Cuculus Canorus Noch liegt ein leiser Hauch von Schnee Hoch in des Bergwalds Schatten: Doch warm schon auf die Matten, Vom sonn'gen Bühl herab zum See, Scheint der April so helle: Hinfort! Aus finstrer Zelle! Ei sieh! Ihr glänzt am alten Ort, Ihr goldnes Frühlingswölklein, Ihr Schlüsselblumenvölklein: Als Knabe schon brach ich euch dort: Drum laßt's euch nicht gereuen, Den Graubart zu erfreuen. Hier stand ich einst – ich weiß den Tag – Und sann, wie lang's noch währe, Bis daß mir Siegesehre Erwürbe meiner Harfe Schlag, – Als aus des Bergwalds Tiefen Zwei Kuckuck plötzlich riefen. »Ei, zukunftweiser Vogelmund,« So fragt' ich bei den zweien – »Nun sollt ihr prophezeien! Wie viele Jahr noch – tut mir's kund! – Bis eine Frau viel schöne Mit Sängerkranz mich kröne?« Eins – zwei – und drei! – Da ward es still: Kein Laut mehr scholl vom Walde. Ich jauchzte: »Wie? So balde! Doch heut' hebt an der Schalk April, Da mag es wohl sich fügen, Daß lose Vögel lügen.« Doch nein! Die Vögel logen nicht: Noch schwanden nicht drei Jahre, Da lag im braunen Haare Ein Kranz mir für mein Lenzgedicht: Mehr Glück als laute Preise Bot mir die Herrin leise. Hier ist der Ort: heut' liegt er still: Laut sonst durch alle Sträuche Ertost der Ruf der Gäuche: Heut' schweigt er, da ich forschen will, – Nicht mein noch übrig Alter: Zum Tod bereit steht Walther. – Nein: wie viel Jahr nach Walthers Tod Noch Walthers Lieder leben? Hei Gott! Da ruft er eben! Das schallt, das hallt! Nun hat's nicht Not. Viel hundert! Schweig, du Chorus! Dank, Cuculus Canorus!