich dem verstoßnen Königskinde Germania frierend sitzt im Wald, Das Haar zerzaust: ein Spiel der Winde Ist ihre rührende Gestalt. Vom Haupt ihr rissen böse Schächer Den Schleier und die Kronenzier, Und ach, auf Erden lebt kein Rächer, Zu Ehr' und Recht zu helfen ihr. Da nahest der Verlassnen Schlummer, Erbarmungsreicher Frühling, du, Und ihre Schmach und ihren Kummer Deckst du mit grünem Mantel zu. Und schlingst ihr statt der Kron' von Golde Den weißen Blütenkranz ins Haar, Reichst lächelnd ihr die Liliendolde Statt des entfallnen Zepters dar. Und läßt sie grünend ihre Wälder Und ihre stolzen Berge sehn, Und zeigst ihr lachend ihre Felder Und ihre dunkelblauen See'n, Zeigst ihr, wie kräftig prangt ihr Bauer, Wie blühend ihre Winzerin: Und durch die Königin der Trauer Zieht heller ein Gedanke hin. Sie träumet hold, die Kummerreiche, Von Frühlingshoffnung sanft gewiegt, Ein süßer Glanz das schmerzenbleiche, Das edle Angesicht durchfliegt. Sie träumet wohl von einem Lenze, Da herrlich sie vom Boden springt, Und wieder Kronen trägt statt Kränze Und wieder hoch das Zepter schwingt.